Auf der Wachholderheide - Microglossum, Hodophilus und mehr

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.640 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von lamproderma.

  • Gestern habe ich ein neues Gebiet nahe Regensburg im Frankenjura inspiziert, das mich fast umgehauen hat...

    ...den Fund des Jahres für mich gibt es am Ende des Beitrags für euch :)
    Für Korrekturen bin ich ich stets offen.




    Das Exkursionsgebiet: eine weitläufige Wachholderheide auf Kalkgestein mit eingestreuten Kiefernbeständen. Typisch für den Frankenjura.



    Ich habe mich noch gar nicht weit vom Auto bewegt, da sind mir diese winzigen (1,5 cm Höhe) Erdsterne auf dem Weg nach oben aufgefallen, die sich in der Streu unter den Kiefern befanden. Frische Fruchtkörper konnte ich leider nicht finden. Mit Erdsternen kenne ich mich leider wenig bis gar nicht aus - also bleibt für mich soweit erst einmal Geastrum sp.



    Man musste sich schon bemühen, nicht über diese Trichterlinge drüberzufallen. In rauen Massen gab es den sonst sehr seltenen Steppen-Trichterling (Infundibulicybe glareosa).




    Als besonders interessant gestaltete sich der Bereich um die Wachholderbüsche, die sehr feucht und dick mit Moospolstern waren.

    Hier fand ich den Stinkenden Samtschneckling (Hodophilus foetens agg.), der sich schon mit seinem Geruch beim Herunterbücken angekündigt hatte. Mit einer neuen Arbeit hat man aus einer Art auch wieder 3-4 gemacht... deshalb bleibt vorerst das agg.



    Ebenfalls im Moos dieses Pilzchen - ich vermute hier ja stark eine Pseudobaeospora. Oder eine Entoloma? Mikroskopiert ist da noch nichts, bin noch nicht dazugekommen.



    Zur Abwechslung ein paar Pflanzen. Der Anfang macht der Deutsche Fransenenzian, Gentianella germanica.



    Frühlings-Enzian (Gentiana verna) im Herbstaspekt.



    Sporadisch: Tulostoma sp. - sogar frische FK.



    Unter Kiefern: Großer Kiefernschneckling (Hygrophorus latitabundus).


    Und schließlich ein genialer Fund unter Wachholdermoos.
    Hier vergebe ich einen mehr oder weniger gesicherten, provisorischen Namen: Microglossum truncatum.

    2017 hat man die Gattung Microglossum auseinanderklamüsert, was lange Zeit mal lediglich M. nudipes und olivaceum war.
    Felix Hampe und Adam Polhorsky, die beide Sequenzbelege für die Arbeit beigesteuert bzw. Arten mitbeschrieben haben, waren schon mal so freundlich, mir den Fund makroskopisch zu bestätigen bzw. die von mir gemessenen Mikromerkmale als für OK zu befinden. Demnächst schicke ich ein Exsikkat nach Spanien ins Labor, um auf Nummer sicher zu gehen. Wenn ja, wäre das nämlich ein Erstfund für Deutschland. Vermutlich lange verkannt und als olivaceum bzw. nudipes kartiert sollte hier in Zukunft genauer hingesehen werden.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Aretah!


    Toll, daß es solche Biotope noch gibt. :thumbup:
    Ein ungelaublicher Schatz für Artenvielfalt und Evolution, wie auch die bemerkenswerten Funde zeigen.

    Die Clitocybe glareosa können schon gut hinkommen, wobei die aus meiner Ecke (Flugsanddünen um Mannheim rum) normalerweise noch etwas dunkler gefärbt sind:







    LG; Pablo.

  • Die Clitocybe glareosa können schon gut hinkommen, wobei die aus meiner Ecke (Flugsanddünen um Mannheim rum) normalerweise noch etwas dunkler gefärbt sind

    Es hat relativ viel geregnet, kann wohl daran liegen. Was könnte denn noch in Frage kommen?

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Bei Trichterlingen gibt's ja immer noch irgendwas, aber ich untersuche nur selten Arten aus der Gattung.
    Bei dem war's halt weil's für ein Kartierungsprojekt sein sollte... Beim Schlüsseln war noch irgendeine alpin verbreitete Art extrem ähnlich, wenn ich mich richtig erinnere. Die hätte aber andere ökologische Grundlagen benötigt, und eine andere Reaktion mit KOH, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.
    Ich halte deine Bestimmung aber durchaus für plausibel, denn Farben können zumindest im Bereich hell / dunkel ja schon variieren.



    LG; Pablo.

  • denn Farben können zumindest im Bereich hell / dunkel ja schon variieren.

    Die Hutmitte im Nabel ist zumindest relativ dunkel. Ich werde die Wiese demnächst öfters besuchen, ich denke, dass mir da die ein oder anderen Fruchtkörper noch unterkommen werden. Dann kann ich auch mal die Variationsbreite untersuchen.


    lg

  • Ein ganz toller Bericht in einem wunderschönem Gebiet!

    Danke dafür, Aretha.:thumbup:

    Und ganz gleich, welchen Namen die olivgrünen Erdzungen erhalten werden, das Bild ist ein Augenschmaus!


    Liebe Grüße, Nobi


    PS. Übrigens sollte es in solchen speziellen Biotopen auch Hasen, Kaninchen, Rehe geben. Und sicher wird auch mit Schafen beweidet.

    Ich meine, dass da auch spannende Coprophile wachsen sollten.;)

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Danke Nobi :)


    Und klar, streunen da auch ab und zu Schafe sowie Kaninchen und Hasen herum. Die Hinterlassenschaften habe ich schon registriert... momentan ist aber genug anderes Zeug zum Mikroskopieren da, das schon ganz vernachlässigt im Kühlschrank schmollt.

    Beim nächsten Mal nehme ich mir was mit.

  • Hallo Aretah,

    Dein Erdstern könnte der Feld-Erdstern Geastrum campestre sein. dafür spricht das geriefte Peristom (Mündung), die besandete Endoperidie, sowie der kurze Stiel und auch das Habitat.

    Vergleich mal damit.

    LG Ulla