"Dicke" Dinger

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.655 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde

    Momentan muss man schon gezielt Gebiete aufsuchen, die etwas mehr Regen abbekommen haben und so war ich am Wochenende wieder mal an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen in verschiedenen Gebieten unterwegs. Ein weiterer Aspekt war die ausgezeichnete Ortskenntnis einiger ansässiger Pilzfreunde(innen) und die guten Augen von jüngeren Begleitern(innen), denen nichts entging. Zum Erfolg trug weiterhin bei, dass die Artenkenntnis breit gefächert war und fünf von sechs Teilnehmern(innen) mikroskopieren. Besser geht es nicht!
    Ach ja, zu den „dicken“ Dingern. Kein Pilz dieses Beitrags hatte mehr als 18 mm Durchmesser.

    Gleich zu Beginn fanden wir zwei Rötlinge mit Trichterlingshabitus. Nummer eins hat in jungem Zustand einen blauen Stiel und einen Hut mit grau- bis lilablauen Farben, welche rasch verschwinden.
    Langstieliger oder Lilagrauer Nabel-Rötling (Entoloma fuscescens)


    Dieses knapp 5 mm breite, junge Exemplar wäre mir alleine sicher entgangen


    Nummer zwei war der Dunkelblättrige Nabel-Rötling (Entoloma undatum)




    Ein kleines Einzelexemplar auf einem bemoosten Baumstumpf entpuppte sich nach mikroskopischer Überprüfung als persönlicher Erstfund
    Grobflockiger Flockenschüppling (Flammulaster muricatus)


    Zu der kleinsten Dachpilzen, den ich leider nicht am Standort fotografieren konnte gehört der nächste Kandidat. Eine sichere Bestimmung ist nur mikroskopisch möglich.
    Haariger Zwergdachpilz (Pluteus hispidulus)


    Ebenfalls am ersten Tag fanden wir einen Schlauchpilz, von dem ich bisher nicht mal den Namen gehört hatte. Im Feld wurde schon an Becherling (Peziza) gezweifelt und es fiel noch der Gattungsname Pachyella. Die mikroskopische Untersuchung und vollständig jodnegative Asci führten jedoch zu
    Münzenförmiger Nacktbecherling (Psilopezia nummularia)






    Seit mehr als 30 Jahren sind mir Scheibchentintlinge (Parasola) bekannt und ich habe schon unendlich viele Kollektionen mit dominierenden Brauntönen untersucht. Bisher entpuppten sich alle als Braunhaarige Scheibchentintlinge (Parasola auricoma) oder gelegentlich als braune Formen vom Welkenden Scheibchentintling (Parasola schroeteri). Beim Betrachten der Sporen dieses Fundes muss ich laut Hurra gerufen haben. Eeeeeendlich und dann auch noch in verschiedenen Altersstufen
    Kleinsporiger Scheibchentintling (Parasola kuehneri)






    Dagegen wurde ein Becherling, den ich bisher auch nur zweimal gesehen habe, schon fast zur Nebensache.
    Rotbrauner Becherling (Peziza depressa)


    Den Abschluss mache ich mit dem „dicken“ Ding des zweiten Tages. "Hier ist noch einer und man erkennt genau die Scheide und er hat schon rosa Lamellen" ertönte ein Ruf und schon lag ein vorsichtig ausgegrabenes Exemplar neben Nummer 1.
    Kleinster Scheidling (Volvariella pusilla)


    Zunächst wurde eine Sicherheitsaufnahmen gemacht (oben). Dann wurde etwas anders plaziert, damit das Bildformat besser ausgenutzt wird was ohne Beschädigung des Winzling gelang.


    Gleich zweimal kam der gleiche Gedanke auf: "Hat jemand eine Cent" ==Gnolm7



    LG Karl

  • Hallo Karl


    Wow, schöne Funde die ein wenig Neid wecken ;)


    Die Parasola kuehneri finde ich in meiner Gegend oft, neben P. auricoma sogar am häufigsten.


    Die anderen habe ich alle noch nie gesehen (oder noch nie bestimmt).


    Lg, Raphael

  • Hallo


    Mein Fund Psilopeziza nummularia , gefunden in sehr Kalkige Gebiet fast in Bach . Mikroskopiert von Herr Till R. Lohmeyer , hab leider kein Mikrobilder , nur kurze Beschreibung .

    Zitat : Glatte Sporen , Jodnegative Asci , Braune Pigmentbatzen an der Paraphysen . Die erste Fundmeldung Bayern , 15 Oktober 1902


    Bilder


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    LG beli !

  • Hallo Feli

    Deine Bestimmung ist ohne Frage richtig.

    Ich will hier nur mal die nahe Verwandtschaft zu Pachyella aufzeigen, zumal die P.babingtonii auch diese braune Pigmentbatzen hat!

    An Wasser gibt es auch noch die Pachyella aquatilis (Berthet & Donadini) Donadini, Bull. Soc. linn. Provence 31: 18 (1979) [1978]

    Wie sich die Gattungen jetzt deutlich voneinander trennen, konnte ich noch nicht erkennen.

    Im Index fungorum wurde Pachyella babingtonii (Berk. & Broome) Boud., Hist. Class. Discom. Eur. (Paris): 51 (1907)

    umbenannt in

    Adelphella babingtonii (Berk. & Broome) Pfister, Matočec & I. Kušan, Mycologia Montenegrina 11: 14 (2009) [2008]

    was da entweder den Schluß zu läßt, daß da doch ein größerer Abstand besteht oder nur eine ältere Namensfindung erfolgte.

    O.Baral hat in einigen Gattungen schon gleichartige Funde durch jodnegative getrennt!

    Nur mal so als Denkanstoß allgemein.

    Liebe Grüße Hans

  • Hallo Karl,


    schöne Funde :thumbup: :)

    Die Psilopeziza nummularia kannte ich auch noch nicht und ich muss Hans zustimmen, sie sieht wirklich Makroskopisch ähnlich aus wie eine Pachyella babingtonii.


    Eeeeeendlich und dann auch noch in verschiedenen Altersstufen
    Kleinsporiger Scheibchentintling (Parasola kuehneri)

    Glückwunsch zum Erstfund :)

    Erst gestern war ich mit meinem Neffen im Wald unterwegs und wir fanden auch eine Parasola, aber ich Trottel habe gesagt, dass sie nicht Interessant sind :haue:

    Wie sehr man sich doch täuschen kann...:/


    Flammulaster muricatus würde ich auch gerne mal finden. Steht also jetzt wie die Psilopeziza nummularia auf der Wunschliste ;)


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Krass. Diese Dicken Dinger sind wirklich ein Dickes Ding. :gzwinkern:


    Und irgendwie stellt sich mir (weil auch am Samstag wieder in reichlichen Mengen gefunden) mal wieder die verzweifelte Frage nach der Trennung zwischen Entoloma undatum und Entoloma lanicum. Aber dazu mache ich wohl demnächst besser ein eigenes Thema auf, wenn sich's nicht in ein paar Sätzen klären lässt.



    LG, Pablo.

  • Die Parasola kuehneri finde ich in meiner Gegend oft, neben P. auricoma sogar am häufigsten.

    Hallo Raphael,

    Parasola kuehneri soll hier früher auch häufiger gewesen sein, aber ich habe sie halt damals nicht erwischt.


    Hall Hans, beli und Thorben,

    die Ähnlichkeit mit von Psilopezia nummularia mit Pachyella babingtonii haben wir bei der Bestimmung berücksichtigt, aber danke für die Hinweise.

    Erst gestern war ich mit meinem Neffen im Wald unterwegs und wir fanden auch eine Parasola, aber ich Trottel habe gesagt, dass sie nicht Interessant sind :haue:

    Wie sehr man sich doch täuschen kann...:/

    Hallo Thorben,

    Du bearbeitest so viele Sachen, die nur von sehr wenigen Leuten angesehen werden und erfreust uns immer mit deren Darstellung, dass Du keinen Grund hast, Dich zu ärgern :) Häufig kann man hier P. auricoma, P. lactea früher leiocephala beide oft aber nicht nur in Verbindung mit Holz, P. schroeteri in mageren Wiesen (nicht in erster Linie auf Dung, wie es oft zu lesen ist) und die winzige P. misera nur auf Dung finden.


    Und irgendwie stellt sich mir (weil auch am Samstag wieder in reichlichen Mengen gefunden) mal wieder die verzweifelte Frage nach der Trennung zwischen Entoloma undatum und Entoloma lanicum.

    Hallo Pablo,

    leider hat sich mir die Trennung auch noch nicht völlig erschlossen und ich habe E. lanicum noch nicht bewusst gesehen. Ich habe mal gehört, man erkennt die Art sofort wenn man davor steht, falls man E. undatum häufiger gesehen hat ^^

    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Wenn man eine der beiden Arten schon oft gesehen hat, aber sich nie wirklich sicher geworden ist, welche von beiden, dann wird's eben schwierig. :gzwinkern:
    Das Pilzchen, was ich kenne, sieht aber deiner Kollektion so ähnlich, daß es wohl ebenfalls undatum sein wird.



    LG; Pablo.