After the rain - von Rosten und Steinen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.766 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von PILZFREUND78.

  • Liebe Fories,


    gut zehn Tage ist es nun her, dass uns reichliche Regenschauer verwöhnten.

    Und wie jedes Jahr haben wir bis dahin ob der Trockenheit gestöhnt.

    Aber natürlich gibt es, allen Unkenrufen zum Trotz, auch in diesem Jahr wieder Pilze!

    Also, Pilze gibt es natürlich immer, ich rede hier von Großpilzen.

    Doch gehen wir ein paar Tage zurück, bevor der Regen kam. Da fand ich gerade mal zwei Rostpilze.

    Einen davon an Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), die an sonnigen Wegrändern meines Hauswaldes nicht selten ist.


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    Hier sehen wir schön den „Befall“. Blattoberseite und Blattunterseite.


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    Cronartium flaccidum (Kiefern-Blasenrost), welcher durch die säulenartigen Telien recht auffällig ist.


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    Die Schwalbenwurz wurde vom Acker-Windenknöterich (Fallopia convolvulus) „umgarnt“, eine Pflanze, die ich bis dahin nicht kannte.

    Auch hier konnte ich sowohl an den Blättern als auch an vereinzelten Stängeln einen Rostpilz entdecken. Gesamtansicht mit noch unreifen Früchten und den schwarzbraunen Telien.


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    Es handelt sich um Puccinia polygoni-convolvuli, den Storchschnabel-Windenknöterichrost. Hier die Teliosporen.


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    An Pferdedung fand ich mit Coprinellus heterosetulosus, dem Verschiedenhaarigen Tintling sogar noch einen, wenngleich winzigen, Pilz mit Hut und Stiel.


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    Und so präsentieren sich gegenwärtig große Teile „meines“ Waldes. Kahlschlag, wohin man schaut. :(


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    Verursacher ist der Borkenkäfer, der große Baumbestände befallen hat und vor allem in den Fichtenmonokulturen optimale Bedingungen findet.

    Hier ein typisches Rindenstück mit den charakteristischen Fraßgängen und Brutkammern.


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    Und hier habe ich tatsächlich einen der ca. 6 mm kleinen Käfer vor die Linse bekommen, welcher sogar noch als „Milbentaxi“ fungiert.


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    Doch wenden wir uns Erfreulicherem zu, denn nach dem Regen (am 30. und 31. August immerhin 63 l/m²) wagten sich nun endlich auch einige größere Pilze hervor.

    Den Anfang machten Geweihförmige Schleimpilze (Ceratiomyxa fruticulosa), deren zarte Tentakel aus gut durchfeuchtetem Totholz ans Licht drängten.


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    Auch die Zwergerlfeuer (Calocera viscosa) leuchteten nun wieder unübersehbar.


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    Kommen wir nun zu den im Titel angekündigten Steinen. Gemeint ist damit natürlich der Fichtensteinpilz (Boletus edulis), der ziemlich genau eine Woche nach den erwähnten Niederschlägen seine Fruchtkörper aus dem Erdreich streckte. Musste man anfangs noch genau hinschauen, um sie in ihren Verstecken zu entdecken


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    kann man sie momentan kaum noch übersehen.


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    Die beiden soeben rechts im Bild zu sehenden Steinpilze entpuppten sich nach dem vorsichtigen Ernten sogar als eine richtige Familie!


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    Tagesernte.


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    Und hier ein Teil, den ich zum Einfrosten vorbereitet habe. Wird natürlich vorher noch gegart.


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    Heute ist der Korb sogar voll geworden. Es gibt hier zur Zeit Steinpilze, wohin man schaut. Die Leute tragen sie körbeweise aus dem Wald. Da frage ich mich mal wieder, auf welchem Weg sie als „besonders geschützt“ in die Bundesartenschutzverordnung gelangt sind? Aber ich denke, diese Frage wird mir wohl niemand beantworten können.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    sehr schöne Funde. Besonders zum Cronartium möchte ich dich beglückwünschen. Wir/ich hatte(n) die Art schon 1-2 Mal auf Pfingstrosen in der Fachgruppe. Das ist auf jeden Fall ein Wirt, der oft unterschätzt wird für die Art...


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Nobi,


    Du findest also doch noch Großpilze. Ich dachte schon dass deine Augen nach den vielen Rostpilzen diese gar nicht mehr wahrnehmen können. Froste Dir ein paar ordentliche Portionen ein, da es demnächst wieder schön warm und trocken werden soll.


    VG Jörg

  • Hallo zusammen,


    der Rost auf Vincetoxicum fehlt mir noch! Allerdings haben wir hier ja auch keinen Kalk in der unmittelbaren Nähe und damit die Wirtspflanze nicht. Und wenn ich mal Richtung Hagenn auf Kalk unterwegs bin, ist das meistens zur falschen Jahreszeit.

    Bei Fallopia kannst du übrigens auch noch auf einen zweiten Rostpilz achten: Microbotryum anomalum. Der befällt die Blüten, so daß darin dann nur violett-braunes Sporenpulver gebildet wird. Die Sporen sind dann wie bei Microbotryum üblich schön netzartig ornamentiert.


    Björn

  • Hei Nobi,


    Borkenkäfer können auch interessante mykologische Studienobjekte sein. Ich weiß gerade nicht, wie die Verhältnisse beim Buchdrucker sind, aber einige andere Vertreter der Scolytidae gehören zu den Ambrosiakäfern und haben an div. Stellen hinter dem Halsschild sog. Mycetangien, die mit Mycelmasse diverser Holzpilze gefüllt sind, Der Käfer legt bei seiner Bohrtätigkeit Pilzgärten für den Nachwuchs an.

    Ambrosiakäfer - ein zukunftsfähiges Studienobjekt für trockenheitsgeplagte Pilzfreunde g:D , allerdings sollte man Freude an der Arbeit mit sterilen Agarmedien und Kontakt zu einem hilfsbereiten molekularbiologischen Labor haben.


    Liebe Grüße

    Ralph

  • Hallo Nobi,

    heute Nachmittag habe ich eine Pilzwanderung mit interessierten Menschen aus dem Dorf gemacht. Es gab überall abgeschnittene Steinpilze und wir haben Unmengen Steinpilze stehen lassen, schließlich ging es um Pilzbestimmung und nicht ums Abendessen.

    Die Leute fahren zu meinem großen Ärger hier tatsächlich mit Eimern und Waschkörben in den Wald. Aber ganz offensichtlich ist das den Steinpilzen egal. Sie sind am nächsten Tag in noch größerer Zahl wieder vorhanden==Gnolm13. So habe ich das noch nie erlebt.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo lieber Nobi!

    Ach, herrlich! Nach dem Regen folgt der Pilzkorbsegen... selbst meine Kollegin bringt aus ihrem Wald 20 km von mir entfernt) reichlich Pilze mit nach hause.

    Bei mir weiterhin Ebbe, es ist rascheltrocken. Aber ich will mich nicht beschweren, am Wochenende hatte ich tatsächlich die erste Handvoll Röhrlinge für die Pfanne, aber das war es auch.


    Von einem solchen Pilzkorb träume ich eben weiterhin. ;) Vielleicht wird es ja was mit dem Sammlerglück, wenn ich im Herbst in die Sächsische Schweiz komme.

  • Hallo lieber Nobi!

    Ach, herrlich! Nach dem Regen folgt der Pilzkorbsegen... selbst meine Kollegin bringt aus ihrem Wald 20 km von mir entfernt) reichlich Pilze mit nach hause.

    Bei mir weiterhin Ebbe, es ist rascheltrocken. Aber ich will mich nicht beschweren, am Wochenende hatte ich tatsächlich die erste Handvoll Röhrlinge für die Pfanne, aber das war es auch.


    Von einem solchen Pilzkorb träume ich eben weiterhin. ;) Vielleicht wird es ja was mit dem Sammlerglück, wenn ich im Herbst in die Sächsische Schweiz komme.

    Moin Tuppie, bei meiner gestrigen Pilzwanderung mit Pilz-Interessierten waren so viele abgeschnittene und neu wachsende Steinpilze zu sehen, dass wir sie am Ende nicht einmal mehr ignoriert haben. Das Interesse galt eher den Nicht-Röhrlingen und war nicht kulinarisch. So eine Pilzflut habe ich noch nie erlebt und sie macht auch nachdenklich im sterbenden Wald. Ob es da einen Zusammenhang gibt?

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Erstmal allen ein Dankeschön für das Feedback und die vielen Likes!:)

    Besonders zum Cronartium möchte ich dich beglückwünschen.

    Danke, Stefan.

    Ich habe schon immer mal an der Schwalbenwurz geschaut, aber bisher noch nie einen "Phyto" entdeckt.

    Umso mehr habe ich mich über Cronartium flaccidum gefreut!

    Froste Dir ein paar ordentliche Portionen ein, da es demnächst wieder schön warm und trocken werden soll.

    Keine Angst, Jörg, von den Steinis habe ich mir getrocknete und gefrostete Reserven angelegt.

    Das sollte für die ganze Familie bis zur nächsten Saison reichen.;)

    Bei Fallopia kannst du übrigens auch noch auf einen zweiten Rostpilz achten: Microbotryum anomalum.

    Danke für den Tipp, Björn. Danach werde ich auf jedem Fall noch schauen, schon der wunderschönen Sporen wegen.

    Borkenkäfer können auch interessante mykologische Studienobjekte sein.

    Interessante Antwort, Ralph. Das war mir neu!:thumbup:

    Die Leute fahren zu meinem großen Ärger hier tatsächlich mit Eimern und Waschkörben in den Wald

    Hier ist es nicht ganz so schlimm, aber deutlich größere Sammelgefäße als ich haben schon die meisten.

    Warum der Fichtensteinpilz geschützt ist, weiß zumindest kein Mykologe, um den Schutz der Fichtenmonokulturen kann es sicher nicht gehen.

    Der beste Pilzschutz ist, wie im Forum schon oft zu lesen war, der Biotopschutz. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen.

    wieder mal großartige Bilder von Dir und eine tolle Mischung obendrein.

    Danke, Karl!:)

    Wobei ich gestehen muss, dass ich mich über die interessanten Roste mehr als über die "Steine" gefreut habe.

    Vielleicht wird es ja was mit dem Sammlerglück, wenn ich im Herbst in die Sächsische Schweiz komme.

    Na, ich drücke Dir auf jedem Fall die Daumen und vielleicht sieht man sich "zufällig"?

    Allerdings bin ich Mitte Oktober schon etwas unterwegs.


    Liebe Grüße,

    Nobi

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  • hi Nobi


    Auch ich möchte danke sagen für diesen schönen Beitrag. Bevor ich das so schön hinbekomme braucht es sicher noch etwas Zeit. Auch meine Wälder sehen leider so aus, interessant finde ich die Bilder vom Borkenkäfer hab den noch nie gesehen.


    LG Tomas