Nicht alltägliche Pilzfunde der letzten Tage

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.854 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Servus beinand',

    ich hab mich grad mit meinen Bildern der letzten Zeit beschäftigt.

    "Obwoi's ja koane Schwammerl gibt";) waren doch einige schöne Funde dabei, die ich Euch gerne zeigen möchte.


    Nectriopsis violacea, Violetter Pustelpilz, parasitierend auf einer Fuligo, Lohblüte

    Ich hoffe, dass es da keine Verwechslungsart gibt.




    Coprinopsis (atramentarius var) acuminatus, Spitzhütiger Faltenschirmling

    Neben der dunklen abgesetzten Papille wird der Hut auch fast nicht faltig und auch das hutfarbene "Knötchen" im unteren Stielteil vom normalen Faltentintling ist hier praktisch nicht auszumachen.

    Wuchsort war auf blanker Erde neben einem Waldweg zwischen Brennnesseln.



    Eine auffällige Psathyrella büschelig an Laubholz. Entsprechend dem, was ich im Forum schon nachgelesen hab, waren auch meine drei, vier Funde immer zusammen mit Stockschwämmchen.

    Psathyrella maculata, Fleckiger Saumpilz/Mürbling




    Ein Cortinarius, eine rel. leicht bestimmbare große Telamonia aus dem Buchenwald mit auffälligem Velumgürtel am Stiel und zumindest ausgewachsen

    deutlichen Geruch nach Birnenkompott, ganz ähnlich dem C. traganus.

    Manch einer, der kein Kompott ist, verbindet den Geruch auch mit einem Stamperl Williamsbirn, weshalb die beiden im Münchner Verein auch Obstlerdickfüße genannt werden:)

    Cortinarius torvus, Wohlriechender Gürtelfuß




    Ein resupinater Porling, der auffallend weite Poren hat und aerophil an noch berindeten Kiefernästen wächst und dann am Boden liegend bald vergeht.

    Obwohl der eigentlich recht selten sein soll, finde ich ihn beim absuchen geeigneter Kiefernäste regelmäßig.

    Antrodia / Cartilosoma ramentacea, Münzentramete




    Hydnum albidum, Weißer Semmelstoppelpilz

    Um eine Verwechslung mit Albinoformen von H. repandum auszuschließen ist das prüfen der Sporen wichtig. H. albidum hat die mit Abstand kleinsten Sporen der Gattung.

    Die Art wächst regelmäßig und an mehreren Standorten in einem Münchner Lohwaldrest, wobei dort immer ein paar Fichten beisammen stehen.



    Auf einer Brandstelle standen dann neben massenhaft Pholiota highlandensis Fruchtkörpern auch diese relativ zierlichen nabelartigen Pilzchen.

    Die Hüte sind zwar etwas hell, die dehnbare, komplett abziehbare Huthaut und die fadenartig abziehbare zähschleimige Lamellenschneide lässt aber keine andere Bestimmung zu.

    Myxomphalia maura, Kohlennabeling



    In einem Graben mit Schwarzerlen dann diese Naucoria, Erlenschnitzling, die noch auf eine mikroskopische Bestimmung wartet.

    Tipps werden gerne entgegengenommen;)



    Eine Mycena bei Kiefern, die oft als Verwechslungspartner zu M. rubromarginata gehandelt wird, was ich nicht ganz verstehen kann.

    Mycena purpureofusca, Lilaschneidiger Helmling.

    Durch die purpurnen Farben, auch an den Schneiden, in Verbindung mit Kiefern eigentlich leicht kenntlich.

    M. rubromarginata wächst meist an Fichte, ist zierlicher, kurzstieliger und ganz anders gefärbt.




    Geastrum triplex, Halskrausenerdstern.

    Die Fruchtkörper waren mit Durchmessern von 13cm so groß, dass ich sie fotografieren musste.

    Man sieht den Halskrausenerdstern in verschiedenen Entwicklungsstadien und dass sich die "Halskrause" erst beim Zurückbiegen der dicken Peridie bildet.



    Hymenochaete carpatica, ein Borstenscheibling, der nur auf den Innenseiten noch am Stamm anhaftender Rindenschuppen von Bergahornen wächst.

    Die gezielte Suche ist mühsam. Meist reiß ich an drei, vier infrage kommenden Stämmen ein paar Schuppen ab.

    Wenn das nicht von Erfolg gekrönt ist, lass ich's.

    Der Borstenscheibling ist gar ned so einfach zu erkennen, da die Rindenschuppen ähnlich gefärbt sind.

    Wenn man ihn aber mal gehabt hat, erkennt man ihn doch ziemlich leicht.

    Entlarvend ist das felderige Aufreißen. Die herausragenden Seten sind bereits mit der Handlupe zu erahnen.







    Zwei auffällige Rötlinge, die auf nackter Erde unter Giersch wild durcheinander gewachsen sind und noch nicht mikroskopiert sind, mMn aber schon makroskopisch so eindeutig sind, dass wohl nichts anderes rauskommen sollte.

    Zuerst Entoloma araneosum, Silberfaseriger Rötling



    Und Entoloma incarnatofuscescens, Lilagrauer Nabelrötling



    Und zuguterletzt von gestern ein Erstfund für mich, der mich besonders gefreut hat.

    Schon auf dem Forstweg zurück zum Auto fielen in einiger Entfernung kräftige weiße Schwammerl im Buchenlaub auf.

    Erst rechnete ich mit einer erneuten Kollektion von Elfenbeinschnecklingen, wurde aber dann doch neugierig undd ging nochmal die 10m in den Wald hinein.

    Schnell entpuppten sich die Schwammerl als kräftige weiße Ritterlinge ohne die so typische graue Scheibe des T. lascivum, der in dem Habitat zu erwarten wäre..

    Kein auffälliger Geruch. Kein Problem, der kommt schon noch, war mein Gedanke.

    Tricholoma album kann also doch auch mit Buchen, dachte ich.

    Eigentlich nur deshalb wollte ich ein Foto machen und die Schwammerl mitnehmen.

    Zum fotografieren am Standort schon zu dunkel verfrachtete ich die Teile an eine hellere Stelle.

    Beim Trapieren fiel dann auf, dass die Fruchtkörper an allen berührten Teilen fast chromgelb anliefen.

    Tricholoma sulphurescens, der Gilbende oder Salzige Ritterling!

    Im Nachhinein fällt auf, dass T. sulphurescens eindeutig weißer ist als die Stinker und auch im Habitus kräftiger als T. album.

    Der Geruch durchaus angenehm, etwas süßlich sogar.



    Das hier ist etwas zu dunkel geraten.

    Man sieht aber trotzdem, dass die Verfärbung am Stiel am stärksten ist.

    Das Gelb ist sehr ähnlich der Verfärbung der Karbolegerlinge.



    So...jetzt reichts.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Werner,

    Tricholoma sulfurescens habe ich heute auch gefunden, nachher stelle ich noch was dazu ein. Bei meinen Exemplaren nahm ich einen Geruch ähnlich wie Tricholoma lascivum wahr, aber viel schwächer und weniger aufdringlich. Gewachsen sind sie in einem typischen Kalkbuchenwald ("Cortinarien"-Laubwald) in Gesellschaft von z. B. Cortinarius anserinus, Ramaria formosa, Clavariadelphus pistillaris...). Die Guajak-Reaktion an der Stielspitze habe ich schon getestet, sie ist für einen Ritterling recht stark mit Beginn der Umfärbezeit von ca. 10 bis 20 Sekunden. Bei T. stiparophyllum beginnt das Umfärben dagegen schon nach ca. 3 Sekunden, bei T. lascivum muss man auf das Umfärben einige Minuten warten.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Sehr schöne und interessante Sachen zeigst Du uns, Werner!


    Besonders spannend fand ich Deine Bemerkungen zu Hymenochaete carpatica, auf die ich zukünftig achten werde.

    Die hat ja schon einen sehr speziellen Standort.

    Nectriopsis violacea, Violetter Pustelpilz, parasitierend auf einer Fuligo, Lohblüte

    Ich hoffe, dass es da keine Verwechslungsart gibt.

    Kann man meiner Meinung nach nicht verwechseln.

    Ich habe den Pilz vor einigen Jahren hier vorgestellt. Da kannst Du ja mal vergleichen.


    Liebe Grüße,

    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo Werner,

    tolle Funde zeigst Du uns!

    Vor allem die Tricholoma sulphurescens steht auf unserer Wunschliste.

    Hymenochaete carpatica finden wir vor allem wenn der Bergahorn an feuchten Standorten wie Bachtälern steht.

    Da ist er nicht selten.

    LG Ulla

  • Hallo Werner,

    Tricholoma sulfurescens habe ich heute auch gefunden, nachher stelle ich noch was dazu ein. Bei meinen Exemplaren nahm ich einen Geruch ähnlich wie Tricholoma lascivum wahr, aber viel schwächer und weniger aufdringlich. Gewachsen sind sie in einem typischen Kalkbuchenwald ("Cortinarien"-Laubwald) in Gesellschaft von z. B. Cortinarius anserinus, Ramaria formosa, Clavariadelphus pistillaris...). Die Guajak-Reaktion an der Stielspitze habe ich schon getestet, sie ist für einen Ritterling recht stark mit Beginn der Umfärbezeit von ca. 10 bis 20 Sekunden. Bei T. stiparophyllum beginnt das Umfärben dagegen schon nach ca. 3 Sekunden, bei T. lascivum muss man auf das Umfärben einige Minuten warten.

    FG

    Oehrling

    GriasDi Stephan,

    beim auspacken zuhause war dann auch dezent aber deutlich der Stinkritterlingsgeruch zu bemerken.

    Ich bin die Woche ned daheim, drum hab ich nur mein KOH Fläschchen dabei. Sonst hätt ich Guajak schon getestet. Das liest sich ja sehr interessant, dass die evtl deutlich unterschiedliche Reaktionen haben.

    Mein Fundort war im Hauptsmoorwald bei Bamberg, also durchaus wärmebegünstigt, einem Kiefernmischwald, bekannt durch teils mächtige Kiefern. Hier waren nur Buchen untermischt, ein anderer Mykorrhizapartner ist auszuschließen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Werner,


    tolle Präsi, danke fürs Zeigen. Bin etwas neidisch. Würde mich freuen hier überhaupt irgendeinen Ritterling zu finden und du präsentierst solche Seltenheiten. Ludwig schreibt zu T. Sulfurescens "in Deutschland bisher ein Dutzend Fundorte" ... toll, ist ja was für die Kartierung falls noch nicht verzeichnet.


    Oehrling... Danke fürs Teilen deines Detailwissens. Wieder sehr interessant und in der mir vorliegenden Literatur nicht erwähnt.


    LG Sebastian

  • Ludwig schreibt zu T. Sulfurescens "in Deutschland bisher ein Dutzend Fundorte" ... toll, ist ja was für die Kartierung falls noch nicht verzeichnet.

    Hallo Sebastian,


    ich fürchte, das bedeutet nur, dass Ludwig von einem Dutzend Fundorten in Deutschland Kenntnis hatte, weiter nichts. Bei meiner Exkursion am Samstag habe ich innerhalb eines Kilometers schon zwei Fundorte aufgetan (beide im Kalkbuchenwald), drei weitere sind mir aus Thüringen persönlich bekannt (ebenfalls Kalkbuchenwald). Ich persönlich glaube nicht, dass T. sulfurescens wirklich so selten ist, sondern dass er oft gefunden und nachlässig als dicker, schwach riechender T. lascivum abgetan wird. Das Resultat könnte eine recht massive Unterkartierung sein. Man muss ihm ein bis zwei Stunden Zeit geben, damit er sich durch die gelben Flecken als das offenbart, was er ist. Auf einer Pilzausstellung habe ich ihn auch schon gesehen, beschriftet als T. lascivum.


    FG

    Oehrling

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  • Servus Oehrling,


    ich selber kenne Tricholoma sulfurescens nur aus Franken. Hier in Oberbayern habe ich den noch nicht gefunden. Vielleicht ist er ja wärmeliebend.


    Jedenfalls vermute ich, dass die Art wenn, dann nur ortshäufig ist. Was aber auf alle Fälle stimmt: viele schauen sich die "weißen Stinker" nicht genau genug an.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    die mir bekannten Fundstellen lagen alle in den "typischen" Kalkbuchenwäldern, die man so auf Phlegmacien, Schnecklinge und Korallen absucht - du weißt bestimmt, welchen Waldtyp ich meine? Auf der Schwäbischen Alb, wo ich gerne auf Phlegmacien losgehe, habe ich allerdings noch nie einen gefunden, wahrscheinlich ist es ihm da zu kalt. Aber in niederer gelegenen Kalkbuchenwäldern (z. B. Fränkische Alb, Mainfränkische Platten, Jena...) dürfte er nicht so selten vorkommen. Wie du sagst: ortshäufig.

    Werner E. hat in seinem Eingangsbeitrag als Fundort den Hauptsmoorwald bei Bamberg angegeben. Jetzt kenne ich die Wälder um Bamberg nicht so gut um zu wissen, ob der Wald links oder rechts der Regnitz liegt. Bei rechts der Regnitz darf man sicherlich Kalk im Boden unterstellen.

    Anlass meines Postings war die Aussage im LUDWIG, dass der Pilz nur an einem Dutzend Standorten in Deutschland vorkommen soll, und das halte ich für ziemlich untertrieben.

    FG

    Oehrling

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  • Servus Oehrling,


    ich wollte dir ja auch gar nicht widersprechen ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Dass Werners Fund nicht alltäglich ist, wie er schon in der Threadübersicht ankündigte, und dass man sich nach dem Pilz ordentlich strecken muss, will ich ja auch keineswegs in Zweifel ziehen;)zurück.

    Freundliche Grüße

    Oehrling

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