Hallo liebe Pilzfreunde,
ein für mich nicht ganz einfacher Täubling den ich da am Waldrand im Gras gefunden habe.
Wachsen doch an dieser Stelle immer meine R.foetens/subfoetens und prompt habe ich diesen Fund im ersten Augenblick auch als solchen, aber klein-wüchsigen, stark-gefurchten, violett-farbigen Pilz eingeschätzt und dabei fast ignoriert. Die Neugier siegte mal wieder und die Bestandsaufnahme bescherte mir einen Neufund.
Der Pilz roch nach kaltem Hering und gleichzeitig fellea-artig/Geranien/nasser Schlüsselbund. Hatte ich noch nie. Die leichten Grüntöne auf dem Hut wirkten schon interessant, aber das Ausschlüsseln verlangte nochmals einen Besuch des Fundortes. Eine Pappelart wurde aber nicht entdeckt.
1) Ausschlag gebend des erneuten Besuches war dieses Zitat von EINHELLINGER:
Starker Tobak, es passt bis auf die "vorherrschend grünen Töne" ja alles.
2) Weiter Zitat von EINHELLINGER:
Das heisst für mich als Laie im Klartext:
"R. pelargonia unterscheidet sich von R. violacea nur durch braun- bzw. grau- Färbung des Stieles?"
Nee, oder?
Na gut, hier wie immer erstmal die Funddaten und dazu vorhandenes Fotomaterial
R20-027 violacea cf.
03.09.2020 - 14:09
Standort: Waldrand Wiese
Eingestuft - Name: irgendein Stinktäubling
Anz. Exemplare: 2
Haupt Baumpopulation: Ei, Bu
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FUNDORT, Waldrand, Grünfläche/Wiese, Gras, trocken, feucht, Kollin 400 - 800 m,
BÄUME 20m UMKREIS, Buche (Fagus), Eiche (Quercus),
EXEMPLARE, jung, mittel, einzeln,
HUT GRÖSSE, 1 - 3 cm, 4 - 6 cm,
HUT FARBE, grün/gelb, violett/purpur, braun/grau,
HUT OBERFLÄCHE, matt, seidig, glänzend,
HUT MITTE, dunkler, br/gr/sw,
HUT RAND, gerieft, höckrig, lappig,
PEELING, 3/4 abziehbar,
UNTER HUTHAUT, weisslich,
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LAMELLEN, spröde, beige bis ocker, queradrig,
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STIEL OBERFLÄCHE, weisslich/creme, runzelig/geriffelt,
STIEL KONSISTENZ, zerbrechlich, weich, gekammert, hohl, wässrig,
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GERUCH, stark, Hering/Fisch, Käse, Fellea/Geranien,
GESCHMACK, verzögert, scharf
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MIKROSKOPIE, Frischpilz, Exsikkat,
DERMATOZYSTIDEN, Dz vorhanden, Dz zylindrisch, Dz spindelig, Dz lang, Dz kopfig,
SEPTEN, Dz 0 - 1 septiert, Dz 2 - 3 septiert,
PRIMORDIALHYPHEN, iPh keine vorhanden,
HAARE - HYPHEN, H zylindrisch, H kopfig, H zipfelig, H spitz zulaufend, H apikal rundlich,
SPORENPULVER, SpP von Abwurf,
SPORENFORM, Sp länglich,
SPOREN Mw-95%, Sp 7 - 9 mü,
ORNAMENT, Orn grob, Orn isoliert,
WARZENHÖHE, Warzen 0.5 - 1 mü, Warzen über 1 mü,
HILARFLECK, Hilar amyloid
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SpP Farbe: IIa - b
FeSo4: rosa
Guajak (8sec) Stiel: ++ wird aber nicht ganz dunkel
Guajak (8sec) Lamellen: ++ " " " "
Phenol: neg
KOH Stielbasis: neg
SV:
NH3:
Sonst. Angaben: auch junger Pilz riecht nach kalter Hering
3) Waldrand, Waldwiese 450m, Buchen, Eiche
4) trockene Angelegenheit am Fundtag
5) im ersten Augenblick für mich wie eine kleine foetentinae/pectinatae
6) ausgepackt, grazil, Hutmitte bräunlich/violettlich
7) Hutrand stark höckrig gerieft, auch grünliche Töne sind dabei
8) Lamellen beige bis ockerlich, spröde, queradrig
9) Stiel zerbrechlich, weich, gekammert, hohl, wässrig
10) ehrlich, da hab´ ich an eine illota geglaubt
11) Huthaut bis 3/4 abziehbar, darunter weisslich
12) im trockenen Zustand am nächsten Tag ist von Grün nichts mehr zu sehen
13) die Guajak Reaktion ++ aber nicht ganz dunkel geworden, ist der Stiel jetzt grau oder braun?
14) zweiter Tag, sieht jetzt mehr ocker-braun aus, ist das wirklich der Knackpunkt?
15) 400, KF, Inkrustationen keine zu erkennen
16) 400, SV, Pileozystiden zahlreich vorhanden
17) 400, Kongo, Pileozystiden zylindrisch, spindlig
18) 400, Kongo, 1-3x septiert, rel. lang
19) 400, Kongo, auch manchmal eingeschnürt kopfig
20) 400, Kongo, Haare zylindrisch, kopfig, zipfelig, spitz zulaufend, apikal rundlich
21) 1000, Wasser, Sporen mehrheitlich oval
22) 1000, Melzer, Sporenwarzen spitz-stachelig, teilweise über 1,5mü Höhe
23) 1000, Melzer, Sporen Ornament isoliert-warzig
24) 1000, Melzer, primitiver Sporenstack
25) Messprotokoll Sporen
26) und siehe da, neuer Nachwuchs nach einer Woche am gleichen Platz...
Ich hoffe ja nicht, dass ich beim ersten Kreisel verkehrt abgebogen bin, nach all diesen/meinen Merkmalen aber schon überzeugt dass dies Russula violacea sein müsste.
Nur, wenn man noch nie eine R. pelargonia oder eine R. violacea oder eine R. clariana die ja lt. Literatur alle fast dieselben Ansprüche und Merkmale besitzen und dabei noch nie in der Hand hatte, kommt man wohl um ein Russula violacea cf nicht rum.
Ich danke euch für das Interesse und auch an willkommenen Kommentaren oder Korrekturen zu meinem Pilz.
Bis bald...
Liebe Grüsse aus der Rhön
claus