Pilzausflug 22.08.2020

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.636 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen


    Am letzten Samstag war ich mit meinem Verein im montanen Fichtenwald auf 1400m unterwegs.

    Wir haben an einem Vormittag immerhin 55 Arten von Grosspilzen zusammengebracht.


    Hier habe ich ein paar speziellere Funde zusammengestellt.

    Wie immer bin ich dankbar für kritische Gegenvorschläge zu meinen Bestimmungen.


    1) Clitopilus scyphoides:

    Die gestreift-eckigen Sporen waren sehr schwer zu erkennen und noch schwieriger zu fotografieren, aber sie waren da.

    Eigentlich erkennt man sie nur, wenn man eine "stehende" Spore in der Draufsicht findet.

    Auffallend war ein recht hoher Anteil an 2- und 1-sporigen Basidien, was für die Art eigentlich untypisch ist.


    2) Entoloma longistriatum var. sarcitulum

    Wichtige Merkmale, die mich zur Bestimmung geführt haben:

    - Hut nicht hygrophan

    - Feucht weit gerieft, trocken nur noch schwach gerieft

    - Stielfarbe sehr variabel, oft in starkem Kontrast zum Hut

    - Sporen- und Zystiden-Masse


    3) Inocybe cf. amethystina

    Bei Risspilzen bin ich mir schlussendlich nie zu 100% sicher, deshalb lasse ich das mal als "cf." stehen.

    Vielleicht hat ja hier jemand noch eine Meinung dazu. Leider sind die Fotos etwas missraten.

    Sporen 8.7-9.6 x 4.4-5.1 µm, Avg 9.1x4.8, Q = 1.78-2.03, QAvg 1.90

    Kaulozystiden nur ganz oben vorhanden.


    4) Lactarius flexuosus:

    Die scharfe, weisse Milch war absolut unveränderlich.


    5) Melanoleuca strictipes:

    In einem Anfall von geistiger Umnachtung habe ich kein Foto in freier Wildbahn gemacht.

    Aber bei weissen Melanoleuca's gibt es zum Glück nur begrenzte Auswahl.



    6) Battarraea phalloides:

    Den habe ich leider nicht gefunden, durfte ihn aber zum ersten Mal bewundern.


    Am Sonntag war ich dann wieder alpin unterwegs, wenn alles bestimmt ist gibt es nochmal ein paar Bilder.


    Viele Grüsse


    Raphael

  • GriasDi Raphael,

    tolle Funde, die ihr da gemacht habt.

    Der Lactarius flexuosus ist toll. Den hab ich schon lange nicht mehr gehabt.

    Und so eine Battarraea würd ich gern mal finden.

    Der kleine Clitopilus scyphoides ist gar ned so selten, wenn man mal a bissl drauf aufpasst.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Raphael,

    Entoloma poliopus ist eine von den Arten mit blauem Stiel und blauschwarzem Hut. Was Du zeigst könnte E. longistriatum sein.

    LG Karl

    Hallo Karl


    E. longistriatum hatte ich auch auf dem Radar, dann aber ausgeschlossen weil:

    - Der Stiel doch deutlich heller sein soll, fast wie der Hut gefärbt

    - Die Sporen dort etwas grösser sein sollten

    - Der Hut deutlich hygrophan sein soll (meine Exemplare waren völlig trocken noch immer gleich gefärbt)

    Es gibt eine var. microsporum, aber auch die soll hygrophan sein.


    Bei E. poliopus scheint die Bandbreite der Farben sehr gross zu sein.

    In FE 5 S. 700 ist nur eine mögliche Ausprägung gezeichnet.

    Bei Ludwig und im Supplement von Noordeloos (FE 5a) finden sich andere Farbvarianten, wo mein Fund eigentlich recht gut rein passt.

    Möglicherweise ist es auch die var. alpigenum, da passt mir aber die Ökologie nicht so recht.


    Lg, Raphael

  • Hallo Raphael,

    tolle Funde!

    Mich würden die Fundumstände der Battarraea mal interessieren. Wuchs die auch montan?

    Wir haben hier in Sachsen-Anhalt einíge Fundpunkte, die nie montan sind, sondern immer in von Menschen beeinflußten Gebieten liegen, die meist auch sehr trocken sind.

    Auch Funde in einer Sandsteinhöhle am Nordharzrand gibt es.

    LG Ulla

  • Hallo Ulla


    Ja stimmt das hätte ich erwähnen können.

    Nein nicht montan, der Fundort passt genau wie du ihn beschreibst. In einem Dorf, im trocken-heissen Talgrund auf ca. 600m, neben einer Garage.

    Dort wo kein Mensch nach Pilzen Ausschau hält.


    Lg, Raphael

  • Hallo Raphael

    Makroskopisch bin ich nach wie vor bei E. longistriatum, wofür besonders die fast vollständig durchscheinend gerieften Hüte sprechen.

    E. poliopus ist ein Artenaggregat jedoch DNA-mäßig noch nicht abschließend bearbeitet, aber E. poliopus var. discolor ist mit E. poliopus identisch. Was mir neben der recht hellen Hutfarbe deines Fundes nicht gefällt, ist die durchgehende Riefung, die bei E. poliopus so nicht vorkommt. Das steht auch so in der FE 5, wenn auch etwas unglücklich formuliert.

    LG Karl

  • Hallo Karl


    Ja, diese Überlegungen habe ich mir auch gemacht, schlussendlich schien mir die fehlende hygrophane Veränderung aber wichtiger zu sein.


    Zur Vorsicht habe ich es oben mal auf "cf. poliopus/longistriatum" geändert.

    Ich recherchiere morgen nochmal, vielleicht finde ich etwas das mir weiterhilft.


    Eine spannende Diskussion auf jeden Fall. :thumbup:


    Lg, Raphael

  • Hallo


    Raphael schöne Funde !


    Frage , Ist Melanoleuca strictipes und M. subalpina gleiche Art ? Per alte Buch die erste vorkommen in niedrige Lage aber die zweite in höhere Lage , Almen Weichritterling . Hab nur einmal in höhere Lage 1500 m ü NHN in Rauriser Tal gefunden und Fotografieren .


    Noch eine Frage


    Lactarius flexuosus , ist das Pilz aus höhe Lage oder kann auch in niedrige Lage wachsen .


    An ein mein Fund aus Winklmoosalm 1100 m ü NHN ( Buche , Fichte , Lärche , Kiefern ) bin Makroskopisch sehr siecher das um L. flexuosus gehet . Scharfe Geschmack , schiefe Stiel . Mein zweites Fund ist aus Schönramer Filz , auch Makroskopisch passt dazu schiefe Stiel und Scharfe Geschmack . Für L. trivialis etwas ungewöhnlich , meine das auch gut kann L. flexuosus sein aber ? Ist möglich Makroskopisch bestimmen ?


    LG beli !

  • Hallo beli


    Zu Melanoleuca:

    M. subalpina (und auch M. evenosa) sind offenbar Synonyme zu M. strictipes.

    Siehe dazu die Arbeit von Vizzini 2011: Link

    Allerdings ist die Gattung abgesehen von dieser Arbeit noch kaum bearbeitet. Da erwarten uns wohl noch einige Änderungen.


    Lactarius flexuosus:

    Den kann man recht gut makroskopisch erkennen. Wichtig ist, dass die Milch scharf ist und sich absolut nicht verfärbt (auch nicht nach 2 Stunden).

    Zudem hat L. trivialis einen schleimigen Hut, worauf ich mich aber nicht verlassen würde.


    Lg, Raphael

  • Makroskopisch bin ich nach wie vor bei E. longistriatum, wofür besonders die fast vollständig durchscheinend gerieften Hüte sprechen.

    E. poliopus ist ein Artenaggregat jedoch DNA-mäßig noch nicht abschließend bearbeitet, aber E. poliopus var. discolor ist mit E. poliopus identisch. Was mir neben der recht hellen Hutfarbe deines Fundes nicht gefällt, ist die durchgehende Riefung, die bei E. poliopus so nicht vorkommt. Das steht auch so in der FE 5, wenn auch etwas unglücklich formuliert.

    LG Karl

    Hallo Karl


    Diese Entoloma-Kollektion lässt mir keine Ruhe.

    Ich habe mir das Ding nochmal gründlich vorgenommen. Zum Glück habe ich letzte Woche die beiden Bände von Noordeloos bestellt, sonst wäre das ein hoffnungsloser Fall.

    Ich denke du hast recht, die weite Riefung passt für E. poliopus nicht.


    Bei E. longistriatum hatte ich bisher die Varietäten nicht beachtet.

    Es gibt ein E. longistriatum var. sarcitulum, das nur wenig hygrophan sein soll. Das würde schon mal zu meinem Fund passen.

    Mikroskopisch kommt das auch gut hin.

    Was mir noch nicht gefällt, sind diese zwei Merkmale:

    - Geruch: Der war nicht stark, aber irgendwo zwischen chemisch mit Mehlkomponente. Ist aber wohl bei Entoloma kein "Killer-Kriterium".

    - Stielfarbe: Die sollte eigentlich heller sein, bzw. nicht dunkler als der Hut. So ganz klar ist die Literatur da aber auch nicht.


    Ich denke diese zwei "Unschärfen" kann man akzeptieren. Oder was meinst du?


    Übrigens: E. longistriatum sollte dunklere Lamellenschneiden haben. Auf dem Bild oben sieht man es nicht, aber die gab es bei einigen (jüngeren) Fruchtkörpern.

    Hier sieht man es bei maximaler Vergrösserung recht gut:




    Lg, Raphael

  • Hallo Raphael,

    damit kann ich gut leben. Ich habe einen Fund 2007 als E. longistriatum var. sarcitulum bestimmt, hatte aber damals noch keine Digitalkamera oder Mikroskopkamera und daher nur Dia (irgenwo) und eine Notitz. Inzwischen habe ich so viele Kollektionen und Übergänge gesehen, dass ich nicht mehr sicher bin, ob die Varietät überhaupt eine Berechtigung hat, aber das steht auf einem anderen Blatt.
    Nach den gefärbten Schneiden hatte ich nicht gefragt, da E. poliopus die ebenfalls haben kann (allerdings mehr blass blaugrau) und es ging ja zunächst nur um diese Unterscheidung. Partiell braungefärbte Schneiden finde ich bei jeder Kollektion von E. longistriatum. Meist ist nur ein Teil der Schneide blassbraun gefärbt und oft auch nicht alle Schneiden des gleichen Fruchtkörpers. Beim Mikroskopieren nehme ich unter der Stereolupe gerne den dunkelsten Abschnitt einer Lamelle, weil man die Cheilos in Wasser dann gut sieht :).


    LG Karl