Hallo zusammen,
nach einer Woche Gran Canaria-Urlaub sind wir wieder wohlbehalten und hoffentlich coronafrei in Deutschland angekommen. Wie ihr euch sicher denken könnt, konnte ich nicht einmal auf Gran Canaria die Finger von den Pilzen lassen, was meine Frau, einige vorbeischlendernde Hotelgäste und insbesondere einen der Hotelbediensteten zum Stirnrunzeln brachte. Letzterer gab mir den Tipp, die gefundenen Pilze keinesfalls zu essen: vollkommen zu recht, wie ihr sehen werdet.
Aufgrund der allgemeinen Sommertrockenheit auf Gran Canaria war es natürlich etwas schwierig mit der Pilzsuche. Doch in unserem Hotel wurde die Außenanlage regelmäßig beregnet, was dazu führte, dass dort doch einiges zu finden war. Da keine Mykorrhiza bildenden Pflanzen vorhanden waren, sondern nur diverse Palmen und Blumenstauden, gab es keine Mykorrhizapilze, aber doch einige Streuzersetzer (Saprobionten). Bestimmt habe ich die Pilze nicht wirklich mangels mitgenommenem Arsenal, so dass ich die Einschätzung oberflächlich anhand der makroskopischen Merkmale vornehmen musste. Daher sind alle Benennungen mit Fragezeichen versehen.
Relativ häufig waren einige Rädchentintlinge, die wohl der Gattung Parasola zugehören dürften.
Begleitet wurden diese von einer Samthäubchenart (Conocybe), die ein paar markante makroskopische Merkmale zeigte: Hutfarbe sehr blass ledergelb, fast weißlich, in der Hutmitte sehr kleinflächig kräftig ockerbrau, der Stiel hyalinweiß, ohne jede Gelbtönung, mit markantem weißen Basisknöllchen.
Etwas größer, unter Dattelpalme im Gras wachsend, eine Art, die ich in der Gattung Leucoagaricus suchen würde. Relativ schmächtig und dünnfleischig, der Stel nur knapp 3 bis 4 mm breit, der später aufgeschirmte Hut mit einem Durchmesser von ca. 5 cm, braune körnelige abwischbare Schuppen tragend. Das Buch 1200 Pilze von R. DÄHNCKE, ein Werk, in dem ziemlich viele Pilze der Kanarischen Inseln abgebildet sind, bietet auf S. 532 unter der Bezeichnung Leucocoprinus cepaestipes eine Art, die der hier gefundenen wohl ziemlich nahekommt.
Ebenfalls häufig anzutreffen war eine Champignon-Art mit ziemlich stark schuppig werdender Hutoberfläche, die anhand Geruch und Stielfleischverfärbung bei den Karbolchampignons einzuordnen ist. Wie bei der gesamten Natur der Kanarischen Inseln (Flora, Fauna), die bekanntermaßen viele endemische Arten beinhaltet, tut man sich schwer, auf dort gefundene Pilze Namen mitteleuropäischer Arten anzuwenden, auch wenn sie so ähnlich aussehen wie unsere. Diese hier sah oberflächlich betrachtet einem Wiesenchampignon nicht unähnlich, outete sich aber nach einigen Untersuchungen als etwas anderes.
Besonders gefreut habe ich mich freilich über den Fund einer Art, die ich schon vor Jahren auf Teneriffa erfolglos gesucht habe, nämlich diesen Safranschirmling mit dem grünen Sporenpulver, der in DÄHNCKE auf S. 520 unter der Bezeichnung Chlorophyllum esculentum beschrieben ist. Auf dem zweiten Foto ist deutlich zu sehen, dass die Lamellen im Alter grün werden. Das rechte Exemplar auf dem ersten Foto lieferte in der Tat beim Aussporen grünes Sporenpulver.
Ich hoffe, euch hat der kleine mykologische Gruß aus Gran Canaria gefallen.
Freundliche Grüße
Oehrling