Was ist das?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 6.291 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bird.


  • Die gezeigten Pilze wachsen bei mir im Garten, auf der Wiese unter einigen Birken. In einiger Entfernung stehen auch noch 3 Nadelbäume.
    Da ich nur Pilze esse, die ich 100%ig kenne bin ich nicht rangegangen.
    Es ist mir auch klar, daß man über Bilder keine 100% genaue Bestimmung vornehmen kann, will sie Euch aber nicht vorenthalten.
    Weiß jemand was genaueres dazu?


    LG Bird

  • Hallo Bird,


    es handelt sich um einen Täubling (Russula), wobei Täublingsarten (vorallem rote) nur mit Bild und ohne zusätzliche Angaben von Geruch, Geschmack und eventuelle Verfärbung des Fleisches oftmals unmöglich zu bestimmen sind. Ein weiteres wichtiges (wenn nicht sogar das wichtigste) Merkmal ist die Sporenpulverfarbe, die bei Täublingsbestimmungen unbedingt nötig ist.


    Daher meine Tipps, um den Pilz bestimmen zu können:


    (1) Koste das Fleisch des Hutes und der Lamellen und berichte uns vom Geschmack
    (2) Schneide einen Fruchtkörper durch und berichte uns von eventuellen Verfärbungen
    (3) Lege einen Pilzhut über Nacht auf ein weisses Blatt Papier und decke das ganze mit einem Glas oder einer Schüssel ab ---> Der Pilz sport aus und du hast die Farbe des Sporenpulvers. Bitte fotografiere das und zeige uns dann ein Bild davon
    (4) Mach bitte zusätzliche Angaben über die Oberflächenstruktur und -farbe des Stieles


    Mit diesen Angaben könnte man das ganze ein wenig eingrenzen.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo,


    meiner Ansicht nach ist das ein Speisetäubling (Russula vesca). Der Hut sieht farblich recht blass aus und die Haut reicht nicht bis zum Hutrand.


    Ist der Pilz sehr fest und bricht glatt weg? Wie schmeckt er, scharf oder mild?


    Das ist keine Bestimmung!!!


    LG; Matthias

  • Danke für Eure schnelle Reaktion!
    Hier nun die gewonnenen Zusatzerkenntnisse:


    Der Pilz ist fest und im Geschmack: mild, leicht nussig bis neutral, etwas mehlig. Einen Eigengeruch kann ich (bin auch ein bischen schlecht mit der Nase) nicht feststellen.
    Beim Durchschneiden sind keine Verfärbungen feststellbar.
    Der Stiel ist, weiß, mit einem leichten Hauch zum Braun und längs fein gerieft.
    Die Sporenfarbe wird morgen nachgereicht.
    Ich hoffe, ich konnte etwas zur Klärung beitragen und füge noch ein paar Bilder an.


    LG Bird

  • Hallo Matthias, hallo Bird,


    Matthias: Du hast mit den Merkmalen des Speisetäublings schon recht, allerdings gibt es auch noch andere, blasshütige Täublinge, bei denen die Huthaut nicht ganz die Lamellen erreicht (z.B. R. odoratora, R. persicina, R. rosea und auch schon an R. rubra habe ich das feststellen können). Das Merkmal zählt also zur Artbestimmung nicht unbedingt, auch wenn R. vesca zugegebenermaßen mein erster Gedanke war. Auf jeden Fall sollte man zur Klärung der Art das Sporenpulver sehen.


    Bird: Herzlichen Dank für das Nachreichen der Bilder :thumbup:.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Mathias


    Zitat von mazewei


    meiner Ansicht nach ist das ein Speisetäubling (Russula vesca). Der Hut sieht farblich recht blass aus und die Haut reicht nicht bis zum Hutrand.


    Mein Eindruck: Kann alles Mögliche sein, doch Speisetäubling (Russula vesca) schließe ich bereits wegen der Lamellenfarbe (müßte beim Speisetäubling rein weiß sein) aus.


    Noch ein paar weitere Merkmale, die nicht passen:


    - Die Huthaut, soweit ich das beurteile ist keineswegs zu kurz


    - Der Stiel ist zwar weißlich, doch es sind schwache rötliche Verfärbungen zu sehen


    - Der Stiel ist +-zylindrisch und zu lang


    - Leider kann man die stielbasis nicht beurteilen. der Speisetäubling zeigt da meist bräunliche bis rostbräunliche Flecken.



    Grüße
    Gerd

  • Zitat von Bird


    Hier nun wie versprochen zwei Bilder von den Sporen. Ich hoffe, man kann gut was erkennen und es ist brauchbar.



    - Sehr schön, damit ist nachgewiesen, dass es kein "Speise-Täubling (Russula vesca)" sein kann.


    - Bevor ich einen Schlüsselversuch starte noch eine Frage:


    Ist die gezeigte Sporenpulverfarbe farbgetreu ?


    ---> Das ist sehr wichtig, da bei der Bestimmung von Täublingen u.U. Nuancen von Farbunterschieden wichtig sind.


    ---> Schau einmal hier Notizen zu Russula, da wurde EINIGES über Russula diskutiert.


    Grüße
    Gerd


    PS.:
    - Muss jetzt zum Arbeitseinsatz auf unser Sommerfest.


    - Kümmere mich morgen um die Bestimmung. Die Chancen, dass wir die möglichen Arten deutlich eingrenzen können sind da. Denn immerhin wissen wir ja schon einige Details über den Fund.

  • Hallo Bird, Gerd und Matthias,


    Bird: Herzlichen Dank für den Sporenpulverabdruck. Aber jetzt stellt sich natürlich die Frage, die Gerd schon geschrieben hat, ob die Farben im Original auch so aussahen, oder ob sie dunkler/heller waren. Kannst du uns das bitte beschreiben?


    Matthias: Aufgrund des Sporenpulverabdrucks kann es, wie Gerd schon schrieb, kein Russula vesca sein. Jetzt muss man nur noch zwischen den ähnlichen roten Täublingen unterscheiden können, wobei das trotz allem recht schwierig werden kann, denn wenn es blöd kommt, müssen auch noch Mikromerkmale wie Ornamentierung und Größe der Sporen, Form und Größe der HDS, der Pileozystiden, der Primordialhyphen und chemische Reaktionen mit FeSO4, Guajak und Phenol in Betracht gezogen werden.


    Wenn eine Auskunft von Bird über die Farbe des Sporenpulvers kommt, werde ich auch mal einen Schlüsselversuch starten.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Auweia, das scheint ja eine ganz schön umfangreiche Sache zu sein. Und jeden Tag entdecke ich neue, mir unbekannte (und mit meiner Literatur nicht bestimmbare) Pilze im Garten...
    Aber nun zur Frage: Habe gerade nochmal direkt verglichen, die Bilder geben die Farbe wie im Original wieder.


    Dank Euch für Eure Mühen


    LG Bird

  • Hallo Bird,


    danke für die Antwort! Ich werde jetzt mal einen Schlüsselversuch starten und euch später davon berichten.


    Schöne Grüße
    Gernot


    Ps.: Deine Gartenpilze kannst du ruhig her zeigen, schließlich sind das ja hoffentlich nicht alles rote Täublinge :D.

  • Hallo,


    als ich den Schlüsselversuch starten wollte ist mir wieder eingefallen, dass der Schlüssel auf mikroskopische Merkmale aufgebaut ist und man mit ihm deshalb nicht weiter kommt. Tut mir leid, ich versuche jetzt, auf einem anderen Weg etwas über den Pilz herauszufinden, was natürlich länger braucht...


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Gernot, vielen Dank für Deine Mühe.
    Morgen früh werde ich mit Sohnemann auch mal auf die Pirsch gehen und hoffentlich etwas finden oder zumindest fotografieren (beides zusammen wäre mir am liebsten) und dann auch gleich noch ein paar Bilder im Garten schießen.


    LG Bird

  • Hallo Bird,


    danke, dass Du uns eine Reihe weiterer Merkmale (insbesondere die Sporenstaubfarbe und den Geschmack) zu Deinem Fund gelieferst hast.


    Ich hatte von Anfang an einen Verdacht. Doch bevor ich den Äußere und einen Schlüsselversuch starte noch interessieren würde ist folgendes:


    (1) Welcher der Bäume kommt als Mykorrhiza-Partner in Frage?
    - Die Fruchtkörper wachsen kreisförmig um den Baumpartner.
    ---> Versuche einmal (auf Grund der Kreiskrümmung, ich gehe davon aus, dass mehrere Fruchtkörper zu sehen sind) abzuschätzen, ob als Partner die näher stehenden Birken oder die entfernter stehenden Nadelbäme wahrscheinlicher sind. Und wenn die Nadelbäume wahrscheinlicher sind, würde mich durchaus interessieren welche Arten das sind.


    (2) Bei den von Dir gezeigten Details zum Stiel sehe ich "Grautöne", die ich auf Deinen ersten Bildern nicht festgestellt habe.


    Kann es sein, dass die Stielrinde (und auch das Stielfleisch) insbesondere in der Stielbasis mit zunehmendem Alter der Fruchtkörper "graut"???


    ---> Wenn das der Fall sein sollte, dann würde mein "ersten Bauchgefühl" bestätigt und die Art rel. sicher auch ohne chemische Reaktionstest oder mikroskopische Untersuchung bestimmbar sein.


    Grüße
    Gerd


    PS.:


    Auch wenn die Art noch nicht eindeutig bestimmbar ist:


    - Mild schmeckende und nicht "stinkende" Täublinge sind, soweit gekannt, alle essbar und gelten als gute, festfleischige Speisepilze.


    ---> Na klar muss man zweifelsfrei erkennen, dass es sich um einen Täubling handelt.


    ---> Bei einer Kostprobe einer unbekannten Täublingsart kann ich nur empfehlen, zuerst nur mit der Zunge über die Lamellen zu streichen, bevor man ein kleines Stück des Fruchtkörpers zerkaut und anschließend ausspuckt!!!

  • Zitat von Bird


    Auweia, das scheint ja eine ganz schön umfangreiche Sache zu sein. Und jeden Tag entdecke ich neue, mir unbekannte (und mit meiner Literatur nicht bestimmbare) Pilze im Garten...


    - Tja, die Artbestimmung eines Täublings ist halt oft nach Bild und auch mit makroskopischen Zusatzangaben nicht möglich.


    - Dennoch, zeige uns Deine unbekannte Pilze. Ob die nach Bild bestimmbar sind, das wird sich dann zeigen.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo zusammen,
    dass man bei diesem Täubling nichts Hundertprozentiges wird sagen können, wurde ja schon mehrfach gesagt. Aber einen Tip kann man doch abgeben.
    Denn rötliche, mehr oder weniger stark nach weißlich ausblassende Täublinge, die im Sommer in Gärten (ein Synonym heißt horticola!) bei Birken wachsen und dazu noch hell ockerfarbenes Sporenpulver haben, können schon sehr gut zu Russula exalbicans (= pulchella = depallens) gehören. Eine Art, die im übrigen schwer zu schlüsseln sein kann, da sie zu den scharfen Täublingen gehört, deren Geschmack aber von relativ deutlich scharf (aber nicht brennend) bis hin zu völlig mild reichen kann. Der Stiel müßte allerdings im Alter schon grauen.
    Ist aber, wie gesagt, nur ein Tip. Anbei noch zwei Bilder, die die Variabilität der Hutfarben verdeutlichen.
    Viele Grüße
    Thomas
    russulaexalbicans36.jpg


    russulaexalbicans36a.jpg

  • Hallo Thomas,


    Zitat von Thomas


    Denn rötliche, mehr oder weniger stark nach weißlich ausblassende Täublinge, die im Sommer in Gärten (ein Synonym heißt horticola!) bei Birken wachsen und dazu noch hell ockerfarbenes Sporenpulver haben, können schon sehr gut zu Russula exalbicans (= pulchella = depallens) gehören.
    ...
    Ist aber, wie gesagt, nur ein Tip.


    Bild von Thomasrussulaexalbicans36a.jpg


    Bild von Bird:
    attachment.php?aid=1488



    Danke für Deine Einschätzung., die mein "Bauchgefühl" Graustiel-Täubling bestätigen würde.


    - Also warten wir einmal die Antwort auf meine Fragen zum "Mykorrhizapartner" und zum "Grauen" des Stiels im Alter ab.



    Bird: Zur Absicherung sollten zusätzlich noch folgende Merkmale überprüft werden:


    ---> Zwischenlamellen ?
    ---> Lamellen in Stielnähe wenigstens teilweise gegabelt ?
    ---> Lamellen am Stiel angeheftet ?
    ---> Lamellen jung ausgesprochen scharf ?
    ---> Boden kalkhaltig ?


    -----------------------------------
    Ich hatte mir nach dem letzen Beitrag von Bird notiert, was wir bisher über den Fund wissen:


    - Es ist mit Sicherheit ein Täubling (Gattung Russula) mittlerer Größe (4-)5 –“ 8 (-10) cm


    - Hutfarbe +-fleischfarben/orangerot, stellenweise ausblassend


    - Hutscheibe deutlich abgeflacht
    - Lamellen nicht rein weiß, Lamellenschneide am Hutrand wie Hut gefärbt


    - Stiel weißlich, stellenweise rötlich (bräunlich!?) überhaucht, zylindrisch und kürzer als Hutdurchmesser, evtl. etwas –žgrauend–œ !?


    Anmerkung: –žWein–œ das Verhältnis Hutdurchmesser/Stiellänge hatte ich in einem Vorbeitrag wohl falsch beurteilt


    - (blass hellocker = Romagnesi IIIa), hellocker = Romagnesi IIIb, (dunkel hellocker = Romagnesi IIIc)


    Geruch +- unbedeutend


    Geschack mild, leicht nussig bis neutral, (etwas mehlig!?)


    Im Rasen bei Birke oder Fichte ?
    =====================================


    Mein Fazit:


    - Ich habe einmal etwas rumgeschlüsselt und in der Literatur geblättert:


    ---> Eine tragfähige Alternative zu dem Vorschlag von Thomas kam dabei nicht heraus.

  • Hallo ihr Lieben,
    die Pilze stehen tatsächlich halbkreisförmig um ein paar Birken herum und wachsen auch nur direkt ( bis zu ca. 5m) in ihrer Nähe. Ich würde aber sagen, daß der Stiel im Alter kaum farblich verändert und in der Basis einen leichten braunen hauch zeigt.
    Zu den Lamellen kann ich in etwa folgendes feststellen (hab grad noch ein Exemplar abgeschnitten, wird ja schon dunkel):
    - Zwischenlamellen sehe ich keine
    - die Lamellen sind nicht am Stiel angeheftet
    - Gabelungen kann ich keine erkennen
    - Boden nicht besonders kalkhaltig


    Ich hoffe, die Auskünfte haben etwas geholfen.
    Hier noch zwei Bilder mir ebenfalls unbekannter Pilze aus dem Garten (wachsen auf einem Birkenstumpf)


    LG Bird