Porlinge, Kartoffelboviste und Schleimpilz

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 6.315 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von hübchen.

  • Hallo, ich bin neu hier.


    Ich habe einige Bilder bei Wikimedia Commons hochgeladen, um sie auf der Bestimmungsseite von Wikipedia bestimmen zu lassen. Leider hat sich bei diesen Bildern keiner gemeldet.


    Der erste Pilz ist dieser Porling (Wulstiger Lackporling ?):
    Porling 1
    Hier noch eine Ansicht im Schnitt:
    Porling 1


    Außerdem noch dieser Lackporling (?):
    Porling 2
    Ich vermute, es handelt sich um den Flachen Lackporling


    Dann noch Kartoffelboviste
    Kartoffelboviste 1
    Kartoffelboviste 1.1
    Die oberen drei sind dieselben wie die im Bild darüber.
    Kartoffelbovist 2


    Und dieser Schleimpilz (Blutmilchpilz ?)
    Schleimpilz


    Kann jemand meine Vermutungen bestätigen/konkretisieren/korrigieren? Falls hier noch Bilder benötigt werden, kann ich sie gerne hier hochladen.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Willkommen erst mal!


    Beide Porlinge (1+2) halte ich für den Flachen Lackporling (Ganoderma lipsiense);


    Die Kartoffelboviste (1) würde ich als Dickschaligen Kartoffelbovist (Scleroderma citrinum) einschätzen, obwohl mir da schon etwas mehr Gelb fehlen würde;


    Der 2. Kartoffelbovist gehört wohl in die Kategorie der Dünnschaligen Kartoffelboviste. Meist ist ´s Scleroderma areolatum (Leopardenfell- oder Getupfter Kartoffelbovist). Ob es eine Möglichkeit gibt, die nur makroskopisch eindeutig zu bestimmen, weiß ich nicht. Ich muss da immer mein Mikroskop anschmeißen.
    Der areolatum wächst bei mir aber immer an meist hängigen, stark sonnenbeschienenen Lagen unter Eiche. Vielleicht hilft ´s.


    Beim Schleimpilz sehe ich auch nichts anderes.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Danke euch beiden.


    Ich habe eben noch mal nachgesehen. Ich muss da irgend etwas durcheinandergehauen haben. Es ist ja der Flache Lackporling, der weiße Einschlüsse besitzt und nicht der Wulstige.


    Zu dem Dünnschaligen Kartoffelbovist: Er wuchs in Hanglage in einem Wald mit Eichen, Buchen und Birken. Aber stark sonnenbeschienen war der Ort nicht (eher dunkel). Laut Ettore Bielli: Pilze soll der Leopardenfell-Kartoffelbovist etwas kleiner sein und eine leopardenfellartige Außenschicht besitzen. Das hilft nicht unbedingt weiter. Laut Wikipedia soll der Braunwarzigen Hartbovist feinwarzigere/gelbe Sporen und einem ausgeprägt grubigen Stiel besitzen. Aber die Stielansätze auf diesem Bild kommen denen des Leopardenfell-Kartoffelbovist sehr nahe (siehe Google-Bildersuche). Vielleicht kann ich noch Sporen auftreiben. Wie unterscheiden die sich denn genau? Wenn ich dieses Bild von S. areolatum mit diesem von S. verrucosum vergleiche, kann ich außer der Farbe (gelb trifft ja zu, oder wurde das Material eingefärbt) keine nennenswerten Unterschiede feststellen.


    Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Die Unterschiede sollen wohl in der Sporengröße und Länge der Stacheln liegen:
    areolatum 11-13, Stacheln bis 2 µm;
    verucosum 8-11,6, Stacheln 1- 1,4 µm.


    Ehrlich gesagt, wenn ´s sonst keine Unterschiede gibt.....
    Aber wie angedeutet, alles, was ich bisher mikroskopiert habe, war areolatum, deshalb weiß ich nicht wirklich, ob ´s weitere Unterschiede gibt.



    VG Ingo W

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • (Mist, jetzt ist gerade mein Beitrag wegen eines Server-Errors verloren gegangen. Hier eine Rekonstruktion: )


    Danke für die Auskunft
    Mal sehen, ob ich noch zu den Sporen komme. Zur Größenmessung am besten den Durchmesser des Gesichtsfeldes ohne Vergrößerung messen und das dann durch die entsprchende Vergrößerung teilen, oder? Mein Mikroskop ist nicht das beste. Wer weiß, ob eine Angabe wie 400x so genau ist. Naja, mal sehen, wie weit ich komme... ;)


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo,


    noch eine Frage zwischendurch: In meiner Literatur ist der so genannte Myzelialkern als Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Zunderschwamm und den Lackporlingen angegeben. Der Porling 1 besaß aber einen solchen (zumindest hielt ich das Gewebe an der Anwachsstelle dafür). Im zweiten Bild ist die Stelle ganz rechts zu sehen. Demnach müsste es sich um einen Zunderschwamm handeln. Aber dafür ist die Gestalt des Pilzes nicht gerade passend. Aber auch der scheint relativ flach vorzukommen, wie hier abgebildet.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo,


    ich habe jetzt Bilder von den Sporen, aber vielversprechend ist es wohl nicht:
    Sporen
    Das müsste genau der sein, der oben auf dem Bild ist (der Dünnschalige Kartoffelbovist). Die Vergrößerung beträgt 1200-fach. Die Sache hat sich als schwieriger erwiesen als ich dachte. Ich konnte leider keine Längen feststellen, da der Fotoapparat nur einen Teil des Gesichtsfeldes fotografiert.
    Edit: Eigentlich müsste das doch auch so gehen, mit der Auflösung (dpi), die für das Bild angegeben ist, oder.


    Außerdem habe ich noch folgende Bilder:
    Dickschaliger Kartoffelbovist, oder? Wuchs an einer Birke.


    Dünnschaliger Kartoffelbovist Wegen der Größe (6 cm Durchmesser) ist es wohl der Braunwarzige Hartbovist (Scleroderma verrucosum).


    Das ist wohl ein weiterer Leopardenfell-Hartbovist.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Deine ganze Rechnung mit Gesichtsfeld und so beruht sicherlich irgendwie auf einen Irrtum. Zum Mikroskopeichen brauchst du ein Objekt-Mikrometer, zum Messen dann eine Messskala im Okular.


    1200-fache Vergrößerung ist nur mit Immersionsobjektiv + Immersionsöl sinnvoll, alles andere ist nur "leere Vergrößerung", bringt also keine zusätzlichen Details.


    Dein Porling ist ein Lackporling. Kannst ja auch die Poren mal von unten anschauen, frischer Porenzuwachs ist bei denen immer weiß, man kann dann drauf schreiben, weil der Untergrund schokoladenbraun ist.
    Zunderschwämme sind eigentlich nie flach, dein Referenzbild zum "flachen Zunderschwamm" ist zu klein (zumindest kriege ich es nicht groß), um etwas genaues erkennen zu können. Aber auch wenn das Bild aus einer forstwirtschaftlichen Seite stammt, würde ich den Zunderschwamm darauf doch stark anzweifeln, rein habituell dürfte es sich dabei um den Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) handeln.


    Ein weiteres Merkmal des flachen Lackporlings (siehe deine Porlingsbilder!) wären auch noch die verwachsenen "Knubbel" auf der Hutoberseite und die scharfe Hutrandkante. Der Zunderschwamm wächst immer auch sehr nach unten, hat deshalb immer sehr stumpfe Hutränder.


    VG Ingo W

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    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Ingo!


    Danke für die umfangreiche Antwort.


    Ich dachte, das mit der Längenmessung geht auch anders, aber das ist wohl eh zu ungenau. Ich habe mir dazu auf dieser Seite etwas durchgelesen. Nunja, ich habe leider solche Mikrometer nicht. Mal sehen, vielleicht bekomme ich an der Uni was raus.


    Ich kenne den Zunderschwamm eigentlich auch nur dicker. Aber dieser "Myzelialkern" hat mich irritiert. Ich habe mir die anderen Porlinge, bei denen ich vermutet habe, dass es Flache Lackporlinge sind, auch noch mal angesehen. Die haben auch so eine Verwachsungsstelle. Allerdings war das Gewebe bei denen im oberen bereich heller (holzfarben), wie es sein sollte. Das Exemplar, das ich angezweifelt hatte (angezweifelt ist schon übertrieben, es hat mich verwundert, dass einiges so sehr zum Zunderschwamm passt) hat wie der Zunderschwamm auch noch dunkles Fleisch. Liegt vielleicht an der Nässe...


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo!


    Ich habe die Mikroskopie jetzt etwas professioneller durchgeführt. ;) Liegt bei mir nun schon ne Weile rum, aber eh man dazu kommt...


    Die Nummerierung folgt der Nummerierung auf meinem Rechner, sonst besteht die Gefahr, dass ich am Ende nicht mehr durchsehe. ;)


    Ich habe mal unter den Bildern relevante Angaben gemacht und Schlussfolgerungen daraus gezogen.


    Das jeweils erste Sporenbild ist entstanden, unmittelbar nachdem ich die Sporen präpariert hatte, das zweite etwas später. Ich habe jeweils die größte Spore gemessen, die ich finden konnte. Die Sporen waren bei der zweiten Messung immer etwas größer. Könnten die sich mit Wasser vollgesogen haben? Die Sporen waren schon etwas älter. Vielleicht habe ich aber auch die Stacheln mitgemessen, die sich dann angelegt haben könnten (Hatte den Eindruck, dass die Sporen teilweise ungewöhnlich glatt waren).


    Ein Teilstrich entspricht 2,5 mmm (Mikrometer).


    Pilz 6:

    Die erste Messung ergab 11,25, die zweite 12,5 mmm.
    Sporen bis 12,5 mmm => S. areolatum (?)
    Kein ausgeprägter Stiel => S. areolatum
    Fazit: eventuell S. areolatum


    Pilz 8:

    Die erste Messung ergab 10, die zweite 11,25 mmm.
    Sporen zwischen 7,5 (das war das Minimum) und 11,25 mmm => S. verrucosum
    Kein ausgeprägter Stiel => S. areolatum
    Fazit: vermutlich S. verrucosum


    Pilz 9:

    Die erste Messung (Bild) ergab 10, eine zweite 12,5 mmm. Das war der gravierendste Größenunterschied. Da die erste Messung aber mit die kleinsten Sporen offenbarte (es waren ja, die größten, die ich finden konnte), kann man wohl 11,6 (s. Kleine Kryptogamenflora) gelten lassen?
    Sporen => verm. S. verrucosum
    Fruchtkörpergröße (> 4 cm) => S. verrucosum
    Ausgeprägter Stiel => S. verrucosum
    Fazit: vermutlich S. verrucosum


    Pilz 10:

    Die erste Messung ergab 11,25, die zweite 13,75. Dieser Pilz hatte die größten Sporen von allen. Das letzte Bild zeigt die langen Stacheln gut.
    Sporen bis 13,75 mmm => S. areolatum
    Sporen mit langen Stacheln => S. areolatum
    Fruchtkörpergröße (> 4 cm) => S. verrucosum
    Ausgeprägter Stiel => S. verrucosum
    Fazit: vermutlich S. areolatum, obwohl die Größe des Fruchtkörpers dagegen spricht. S. areolatum soll 2-3-(4) cm erreichen (Kleine Kryptogamenflora). Er ist aber schon im getrockneten Zustand 6 cm groß.


    In der Kleinen Kryptogamenflora steht, dass die Peridie (also die Außenseite, nicht?) von S. areolatum von Areolen (Name) umgeben ist (wie Leopardenfell), die Peridie von S. verrucosum dagegen nie. Wie sieht das genau aus? Könnte mir das bei Pilz 8 ja gut vorstellen, die Sporen sagen aber S. verrucosum. Vielleicht so, aber die anderen Bilder, die ich finden konnte, sind nicht so farbenfroh.
    S. verrucosum soll abstehende Schuppen besitzen, die auf einem helleren Untergrund sitzen. Schuppen kann ich bei Pilz 10 gut sehen, aber keinen helleren Untergrund. Außerdem sprechen die Sporen hier eher für S. areolatum.
    Ihr seht, ich stehe auf dem Schlauch.


    Ich bin gespannt auf eure Meinungen. :)


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Ich glaube, um das Sporenornament und die Stachellänge beurteilen zu können, reicht die Vergrößerung nicht aus. Bei mir wäre mindestens bei Pilz 8 und 10 der Scleroderma citrinum noch nicht aus dem Rennen (aus makroskopischer Hinsicht).


    Der Schlussfolgerung, die Art nach der Länge des Stiels eingrenzen zu wollen, würde ich auch erst mal skeptisch begegnen.
    Aber wie im Beitrag anfänglich von mir schon geschrieben, bin ich selbst noch am Rätseln.


    VG Ingo W

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  • Hallo Toffel!
    Ich will Dich nicht kritisieren, aber warum stellst Du Deine Bilder nicht direkt hier ein ohne die nervigen Links? :(


    Sorry,nichts für ungut. ;)

  • Hallo ihr beiden,


    bei Pilz 10 (sieht auch gar nicht nach verrucosum oder areolatum aus) hätte ich mit der Bestimmung "citrinum" keine Bedenken. Das erste Sporenbild zeigt klar, wenn auch recht klein, netzige! und nicht isoliertstachelige Sporen, wie ja bei areolatum und verrucosum vorhanden.
    Die Sporenbild zu Pilz 8 (wieder makroskopisch nicht verrucosum oder areolatum) ist leider nicht ganz so deutlich, aber auch hier gehe ich eher von netzigen Sporen, also von citrinum aus.
    Und: Der Myzelialkern ist ein kugeliges, vom übrigen Gewebe klar abgegrenztes Gebilde. Am besten zersägt man den Fruchtkörper durch diesen Kern hindurch. Dann ist er gut zu sehn, oder eben nicht (wie bei den von dir gezeigten Pilzen) :)


    Grüße


    hübchen

  • Hallo!


    Danke für eure Antworten.


    Hm, der Mykologe/Botaniker an der Uni hat mir nur zwei Ojektive erklärt. Da hatte ich vermutet, dass das schon reichen wird für die Sporen (für die Fotos habe ich das mit der höheren Vergrößerung verwendet). Ich dachte ja auch, die Größe der Sporen zu ermitteln, würde ausreichen.


    Die Pilze 8 und 10 haben in der Tat eine recht dicke Schale. Ich dachte, citrinum hat nicht so eine wurzelartig geformte Basis. Ich hätte einzelne Stränge erwartet (reißen meist ab, wenn man sie aus der Erde dreht). Stimmt aber wohl doch nicht.


    Bei Pilz 9 würde ich mich aber doch auf verrucosum festlegen wollen. Für areolatum ist als Maximaldurchmesser des Fruchtkörpers 4 cm angegeben (in Klammern bedeutet ja schon eine Ausnahme). Daher ist es unwahrscheinlich, dass es der ist.


    @waldwichtel: Seit einiger Zeit lade ich die Bider ja hier hoch. Ist zugegebenermaßen auch etwas einfacher. Anfangs war es aber noch etwas ungewohnt. Außerdem hatte ich eh vor die Bilder dort zu nutzen, dann hätte ich sie am Ende an zwei Stellen hochgeladen.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo toffel,


    hier mal noch zur Orientierung für dich zwei eigene Mikroaufnahmen:


    S. citrinum: stachelig-netzig (die Sporen sind hier noch sehr jung, darum mit "Bläschen")


    Kopie%20(2)%20von%20Scleroderma%20002.jpg


    S. areolatum: stachelig



    Kopie%20(3)%20von%20New-Out99999_99998.jpg

  • Hallo Hübchen!


    Wahnsinns-Mikro-Bilder!!
    Ich hoffe, die sind gestackt, sonst kriege ich die Krise!


    VG Ingo W

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  • Hallo,


    das erste Bild ist nicht gestackt, das zweite schon. Beim ersten habe ich nur das 40er Objektiv benutzt, um das Netz besser ablichten können. Die Stackversuche mit netzigen Sclerodermasporen waren nämlich nicht so besonders. Das Mikroskop ist Axiolab von Zeiss.


    Grüße


    hübchen