Guten Morgen!
Da hätten wir mal einen verwirrenden Fall eines Filzers, meiner Ansicht nach aus der Ziegenlippenverwandschaft (also Gattung Xerocomus s.str.). Ist eben manchmal schwierig, vor allem wenn man nur zwei Fruchtkörper zur Verfügung hat. Ich stelle den Fund einfach mal zur Diskussion, vielleicht hat ja jemand mit Röhrlingsaffinität (zB. Jürgen oder Tricholomopsis ?) Lust das Dingens zu diskutieren?
Gefunden letztes Wochenende (15.08) in Südbaden, Region Lörrach; thermophiler Laubwald (Rotbuche, Eichen) auf Kalkboden mit Lößauflage.
An einer Wegböschung, vergesellschaftet mit Suillellus luridus & Clitopilus prunulus s.l.
Die Aufnahme am Fundort ist verunglückt. Überstrahlt, und dann versucht farblich irgendwie zu retten...
Die Aufnahmen daheim sind dann an einem fast zwei Tage alten fruchtkörper entstanden. Im grunde hatten die sich nicht groß verändert, lediglich die komischen Flocken am Stiel sind nachgedunkelt, von ockergelb nach ockerbraun / rostbraun. Das Verhalten im Schnitt war daheim immer noch ziemlich genau so, wie am Fundort.
Weitere Details stehen in den Bildern dabei (u.A. auch Sporengrößen, und einschränkender Hinweis dazu), die man auch aklicken und vergrößern kann.
Wegen dem leuchten gelben Fleisch unten in der Stielbasis kam mir am Fundort der Gedanke an Xerocomus chrysonemus. Dagegen spricht aber das erst getrocknet blass ockergelbe Basismycel, beim Frischmaterial war es eher cremefarben. Auch sollte X. chrysonemus ein Pilz mit recht kurzen & breiten Sporen sein. Erst recht, wenn ich hier davon ausgehe, daß die Sporen von einem nicht ausgereiften Fruchtkörper stammen, dürfte der Quotient hierfür eigentlich schon aus dem Rahmen sein.
Das Blauen darf wohl bei X. chrysonemus so vorkommen, vgl dazu >hier<.
Angesichts der Kontextfarben würde ich sowohl X. ferrugineus als auch X. silwoodensis ausschließen.
Die offene Frage: Darf X. subtomentosus so gelbes Fleisch in der Stielbasis entwickeln? Und was sollen die bräunenden Flocken am Stiel? Beides habe ich bei X. subtomentosus s.str. so noch nie beobachtet.
Was nichts heißen muss, denn die Ziegenlippe im strengen Sinne ist ja reichlich variabel.
Beleg ist mal prophylaktisch getrocknet, wenn jemand zur morphologischen einschätzung noch Ideen und Wiedersprüche hat: Immer raus damit.
LG, Pablo.