Hallo zusammen,
am letzten Wochenende zeigte mir Rainer den Standort eines bis ca. 10 cm breiten Pilzes der etwas an Leucoagaricus badhamii erinnerte. L. badhamii rötet jedoch wesentlich stärker und die Farbe schlägt in ein dunkles braun um, was bei diesem Fund nicht der Fall ist. Lamellen und Stiel färben sich auf Druck orangerot (ohne vorheriges Gilben) und auch nach einem Tag blieb die Rotfärbung erhalten. Der Stiel ist von Velumresten bedeckt und zeigt nur eine undeutliche Ringzone. Die Stielbasis ist etwas knollig und keinesfalls spindelig oder gar wurzelnd, wie bei einigen Arten der Gattung. Die Pilze standen in lockerer mit kleinen Ästchen durchsetzter Fichtennadelstreu an einer Böschung.
Frische Druckstelle auf den Lamellen beim linken Fruchtkörper, der liegende Fruchtkörper, in der Mitte ist vom Vortag
Frische Druckstelle am Stiel, die Verfärbung auf dem Hut des rechten Fruchtkörpers ist vom Vortag
Fruchtkörper mit frischen Druckstellen am Stiel, knollige Stielbasis abgebrochen
Mikroskopisch weicht die Art von allen mir bekannten Arten ab und nach diversen Recherchen und Schlüsselversuchen bin ich nicht mal bei der Gattung Leucoagaricus sicher, oder inzwischen betriebsblind.
Schnallen sind in allen Teilen des Fruchtkörpers vorhanden. Die Basidien sind überwiegend 4-sporig (nur ein 2-Sporige Gesehen).
Die Cheilozystiden sind überwiegend keulig teilweise zylindrisch und weisen nie eine Papille oder gar längere Auswüchse an der Spitze auf, wie viele Vertreter der Gattung.
Ebenfalls ungewöhnlich für Leucoagaricus sind die keuligen Endzellen der Hutdeckschicht in den pigmentierten Bereichen, sowohl im Zentrum als auch am Rand. Erinnern etwas an einige Arten von Echinodrma. Sonst sehe ich nur zylindrische Hyphen.
Hier noch die HDS in Kongo/NH3
Die Sporen besitzen einen deutlichen Apiculus aber keinen Porus.
Sporen von Stieloberfläche in Kongo/NH3 kongophil
Sporen in Melzer amyloid wohl eher dextrinoid, die Farbe täuscht etwas.
Sporenabwurf in Wasser
Sporen[n= 34) 5,3 - 6,3 - 7,4 x 3,3 - 3,8 - 4,3 µm; Q = 1,5 - 1,9
MW-Konfidenzgrenzen (95%) : lav x bav = 6,3 ±0,2 x 3,8 ±0,1 µm
Qav = 1,7 ±0,03
Da ich nicht alle Literaturstellen einsehen kann, die bei Ludwig oder Gröger erwähnt werden, falls sie nicht durch deutlich abweichende Beschreibung rausfallen, hoffe ich auf eine Expertenmeinung.
LG Karl