Seitlinge

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.211 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kersten.

  • Liebe Pilzfreunde,


    Was habe ich hier gefunden?


    Fundort: südlicher Schwarzwald (Landkreis Lörrach), ca. 500 Höhenmeter

    Auf Holz wachsend. Sieht für mich nach Buchenstämmen aus.

    Aktuelle Wetterlage. Seit 5 Tagen Regen. Seit 2 Tagen nahezu Dauerregen. Temperaturen je nach Höhe zwischen 5°C und 10°C.


    Meine Interpretation:

    Da Laubholz (Buche) deutet es auf den Austernseitling oder Lungenseitling hin. Der Ohrförmige Seitling wächst angeblich nur auf Nadelholz. Stimmt das?

    Der Ohrförmige Seitling hätte keinen Stiel. Würdet ihr die Pilze auf meinen Bildern als gestielt interpretieren?

    Ich finde die Farben für einen Lungenseitling zu stark grau gefärbt ich würde ihn irgendwie mehr weiss erwarten (z.B. Bild 5) und für den Austernseitling sind sie irgendwie zu hell gefärbt.


    Ich bin Anfänger was Seitlinge angeht. Bitte korrigiert meine Interpretationen oder gebt mir Tipps. :)

    Kann man generell sagen: Bei Seitlingen welche auf Laubholz wachsen ist man immer safe?


    Weiter unten in einem zweiten Post habe ich noch Seitlinge gepostet welche ich vor ein paar Wochen im Wald gefunden hatte. Die würde ich definitiv als eine andere Art interpretieren als die heute gefundene.


    Vielen Dank & Liebe Grüsse,

    Kersten


  • Und wie gesagt hier noch Seitlinge die ich vor ein paar Wochen gefunden habe und welche ich als andere Art interpretieren würde. Wahrscheinlich der Ohrförmige Seitling.

    Ebenfalls auf Holz wachsend. Allerdings keine Ahnung ob Laub- oder Nadelholz.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kersten!


    Die ersten sind auf jeden Fall Seitlinge (Gattung: Pleurotus, der Ohrförmige ist systematisch gesehen was Anderes, und gehört in eine andere Gattung: Pleurocybella). :thumbup:

    Von Habitus und Wuchsweise ausgehend am ehesten Austernseitlinge (Pleurotus ostreatus), wobei Lungen- und Austernseitlinge mitunter schwer bis gar nicht sicher zu untescheiden sind.


    Die anderen sind allerdings keine Ohrförmigen (Pleurocybella porrigens), aber auch hier hast du richtig erkannt: Es sind auch keine Seitlinge der Gattung "Pleurotus".

    Wenn du da einen Fruchtkörper auf ein Glasplättchen oder weißes Papier absporen lässt, wird das Sporenpulver braun sein. Damit hättest du da eines der Stummelfüßchen (Gattung: Crepidotus), da gibt es auch einige Arten mit recht großen Fruchtkörpern, die so ähnlich wie Seitlinge aussehen können.



    LG; Pablo.

  • Hi Pablo,

    Super. Vielen Dank für die Info.

    Woran erkennst du die Seitlinge im ersten Post so sicher? Ich suche hier einfach mehr Übung für mich.

    Allein vom Erscheinungsbild und Substrat und Wuchsform?

    Was wäre denn anders beim z.b Ohrförmigen?


    Ich finde relativ oft solche Pilze im Wald. Und bin mir leider immer zu unsicher ob ich hier Austernseitlinge oder Lungenseitlinge oder den Ohrförmigen Seitling oder gar Stummelfüsschen oder Knäuelinge vor mir habe.


    LG

    Kersten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kersten!


    Knäuelinge (zB Laubholzknäueling, Panus conchatus) nicht vergessen. Die sind manchmal wirklich arg ähnlich, aber ungefährlich weil ungiftig. Das Gleiche gilt für den Muschelseitling (Panellus serotinus).


    Austern- und Lungenseitlinge sind ohnehin wie gesagt oft nicht unterscheidbar. Macht aber auch nichts, weil beide ungiftig und (solange frisch) bekömmlich sind.

    Auch bei Crepidotus (Stummelfüßchen) sind keine giftigen Arten bekannt - zumindest nicht bei denen, die große Fruchtkörper bilden.
    Muschelinge (Hohenbuehelia) sind schlimmstenfalls mal bitter.


    Stummelfüßchen unterscheiden sich ganz gut durch das brüchigere Fleisch und eben das braune Sporenpulver.
    Laubholzknäuelinge sind zäher, und jung oft noch mit violettem Farbspiel. Muschelinge sind - wenn direkt an Holz wachsend - in der Regel deutlich kleiner.


    Die Ohrförmigen Seitlinge wachsen wohl wirklich nur an stark durchmorschtem Nadelholz.
    Wenn du in der Gegend wohnst, wo du den Fund gemacht hast: Bei Fahrten in den Schwarzwald wirst du die früher oder später finden, sie sind dort recht häufig. Mit etwas Erfahrung und nach ein paar Funden wirst du die auch am Gesamteindruck sicher unterscheiden können, am Farbspektrum, am Habitus, an der Fruchtkörperdicke und der Lamellendicke, am fehlenden Stiel und natürlich am Substrat.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Ich sehe ziemlich kräftige, dicke Stiele, die unten deutlich striegelig behaart sind - auch sowas gibt es bei Ohrförmigen Seitlingen nicht. Übrigens auch bei LUngenseitlingen und Rillstieligen nicht so ausgeprägt, und damit ein weiterer Punkt für Austern (Pleurotus ostreatus).



    LG; pablo.

  • Cool danke :) Das hatte ich so im Kopf und drum habe ich das unten striegelig behaarte fotographiert.


    Ich habe sie von gestern Abend auf heute morgen ein bisschen auf Papier ausgebreitet. Dadurch erhoffte ich mir dass sie etwas Nässe verlieren. Gestern beim Ernten hat es stark geregnet und sie waren sehr nass.


    Heute morgen wollte ich sie in kleinere Scheiben schneiden bzw. zerrupfen und einen Teil davon einfrieren und den anderen heute nach der Arbeit zubereiten.


    Leider waren in fast allen Fruchtkörpern kleine Maden drin. Teilweise im Fleisch und teilweise in den Lamellenzwischenräumen.


    Meine Frau meinte nur.. "Ist doch nicht so schlimm.."


    Mich hats leider fast gewürgt. ;)


    Generell habe ich mich auch gefragt ob die Fruchtkörper überhaupt noch gut sind und nicht schon zu gross bzw. zu alt?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kersten!


    Ob Fruchtkörper für den Verzehr geeignet sind (Frische, keine Parasiten / Schimmel etc.) kann man unmöglich nach Bildern einschätzen. Es ist notwendig, dazu den Pilz in der Hand haben zu können, um Konsistenzen, Haptik, Geruch usw. beurteilen zu können. Bei den zuletzt gezeigten Fruchtkörpern sehe ich optisch nichts, wo man sagen würde "die sind nicht mehr gut". Das heißt aber noch längst nicht, daß die nicht doch unbrauchbar sein könnten.
    Diese Unmöglichkeit der Firscheeinschätzung nach Bildern ist ja einer der Wesentlichen Gründe, warum man zB auch im Netz gar keine verzehrempfehlungen abgeben kann.



    LG; Pablo.

  • Hi Pablo,


    Okay. Aber damit hast du mir doch sehr geholfen. Für mich bedeuted das, dass sie von den Bildern her (Grösse, Aussehen, Farbe) schon noch gut sein hätten können und eventuell noch nicht zu alt sind.


    Aber selbstverständlich schätze ich das letzte Kriterium mit mir selber ein wenn ich die Dinger in der Hand habe und genau untersuche. Haben sie eventuell Maden oder Bereiche mit Schimmel. Wie ist die Konsistenz oder riechen sie eventuell unangenehm etc. -> Deshalb sind sie bei mir in diesem Fall aufgrund der Maden wieder im Wald gelandet.:thumbup:


    LG
    Kersten