Entoloma sericeoides?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.833 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von antoff.

  • Liebe Pilzfreunde,

    folgende Rötlinge habe ich gestern am Rande eines Bruchwaldes auf einem Grasweg entdeckt. Es wuchsen dort bestimmt so um die 15 Fruchtkörper, die zwischen 2 und 5 cm breit waren.

    Der deutsche Name "Trichterlingsrötling" passt natürlich perfekt zu den Fruchtkörpern.

    Eigentlich scheint mir auch vieles zu passen, nur zwei Dinge machen mich etwas unsicher: Die Sporen, die ich von ihm im Netz gefunden habe, scheinen mir insgesamt eckiger als meine. Dann habe ich Zellen gefunden, die ich als Cheilozystiden ansehen würde. E. sericeoides dürfte sie aber nicht haben. Oder sind die Strukturen auf dem Foto etwas anderes?

    Auch konnte ich geruchlich nichts wahrnehmen. Nach Mehl hat er zumindest nicht gerochen.

    Sonstige Infos:

    Sporen zwischen 7-9X5-7

    Schnallen habe ich nirgendwo gefunden.

    Das Pigment der Huthaut würde ich als inkrustierend bezeichnen. Das würde alles zu E. sericeoides passen.

    Schon einmal vielen Dank für eure Hilfe und liebe Grüße

    Matthias

    vermeintliche Cheilzystiden?

    HDS

  • Hi Antoff,


    gute Bilder, gute Beschreibung!


    die Cheilocystiden sind vom Bild kaum wegzudiskutieren, insofern würde das nicht zum Literatur-Konzept von sericeoides passen. Der Rest passt, m.E. auch die Sporen sind noch OK. Leider sond bei vielen Rötlingen die Zystiden nicht konstant.


    Nicht zu heiß trocknen und für eine Sequenzierung aufheben.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Matthias


    Ja das ist ein schwieriger Fall... es gibt noch ein sehr seltenes Entoloma pseudosericeoides mit Zystiden und ohne Schnallen.

    Naja, Seltenheit schützt die Pilze nicht davor, gefunden zu werden.

    Deshalb ja, unbedingt trocknen. Könnte noch spannend werden.


    Gruss Raphael

  • Hallo Wolfgang und Raphael,

    vielen Dank für eure Anmerkungen.

    Scheint ja ein etwas schwieriger Fall zu sein. Ich werde auf jeden Fall mal den Pilz trocknen. Aber was dann?? Gibt es einen einfachen Weg, die sequenzieren zu lassen?? Würde sich das lohnen???

    Zu deinem Tipp, Raphael, zu Entoloma pseudosericeoides habe ich kaum Informationen gefunden. Nur an einer Stelle hieß es, dass er recht viele Cheilozystiden hätte. Viele Cheilos hatte "mein" Pilz definitiv nicht.

    Auf jeden Fall sehr spannend:).

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo Matthias


    Hast du Fungi Europaei 5a? Da ist er gut beschrieben und sogar abgebildet.

    Wie Wolfgang schon schreibt ist die Menge der Zystiden nicht konstant. Bei dieser kaum bekannten Art stammt die Angabe "viele Zystiden" wohl von einer einzigen Kollektion, muss also nicht immer so sein.


    Ich habe auch noch nie etwas sequenzieren lassen. Bei einem solchen Fund, den ich für sehr selten halte, schreibe ich es als "cf." an und kartiere es entsprechend als unsichere Bestimmung (in der Schweiz geht das, in Deutschland kenne ich die Kartierung nicht). Wenn jemand Interesse an der Art hat, kann er bei mir das Herbar anfordern.

    Aber da gibt es Leute hier die mehr Erfahrung mit dem Thema haben.


    Lg, Raphael

  • Hallo antoff,


    einen Pilz zur Sequenzierung zu geben, ist nicht weiter schwierig: nicht zu heiß trocknen (am besten einfach in Scheiben auslegen, auf keinen Fall im Ofen!), eintüten, Brief versenden, Geld überweisen (so ca. 20 EUR).


    Einzelproben von Freizeitmykologen nimmt z.B. das Labor von Pablo Alvarado (viele Labors nehmen nur ganze Paletten = 96 Proben):


    alvalab.es - Inicio


    Schwieriger ist es, die Ergebnisse zu interpretieren. Pablo Alvarado hilft da auch (gegen Geld).


    Wenn Du viel Geduld mitbringst, kannst Du auch warten, bis die DGfM den nächsten Förderantrag startet. Da wollen wir eine oder zwei Halbtagsstellen für Mykologen schaffen, die nur genau das tun: unklare Pilzproben sequenzieren, auswerten, mit dem Finder besprechen, und ggf. bei der Publikation helfen. Wenn's gut läuft, startet das Ende diesen Jahres.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Raphael und Wolfgang,

    also Fungi Europaei 5a habe ich leider nicht, weshalb ich auch nicht genauer einschätzen kann, ob "mein" Pilz theoretisch zu dieser Art passen könnte.

    Spannend, spannend, ich werde auf jeden Fall die Belege aufheben und mir mal durch den Kopf gehen lasse, wie ich weiter vorgehe.

    Habe mir mal eben die Seite von alvalab angeschaut, was natürlich eine Option wäre. Die ganzen Services, die dort angeboten werden, "erschlagen" mich momentan jedoch mit meinem Nichtwissen. :kaffee:

    Liebe Grüße und noch einmal vielen Dank für eure Hilfe

    Matthias

  • Die ganzen Services, die dort angeboten werden, "erschlagen" mich momentan jedoch mit meinem Nichtwissen.

    Hi antoff,


    Du brauchst einfach fast alles:


    DNA Extraction --> Probe wird aufgearbeitet und DNA isoliert

    Standard Taq PCR Amplification --> DNA wird vervielfältigt, damit die Menge für eine Sequenzierung reicht

    Purification and Sequencing --> DNA wird sequenziert

    Sequence Alignment --> Sequenz wird mit Datenbank verglichen

    Phylogenetic Analysis --> Abweichungen werden mit statistischen Methoden bewertet

    Phylogenetic Tree Figure --> Darstellung der Ergebnisse als Ähnlichkeitsbaum


    Aber vielleicht lohnt sich gerade für Dich das Warten auf den "Erklär-Service", auch wenn's 2021 wird...


    Gruß,

    Wolfgang



  • Hallo Wolfgang,

    super, vielen Dank für deine Erklärungen. Jetzt kann ich mir zumindest etwas unter den verschiedenen Schritten vorstellen.

    Die Fruchtkörper sind soweit gesichert, und ich glaube tatsächlich, dass ich auf die Einrichtung des "Erklär-Services" warten werde. Weglaufen kann der Pilz jetzt ja zum Glück nicht mehr. :)

    Liebe Grüße

    Matthias