Täschalp 10.08.2020

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.401 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Gestern Abend war mal wieder ein kleiner Ausflug fällig. Viel ist nicht los, aber ich habe das Jahr noch nicht abgeschrieben. Das kommt schon noch.


    Unterwegs war ich auf der Täschalp kurz vor Zermatt (2100m), und anschliessend noch unten im Tal (1400m):



    Für die Küchen-Mykologen habe ich diese beiden Hoffnungsschimmer gefunden, habe sie allerdings dort gelassen weil ich keine Pilze esse.

       


    Für alle anderen gab es diese wenig aufregenden Funde:


    1) Melanoleuca subalpina (s.l.): Melanoleuca substrictipes:


    Warzige Sporen in Baumwollblau:


    Cheilozystiden:


    2) Exobasidium rhododendri - überall wo Alpenrosen wachsen, findet man den. Habe ihn aber zum ersten Mal unters Mikroskop gelegt.



    3) Thelephora cf. caryophyllea

    Ich kenne mich in der Ecke nur begrenzt aus, weiss jemand ob das stimmen kann oder ob es ähnliche Arten gibt?


    Sporen in KOH, stachelwarzig (nicht alle!) und unregelmässig eckig:


    4) Einen Schwindling oder kleiner Rübling (?), der direkt neben dem obigen Suillus grevillei wuchs und mich viel mehr interessierte.

    Zu Hause störte der mich aber zunehmend, weil ich ihn nicht einordnen kann:

    - HDS hyphig, nicht hymeniform, ohne Pileozystiden oder Seten

    - Trotz intensiver Suche konnte ich keine einzige Cheilozystide finden, dafür aber zwei vermeintliche Pleurozystiden mit Korkenzieher-Spitze.

    - Stiel ohne Kaulozystiden oder Seten

    - Schnallen überall vorhanden

    - Kein Sklerotium gefunden

    Kann jemand damit was anfangen? Die Hüte waren 5-8 mm breit, sie wuchsen auf pflanzlichem Abfall, Moos oder Lärchennadeln.


    Sporen:


    Pleurozystide (?):


    HDS:


    Viele Grüsse


    Raphael

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    schöne Bilder/Funde. Deine T. caryophyllea sehe ich auch so; allerdings bin ich überhaupt nicht firm mit sub(alpinen) Pilzen. Ich komme einfach zu selten dahin.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo zusammen,


    ein schöner Beitrag! Ich habe ja mal viereinhalb Jahre in Genf gelebt und war da entsprechend auch viel in den Bergen unterwegs. Leider hatte ich damals noch nicht das Interesse an Pilzen. Das Exobasidium an Alpenrose hatte ich dann vor 2 Jahren im Schweizurlaub in Les Diablerets, aber leider war das bei der Rückkehr nicht mehr im mikroskopierbaren Zustand.


    Björn

  • Hallo Raphael,

    ich gehe davon aus, dass Deine Thelephora ziemlich dünnfleischig und mehr oder weniger zentral gestielt war. Dann kommt nichts Anderes in Frage.

    Bei Nr. 4 kannst Du Marasmius und Marasmiellus wegen der HDS wohl ausschließen, wogegen Collybia s. str. passen würde. Ohne Sklerotium bliebe dann C. cirrhata. Die Pleurozystide halte ich für eine herausragende Hyphe. Wenn meine Vermutung stimmt, solltest Du mühelos Kaulozystiden finden. Bei Mycena hättest Du sicherlich Cheilozystiden gefunden.

    LG Karl

  • Hallo zusammen


    Danke fürs Feedback, die Thelephora kann ich somit schon mal eintüten.


    Bei Nr. 4 habe ich nach Kaulos gesucht, aber keine einzige gefunden:


    Im Moment wohnen die FK sehr zur Freude meiner Familie im Kühlschrank. Ich nehme sie mir morgen Abend nochmal vor, vielleicht habe ich etwas übersehen.


    Nr 4 , type an vertrocknete Mycena sp

    Die FK sehen tatsächlich vertrocknet aus, waren sie aber nicht. Daher dachte ich zuerst an einen Schwindling, die sehen gerne mal so aus.


    Lg, Raphael

  • Hallo zusammen


    Ich muss noch was korrigieren.

    Nr. 1 ist nicht Melanoleuca subalpina, sondern Melanoleuca substrictipes.

    Wesentlicher Unterschied ist die Zystidenform und -dicke:

    - Bei M. subalpina: flaschenförmig, unten sollten sie praktisch immer > 10 µm sein

    - Bei M. substrictipes: brennhaarförmig und dünner. Bei meinem Fund waren sie um 5 µm breit.


    Lg, Raphael

  • Nochmal hallo,


    Ich konnte nun auch Nr. 4 klären. Wie Karl schon vermutet hat, ist es Collybia cirrata.

    Die soll zwar auf alten Pilzen wachsen, Ludwig schreibt aber, dass diese Pilzreste oft kaum mehr als solche erkennbar sind.

    Direkt daneben wuchsen frische Goldröhrlinge, also gut möglich dass ich unwissentlich eine sehr alte Goldröhrlings-Leiche gefleddert habe.


    Ich habe die Lamellen nochmal gründlich mikroskopiert, dieses Mal mit Baumwollblau statt Kongorot.

    Dabei konnte ich dann Marginalzellen entdecken, die recht gut zu denen bei Breitenbach/Kränzlin passen.

    Sie sind nur wenig grösser als die Basidien und wenig zahlreich, daher schwer zu entdecken:


    Am Stiel fanden sich dann mit etwas gutem Willen auch so etwas wie Kaulozystiden, wobei die meiner Literatur nie grossartig erwähnt sind.


    Wenn niemand Einwände hat, lege ich das Pilzchen also unter Collybia cirrata ad acta.


    Gruss Raphael