Welcher Dickfuß?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.743 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von yfleder.

  • Hallo miteinander!


    Vor ein paar Tagen habe ich im sauren Fichtennadelwald mit eingestreuten Buchen eine Kollektion Schleierlinge gefunden.



    Weder Stiel noch Hut sind schleimig.

    Der Stiel ist durchweg hell/beide, fast weiß. Genau wie das Fleisch im Schnitt. An der Basis ist der Stiel unregelmäßig verdickt.

    Die Lamellen sind auch beim jungen Exemplar tonfarben/bräunlich. Die Schneide ist etwas heller.
    Der Hut ist hellbraun mit ein paar braunen Flecken darauf. Unter der Lupe sieht man eine feine braune Bereifung.

    Der Geruch war unauffällig - ich hätte ihn spontan als frisch bezeichnet.


    Mit diesen Infos bin ich mit dem Übersichtsschlüssel von Ruedi Winkler und Gaby Keller beim tonweissen Dickfuß (c. turgidus) rausgekommen.

    Nach intensivem Nachschlagen stieß ich auf die Beschreibung des Geschmacks als mild - hab aber selbst einen bitteren Geschmack festgestellt.


    Was meint ihr zu meinem Fund und der Bestimmung?


    Eins hab ich schon selbst gemerkt - es hätte sich gelohnt mal eine Bessere Kamera zu verwenden :)
    Ist beim nächsten Mal dabei..


    Gruß, Yvonne

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    vorbildliche Anfrage Yvonne. :daumen:Ich selbst kann dazu leider nix beitragen, denn Cortinarien versuche ich nur zu bestimmen, wenn ich die selbst finde und insbesondere Telamonien sind tricky. Ich würde auch "nur" mit der FN schlüsseln und sehen, ob ich auf was gescheites komme.


    Es kann gut sein, dass Mykollege_Günter oder Cortinarius dazu konkrete Ideen haben. Ich habe leider keine.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • GriasDi Yvonne,

    das Bild ist sehr aussagekräftig, deshalb bin ich mir ziemlich sicher da Cortinarius subtortus, den Weihrauchschleimkopf zu erkennen. Ein sehr schlanker Schleimkopf ohne Knolle, der im anmoorigen Fichtenwald, auch direkt im Sphagnum, oft zusammen mit Cortinarius rubellus, dem Spitzgebuckelten Raukopf wächst. Typisch sind auch die jung dunklen graubraunoliven Lamellen, am rechten Fk schön zu sehen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Werner,

    da hast du Recht, die Farbe der Lamellen würde auch zum subtortus passen. Der bittere Geschmack ebenfalls. Es müsste dann aber der Hut schleimig sein, das war nicht der Fall (bei dem Wetter aber möglich, dass das eventuell eingetrocknet war). In "Fungi of temperate europe" wird hier ein Zedernholzgeruch beschrieben. Den konnte ich nicht wahrnehmen. Meine Hüte haben keine Olivtöne.

  • GriasDi Yvonne,

    es gibt noch einen C. amurceus, Ockergelber Schleimkopf, der meist als synonym angesehen wird. Dem sollen die Olivtöne fehlen und auch der Geruch. Den Weihrauchgeruch hab ich bei meinen Funden auch nie nachvollziehen können.

    Ich weiss aber nicht, ob die Sippe die Sequenzierer schon bearbeitet haben und ob das nun eine Art oder vllt sogar mehr als zwei Arten sind.

    An das "Subtortus-Aggregat" glaub ich auf jeden Fall.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Yvonne!


    Zu deinem Fund hat Werner eh schon mehr geschrieben, als ich dazu weiß.

    Nur zum Verständnis der Schleimigkeit ganz allgemein: Die Hüte von Phlegmacien müssen nicht grundsätzliich schleimig / schmierig / sonstwas sein.

    Wie du schon selbst schreibst: Das ist zum einen stark witterungsabhängig, zum anderen aber auch von Art zu Art verschieden, wie schnell Hutoberflächen abtrocknen bzw. wie stark diese Ixocutis (Schicht aus schleimigen Hyphen auf dem Hut) ausgeprägt ist. Da gibt es auch Arten, wo du selbst nach Anfeuchten die Huthaut nicht wirklich schleimig bekommst.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    das ist interessant, dann beziehe ich die schleimigen mit ein. Mit gefällt der amurceus ganz gut - wo gibt's denn zu dem eine Beschreibung?


    Das Bittere schließt den turgidus demnach aus..


    Spannendes Feld.. :)


    Grüße!

  • Hallo Yvonne,

    hab deinen Beitrag erst jetzt gesehen
    Ich denke das sind typische C. subtortus ( Weihrauch Schleimkopf) wie Werner schon geschrieben hat.
    Das Habitat sollte ein saurer, feuchter Fichtenwald , meist mit moorigen Bereichen sein.

    Wie Werner nehme ich diesen "angeblichen" Weihrauch Geruch auch nicht wirklich war.

    C. amurceus ist ein Synonym für C.subtortus. Die Abbildung von C.amurceus in Pilze der Schweiz Band 5 zeigt meiner Ansicht nach C.delibutus , auch mikroskopisch passen die Daten gut zu C.delibutus. Wäre ein Fall einer klassischen Fehlbestimmung, was sich aber wohl nicht mehr wirklich nachweisen lässt.

    Gruss
    Uwe

  • Hallo,


    auch ich halte das für typischen subtortus.

    Was den Olivton betrifft, so verstehen verschiedene Leute verschiedene Dinge unter "oliv" und erst recht unter "Olivton". Der Farbton, den das rechte Exemplar auf deinem Bild am Hutrand hat, wäre für mich ein typischer Olivton. Überhaupt sind die Hüte alle nicht schön ockergelb wie amurceus sein sollte, sondern haben diesen gebrochenen, graugelben Ton - eben einen Olivton ....

    Wenn Du subtortus oft siehst, insbesondere dann auch mal schon etwas ältere Exemplare die noch etwas angetrocknet sind dazu, dann wirst Du zwischen typisch grauolivgelb getönten auch mal recht lebhaft ockergelbe finden.


    beste Grüße,

    Andreas