Glimmertintling vs. Weidentintling

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 5.857 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von pilzmel.

  • Hallo zusammen,


    vor kurzem kam auf der Bestimmungsseite der Wikipedia eine Anfrage zu einem Pilzfund. Wir sind so weit gekommen, dass es sich um einen Glimmer- oder einen Weidentintling handelt. Beide Arten unterscheiden sich, soweit ich weiß, nur durch die Form der Sporen (Glimmertintling birnenförmig bis rhombisch, Weidentintling elliptisch). Ein Bild von den Sporen gibt es, aber es traut sich anscheinend keiner, diese zuzuordnen.
    Ich war heute auch noch mal auf der Suche und habe den zweiten Pilz gefunden:


    Pilz 1:
    Fundort: Seattle
    Fruchtkörper
    Hut
    Lamellen und Stiel im Längsschnitt
    Lamellen
    Sporenabdruck
    Sporen unter dem Mikroskop


    Pilz 2:
    Fundort: Dresden
    Junge Fruchtkörper
    Alte Fruchtkörper
    Sporenabdruck
    Sporen unter dem Mikroskop (Ging leider nicht besser. Meine Ausrüstung ist etwas spärlich.)


    Ich halte Pilz 1 für einen Weidentintling und Pilz 2 für einen Glimmertintling. Ist aber nur eine Tendenz.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo,


    lass' es mich mal so sagen: Zumindest schließt das erste Mikrobild truncorum nicht aus. Aber eine sichere Bestimmung ist damit nicht möglich.
    Das zweite Mikrobild lässt leider keine Aussage zu.
    Es gibt übrigens außer den Sporen noch ein weiteres gutes Merkmal mit man micaceus gut von ähnlichen Tintlingen abgrenzen kann: die sehr typischen Kaulozystiden, also diejenigen am Stiel. Keine der nahestehenden Arten kann sonst damit aufwarten.
    Aus dem Pilzkompendium von Ludwig:

  • Hallo hübchen,


    ich kann am Stiel keine Zystiden erkennen aber wahrscheinlich sind frische Pilze besser. Vielleicht ganz kleine unscheinbare helle Punkte (aber keine "Striche" wie auf dem Bild). Die habe ich allerdings nicht auf den Objektträger bekommen, weil sie zu klein waren. Ich habe dann ein dünnes Stück von der Stielaußenseite mikroskopiert. Dort habe ich aber nichts erkannt außer die Fasern des Stieltramas. Aber auf dem Bild "Junge Fruchtkörper" (Pilz 2) sind an den Stielen der vorderen Exemplare zahlreiche Schuppen zu sehen. Sind das Kaulozystiden?


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel,


    beim Mikroskopieren von Tintlingen darf man keine Zeit verlieren, wenn man die Zystiden beurteilen will. Nur mit jungen, frischen Fruchtkörpern lässt sich hier etwas anfangen. Bei älteren Pilzen geht meist nicht mehr viel. Möglicherweise ist deine Kollektion altersbedingt nicht mehr aussagekräftig.
    Die von dir genannten Schuppen sind keine Kaulozystiden, sondern Velum. Am besten betrachtet man auf der Suche nach solchen Zystiden den ganzen Stiel (oder auch die Lamellen) mit einem schwachen Objektiv (10x), eine Stereolupe funktioniert hier auch sehr gut. Die Zystiden ragen aus der Stieloberfläche wie gläserne Speerspitzen.
    Die typische mitraförmige Sporenform von micaceus reicht mit etwas Erfahrung aber für eine Bestimmung aus. Wie z. B. hier gut zu sehn :


    micaceus_sp_03.JPG


    Grüße


    hübchen

  • Hallo zusammen,
    wenn ich meinen Mostrich beisteuern darf?
    Der erste Pilz ist - sofern es nicht einen speziellen Amerikaner gibt - sicher truncorum. Solch moppelige Sporen gibt es in dessen Verwandtschaft nicht noch mal. Der zwote könnte sowohl micaceus als auch saccharinus sein. Mit den Sporen allein ist das so eine Sache. Da helfen tatsächlich nur die angesprochenen Kaulozystiden weiter. Diese sind riesig! Nicht grade üppig häufig (Stiel ist also nicht flaumig) und meist nur an der Stielspitze vorhanden, aber selbst bei alten Exsikkaten zu finden. Evtl. SOO groß, dass man "drübersieht" und verbogene Stielhyphen vermutet. Wenn es jemand interessiert, habe ich hier ein paar aus der Sippschaft aufgelistet:


    cop.html


    Beste Grüße!
    Andreas

  • Hallo,


    an den Lamellen ist das auch möglich? Dann ist es zumindest im ersten Fall klar: Im Bild "Lamellen" sind deutlich Zystiden zu erkennen. Beim zweiten bin ich relativ sicher, dass ebenfalls an den Lamellen Zystiden vorhanden waren.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo,
    ich nochmal. Alle Arten aus dieser Sippschaft haben Zystiden an den Lamellen; ballonartige an der Schneide und (im Alter) gewaltige ellipsoide an der Fläche (sieht man schon mit bloßem Auge). Zur Artunterscheidung taugt das aber nichts.
    Beste Grüße!
    Andreas

  • Hallo pilzmel,


    deinen ersten Beitrag habe ich völlig übersehen. Dann haben wir ja den ersten jetzt abgehakt.
    Ich habe mir mehrere Stiele von jungen und alten Exemplaren mit einer Lupe mit der Vergrößerung 6x angesehen. Ich konnte nicht die geringsten Spuren von Zystiden erkennen, allerdings habe ich sie nur etwa bis zur Höhe der Hutunterkante (oder höchstens bis zur Mitte des restlichen Teils, aber ich habe den Hut nicht abgetrennt, wusste nicht, dass ich ganz oben suchen muss) betrachtet. Reicht das?
    Im Bild sind zwei spitze Ausstülpungen zu sehen. Ich bin fast sicher, dass das Fasern des Stiels sind, denn ich meine mich zu erinnern, dass dahinter die Stieloberfläche abgestreift war.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo,
    ob man die Stielzystiden mit einer Lupe exakt identifizieren kann, weiß ich nicht (nie probiert). Mit "riesig" meinte ich "unterm Mikroskop". Soweit meine Erfahrung reicht, findet man die Zystiden eher total entgegen deinem Suchort, also oberhalb der Stelle, wo mal der geschlossene Hut aufhörte.
    Beste Grüße!
    Andreas
    PS.: Aus unbekannnten Gründen ist dein Stielbild erst jetzt sichtbar. Das sind keine Kaulos.

  • Hallo,


    ich habe jetzt mikroskopiert. Die Pilze waren jetzt leider schon sehr alt (aber frisch). Kann man die Zystiden da auch noch nachweisen? Ich habe den gesamten Stiel unters mikroskop gelegt und mir die Ränder möglichst weit oben am Stiel angesehen. Viel habe ich nicht gesehen. An jedem Stiel habe ich nur etwa ein bis zwei gläserne Spitzen gefunden. Ich konnte ja auch nur einen kleinen Teil sehen. Kann man das auf den Bildern unten als Zystiden werten? Die Vergrößerung betrug 400x.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel,


    die letzten Tage hab' ich nach Glimmertintlingen Ausschau gehalten, um Fotos von den Stielzystiden zu machen, ohne Erfolg. Gestern dachte ich dann, ich hätte endlich welche. Aber beim Mikroskopieren entpuppte sich die Kollektion dann als C. silvaticus, Büscheliger Rauhsportintling. Auch nicht schlecht, aber eben kein micaceus.


    Grüße


    hübchen

  • HEUREKA!


    Ich glaube, ich habe einen gefunden.
    Nach langer Zeit hatte ich nun mal wieder Zeit, in den Garten meiner Großmutter gehen. Ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass ich dort letztes Jahr solche Tintlinge gesehen hatte. Damals dachte ich allerdings, dass es sich um einen Glimmertintling handelt, weil ich nicht wusste, dass er so ähnliche Verwandte hat.
    Ich hatte heute Glück. Der Pilz ist wieder gekommen und eine Mikroskopie hat ergeben, dass es wahrscheinlich wirklich der Glimmertintling ist.


    Viele Grüße
    Toffel


    Noch ein paar Ergänzungen:
    Die Zystieden waren nicht ganz oben am Stiel, sondern etwa da, wo der Hut aufhören würde (wenn ich das so einschätzen kann) und weiter nach unten.
    Makroskopisch unterscheiden sich die Fruchtkörper auch in einigen Punkten von meinen letztens gefundenen Überzuckerten Tintlingen:
    Der Hut ist etwas kleiner und hängt weniger herab als beim Überzuckerten.
    Der Stiel sieht um einiges samtiger aus (Zystiden).
    Das Tinten scheint etwas weniger stark zu sein (kann aber auch daran liegen, dass es noch zu früh war).


    Viele Grüße
    Toffel


    Ach ja, noch was ;-):


    Ist der Pilz einer, der Schwäche anzeigt, Schwäche verursacht (glaube ich weniger) oder eine Symbiose mit Bäumen eingeht? Bei Bodenbewohnern ist es wohl letzteres. Etwa zeitgleich mit Auftreten des Pilzes ist nämlich der Sauerkirschbaum eingegangen. In dem Baum macht sich jetzt irgend ein Porling breit (Fruchtkörper sind noch ganz jung).


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel,
    toll, wie du die Materie weiter verfolgst. Ich meine, es ist der Glimmertintling. Die Sporen müßten allerdings auch noch passen. Jetzt schalte ich mal den Schlaumeiermodus ein (bitte nicht verübeln - Tintlinge sind halt eines meiner Hobbys):
    - Kaulozystiden sind "entwicklungsfähig" und brauchen Platz. Ganz oben am Stiel, wo der Hut am längsten anpappt, sind die klein und übersehbar. Aber Hauptsache, sie sind da!
    - Die Hutgröße ist so eine Sache. Vermutlich von äußeren Faktoren beeinflußt. Evtl. sind die Hüte von Glimmertintlingen jung etwas stromlinienförmiger?
    - Stiel samtiger:ja! Foto belegt, daß da Zystiden sind und keine Velumkrümel.
    - Das "Tinten" ist wetterbedingt. Ich gucke schon ein paar Tage auf den Überzuckerten im Garten - je kühler, desto langsamer die Entwicklung. Meist ist Welken das Finale, nur bei Regen wird getintet.
    Modus Aus!
    Beste Tinte!
    Andreas

  • Zitat


    Die Sporen müßten allerdings auch noch passen.


    Ja, ich habe die Hüte schon auf Papier gelegt.


    Zitat


    Jetzt schalte ich mal den Schlaumeiermodus ein (bitte nicht verübeln - Tintlinge sind halt eines meiner Hobbys):


    Nein, nehme ich dir nicht übel. Im Gegenteil, es ist durchaus interessant. :)


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo!


    Nachdem ich nun die Mikroskopie wochenlang aufgeschoben habe, hier nun zwei Bilder. Leider wieder grottenschlecht. ;) Aber ich denke, es ist zu erkennen, dass die Sporen länglich sind, womit ich den Glimmertintling bestätigt sehe.
    Die Fruchtkörper, die ich zuerst mitgenommen habe, haben leider keine Sporen abgegeben. Sie waren zu jung und sind einfach vertrocknet. Im zweiten Anlauf haben die Hüte nur ganz wenig Sporen abgegeben.


    Viele Grüße
    Toffel