Liebe Pilzfreunde,
dafür, dass ich meinen Traumfund machen konnte, waren mehrere glückliche Fügungen verantwortlich.
Geeignete Witterungsbedingungen brachten ein Myzel dazu, einen Fruchtkörper hervorzubringen – in Mittelhessen, wo die Art zuvor noch nie aufgetaucht ist. Außerdem wurde dieser Fruchtkörper von einem Pilzsammler entdeckt, dessen Vater Dr. der Mykologie ist, weshalb der Pilz identifiziert werden konnte und der Finder sich denken konnte, dass der Fund den hiesigen Pilzfreunden Freude bereiten könnte. Da ich als Pilzsachverständiger für die Region gelistet bin, habe ich eine Mitteilung per Mail erhalten, woraufhin ich unverzüglich den Fundort aufgesucht habe.
Ich konnte es kaum fassen, zählt doch der Kaiserling (Amanita caesarea) zu den Lieblingspilzen, die ich schon immer mal finden wollte.
Aber seht selbst:
Ich konnte den Pilz die darauf folgenden Tage weiter beobachten:
Nach einigen Tagen waren neue Exemplare zu entdecken. Erst noch nicht als solche erkennbar...
...verriet ihn bald sein goldoranger Hut.
Und so sieht er noch etwas später aus:
Insgesamt waren es jetzt 10–15 Exemplare und wer weiß, vielleicht kommen noch mehr.
Generell hat sich der Fundort (sonnenexponierte Wiese mit ausschließlich Eichen) als Arten-Hotspot erwiesen. Trotz recht großer Trockenheit gab es nämlich noch eine Rarität: Neoboletus xanthopus (Gelbfüßiger Hexenröhrling). Diese Art wurde erst 2014 vom Flockenstieligen Hexenröhrling abgetrennt. Sie unterscheidet sich im Habitat und in mehreren Merkmalen wie mehr Gelbtönen am Stiel. Obwohl die Übergänge zum Flockenstieligen fließend sein können und man unsichere Funde am besten sequenzieren sollte, war diese Kollektion so typisch, dass sie mir in einer internationalen Röhrlings-Facebookgruppe von mehreren Kennern bestätigt wurde.
Bemerkenswert sind die feinen Flöckchen, die nicht bis zur Stielspitze reichen.
Und ein typisches Merkmal ist das Tomentum an der Stielbasis. Die Sporengröße soll sich auch geringfügig unterscheiden. Ich werde das noch überprüfen, bin noch nicht dazu gekommen.
Außerdem war der Milde Kamm-Täubling (Russula insignis) zu finden.
Dominiert haben noch zwei häufige Arten, aber mit zahlreichen und hübschen Fruchtkörpern: Die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus)...
...und der Wurzelnde Bitterröhrling (Caloboletus radicans).
Viele Grüße,
Emil