Wer kann mir bei Scutellinia-Bestimmung und Sporenmessung helfen?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.847 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von beatephmc.

  • Hallo liebe Pilzler!


    Diese Scutellinia habe ich in einem dauerfeuchten Erlenbruch auf durchfeuchtetem, bereits stark vermorschtem Holz gefunden (vermutlich Erle.) Da mir Ralf netterweise ein Objektmikrometer geliehen hat, kann ich nun endlich erste Versuche in der Sporenmessung starten. Ich habe die Sporen mit Ralfs Asco-Sporentechnik abwerfen lassen (angehauchten Objektträger auf die Scutellinia gelegt und warme Lampe drüber. Hat prima geklappt, danke Ralf!) Ich habe die Messung jetzt erst mal mit sehr wenigen Sporen gemacht, es dauerte auch so schon gefühlte Ewigkeiten, die Balken im "Makroaufmaßprogramm" genau dort hin zu bekommen, wo ich sie haben wollte. Denkt Ihr, die Meßbalken habe ich so richtig angelegt? Ich habe natürlich versucht, die Sporenornamente nicht einzubeziehen, bin mir aber etwas unsicher ob die Anlage so ok ist.


    Und dazu gleich eine weitere Frage: gibt es im Makroaufmaßprogramm eine Möglichkeit, eine Rechtwinkligkeit der Balken zu erreichen? So hab ich jetzt mal einfach alles nach Augenmaß gemacht, aber das ist natürlich eigentlich halbgar... Und in dem Programm gibt es einen Radiergummi-Button, mit dem man "markierte Messung löschen" kann. Wie aber markiere ich eine der zahlreichen Meßlinien, weiß das zufällig jemand? Ich habe auch leider keine Bedienungsanleitung/Handbuch für das Programm gefunden, gibt es wohl irgendwo eine?

    Die Kalibrierung der Maße scheint gut gelungen zu sein, ich bekomme konsistente Werte bei allen Fotos mit unterschiedlichen Vergrößerungen und auch der Rückcheck mit Mikrometermaßen war erfolgreich.


    Jetzt aber zu der Scutellinia:


    Größe des Fruchtkörpers ca. 3mm, die Färbung auf dem Foto entspricht gut der Originalfärbung.

    Sporenmaße: Durchschnitt aus 7 Messungen in H20 19,78µm x 13,5µm, Q 1,47. Bei einer Referenzmessung an einer anderen Sporengruppe waren es bei 6 Sporen

    19,85x13,4µm und Q 1,46.

    (Helft Ihr mir bitte, wie ich das (auch mit den Ausreißern) fachgerecht aufschreibe?)


    Die Randhaare hatten eine Länge von minimal 272 und maximal 657µm bei natürlich stark variierender Breite (wo muß ich denn da eigentlich messen?) zwischen 20,7 bis 35,2µm. Die Haarwanddicke betrug zwischen 3,5 und 4,7µm. Ich habe 4 bis 15 Septen gezählt. Die Haarbasen waren oft bifurkat bis komplex gegabelt.

    Die Sporenornamente habe ich in mit H2O verdünntem Baumwollblau ungestackt fotografiert (BWB nicht erhitzt.)


    Mit dem mir zur Verfügung stehenden Schlüssel (Fungi Quebec) komme ich zu keinem eindeutigen Ergebnis, bisher paßt Scutellinia olivascens var. minutispora m.E. aber bisher am besten.


    Für ein wenig Bestimmungshilfe und konstruktive Kritik im Sporenmeßstolperfeld wäre ich sehr dankbar =o))

    LG, Beate.
























  • Hallo Beate,


    bei der Scutellinia-Bestimmung kann ich dir leider nicht weiterhelfen (da ist Ralf aber natürlich auch der richtige Ansprechpartner), aber was die Messung angeht, würde ich sagen, daß das mit der Pi-mal-Daumen-Rechtwinkligkeit mehr als ausreichend ist. Du kannst ja einfach mal mehrere unabhängige Messungen an einer und der selben Spore machen und schauen, welche Werte du da erhälst. Alles was weniger als 0.5 µm Abweichung ist, zählt nicht, weil das sowieso unter der Auflösung des Lichtmikroskops liegt.


    Björn

  • Zuerst mal. Vergiß das Meßprogramm, es sei denn Du hast furchtbare Langeweile. Die Messungen mit dem bloßen Auge und Notizzettel sind mehr als ausreichend da die Sporenmaße sowieso oft stark schwanken und man mit einem von-bis Bereich arbeiten muss bei dem eine höhere Genauigkeit als ca. 0,5 µm sowieso nicht zu erreichen ist. So wie Du die Sporen auf dem Foto vermessen hast, ist das ok. Wichtig ist immer, dass die Sporen plan liegen, also beide Pole scharf zu sehen sind, ansonsten bekommt man falsche Maße.
    Zum bestimmen solltest Du den Schumacher nehmen, der zwar alt aber immer noch das Beste ist was man bekommen kann. Ergänzend dazu solltest Du die Arbeiten von Benat Jeannerot nehmen, wenn es mal was abgefahrenes ist. Ich meine die Dir alle auf dem Stick seinerzeit gegeben zu haben. Wenn nicht holen wir das nach. Dann gibt es noch einen neueren Schlüssel von Benat über die Europäischen Arten. Ganz sicher sehr gut, aber mit dem hab ich (mangels Scutelliniavorkommen in den letzten trockenen Jahren) noch nicht gearbeitet. Kannst Du natürlich auch gerne haben.
    Grundsätzlich sollte man bei Scutellinia immer Kollektionen sammeln und mehrere FK vermessen. Die Gattung neigt dazu "Außreißer" zu produzieren, was sowohl die Sporenmaße als auch das Sporenornament betrifft. Und wenn Du so einen als einzigen mikroskopierst, bekommst Du keine oder eine falsche Bestimmung.
    Die Haare mißt man immer an der dicksten Stelle, und zwar sowohl die Randhaare, als auch die der Außenwand. Auch die Wurzeln betrachtet man von beiden Stellen. Und Du solltest die mit einer feinen Pinzette zupfen um sie besser sehen und vermessen zu können.

    Zu Deinem Fund:
    Nach den Maßen und was Du an Mikrobildern zeigst, halte ich das für S. olivascens. Dafür sprechen auch die untermischten, doppelt geschwungenen Haare, die ich auf einem Deiner Fotos mal markiert habe.

  • Ah, ganz herzlichen Dank lieber Ralf! Das hat jetzt gleich einen ganzen Haufen Fragen erklärt - eine Riesenhilfe! Ich schau direkt mal nach, ob ich im Netz den Schumacher dort finde, auf dem Stick war er nicht. Mit dem Fungi Quebec hatte ich mal rumgespielt, weil der interaktiv ist und die Suche so erst mal sehr bequem eingrenzt, bzw. man durch Abändern einzelner Parameter (ich war mir z.B. über die Interpretation des Sporenornaments so gar nicht sicher) sehr schnell eine neue Gewichtung der einzelnen Parameter/Bestimmungswahrscheinlichkeiten erhält. Ist halt für Anfänger spannend, weil man so quasi während der Bestimmung schon eine Menge über die Einzelmerkmale lernen kann und man bei Fehleinschätzungen schneller "zurückkommt". Aber für eine gute Bestimmung sind das sicher einfach viel zu wenig Arten. Trotzdem ganz interessant (und hat ja immerhin hier das gleiche Ergebnis ausgeworfen.

    Falls jemand den Schlüssel noch nicht kennt und mal etwas spielen möchte, hier ist der Link:


    [but]Fungiquebec - Key Of Scutellinia[/but]

  • Hallo Scutellinia-Freunde,


    hier und in anderen Beiträgen zu Scutellinia im pilzforum wird bei Schlüssel der Gattung Scutellinia immer auf den "Schumacher" verwiesen.

    Nach etwas Suchen im www fand ich ihn, vielleicht hilft es dem einen oder der anderen.


    (PDF) The genus Scutellinia (Pyronemataceae)

    The genus Scutellinia (Pyronemataceae)

    Trond Schumacher

    Opera Botanica 101

    Copenhagen 1990

    108 Seiten


    oder nur der Schlüssel von Schumacher, aber auf französisch

    Le genre scutellinia (Pyronemataceae) par Trond Schumacher (1990)

    http://www.ascofrance.com/uploads/document/45-0001.pdf


    Dann noch ein link zu Benat Jeannerot - European key to the genus Scutellinia

    AscomyceteOrg 11-06 297-308.pdf


    Grüße

    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

  • Hallo Beate,


    hier der von Ralf erwähnte aktuelle Schlüssel.

    Scutellinia key_Benat Jeannerot AscomyceteOrg 11-06, 2019.pdf


    Und hier zwar nicht die Schumacher-Monografie, dafür sein Schlüssel in deutsch.

    Scutellinia Schlüssel dt._Schumacher, 1990.pdf


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Oh, Ihr seid ja klasse! Ganz herzlichen Dank an alle, jetzt muß Petrus nur noch die ganz große Gießkanne rausholen, damit es nicht bei solchen Einzelfunden bleibt... eigentlich waren hier ja einige Tage ergiebiger Regen angesagt, bis jetzt wars aber mal wieder ein Satz mit x.

    Ganz liebe Grüße an alle!

    Beate