Erneut eine kleine Runde durch den Kalklaubwald

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.956 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Nach der kleinen Runde durch den Kalklaubwald letzte Woche (Bericht siehe hier) Gestern war ich wieder im gleichen Wald mit Frau und Kind. Während meine Tochter (2 Jahre alt) stolz wie Bolle mit einem Helmling durch den Wald stolziert ist, habe ich im Vorbeigehen einige Funde dokumentiert. Einiges habe ich schon im ersten Thread gezeigt, aber weil's so schön war hier einfach nochmal neu.


    1) Ein Egerling der nach Anis riecht. Vermutlich der Schiefknollige Anisegerling (Agaricus essettei).



    2) Ein Schneckling am Wegesrand mit extrem schleimigen Hut und Stiel bei Buche mit eingestreuten Hainbuchen und Eichen. Nach dem Schlüsseln komme ich beim Olivgestielten Schneckling (Hygrophorus persoonii) raus. Die Natterung am Stiel ist zwar etwas undeutlich. Andererseits wird die Stielspitze mit KOH brav orangerot (steht so im Ludwig).



    3) Rettichhelmlinge in Hülle und Fülle. Hier ist der Rosa Rettichhelmling (Mycena rosea) zu sehen, aber auch der Gemeine Rettichhelmling war hundertfach zu finden.



    4) Die Igelstäublinge liegen gerade in großer Anzahl im Wald und erfreuen auch kleine Kinderherzen sehr.



    5) Im letzten Thread hatte ich die Art bereits ohne Bild erwähnt; hier nun ein Foto davon: der Trockene Eichenschneckling (Hygrophorus penarioides) ist wie der Name schon sagt nicht schleimig und hat einen angenehmen fruchtigen Geruch, der entfernt an Maracuja erinnert.



    6) Butterrüblinge (Rhodocollybia butyracea) wuchsen in größeren Gruppen direkt am Wegesrand.



    7) Ein Täubling mit zart rosa überhauchtem Stiel, recht festen Fleisch und mildem Geschmack. Sporenabwurf ist in Arbeit, ich fürchte aber dabei wird nicht mehr viel rumkommen.


    8) Ein Erdritterling mit eindeutig pfeffrigem und keinesfalls süßlichem Geruch. Der Hutrand ist auffällig wollig behangen. Ich bin versucht, ihn als Schuppenstieligen Erdritterling (Tricholoma squarrulosum) zu nennen. Der Stiel ist zwar etwas glatt - aber was käme sonst noch in Betracht? Übrigens habe ich diese Art bislang immer nur als Einzelexemplar gefunden. T orirubens dagegen finde ich stets in kleineren Gruppen. Ist das arttypisch?



    9) Fotogene Tintlinge am Wegesrand; sie blieben unbestimmt.



    10) Die im Kalklaubwald häufige Herkuleskeule war ebenso zahlreich zu finden.



    11) Die Nebelkappen fluppen gerade aus dem Boden und sind in schönem jungen Zustand ebenfalls häufig zu finden.



    12) Ein eher graziler weißer Ritterling mit komplexem süßlichen Geruch ähnlich wie Kunsthonig. Die Bäume der Umgebung waren Buchen und vor allem Eichen. Ist es nun Triicholoma album oder Tricholoma lascivum?



    13) Die Steife Koralle (Ramaria stricta) wuchs an einigen Stellen fast rasig.



    14) Ein weiterer eher kleiner Schneckling mit leichten aprikotfarben am Hutrand, Stiel und Lamellen und dunklerer Hutmitte. Geruch unauffällig. Ich komme mit GPBaWü auf den Orangefalbenen Schneckling (Hygrophorus unicolor). Oder doch H. lindnerii?



    15) Vermutlich ein Risspilz (Inocybe spec).



    16) Der Brennende Rübling in frischem Zustand (üblicherweise finde ich die meist reichlich vertrocknet) mit dem Arttypischen säurlichen Geruch der an Essig erinnert.



    17) Ein weißer Schneckling, dessen Hunt sich mit KOH knallig gelb verfärbt: der Gelbverfärbende Schneckling (Hygrophorus discoxanthus).



    18) Ein Erdritterling mit auffällig dunklen Hutfasern und süßlichem Geruch. Nach einem halben Tag bekommt die Stielbasis blaue Flecken und die Lamellen bzw. Hutrand fangen nach einigen Stunden auf der Heizung an zu röten. Die Farbe des Basismycels konnte ich im Wald nicht erkennen - ich meine aber nichts gelbliches gesehen zu haben. Dennoch würde ich wegen des Standorts den Fund Rötender Erdritterling (Tricholoma orirubens) nennen.



    19) Ein weiterer, diesmal braunhütiger Ritterling mit sehr schleimiger Huthaut. Der Geschmack war völlig mild. Daher für mich der Brandige Ritterling (Tricholoma ustale).



    20) Diese kleinen Kerlchen schoben sich durchs dichte Buchenlaub: das Gemeine Gallertkäppchen (leotia lubrica).



    20) Zum Abschluss noch ein nettes Paar und trauter Zweisamkeit eng aneinander gekuschelt. Sind sie nicht knuffig? <3



    Danke fürs Mitkommen und Bilder betrachten. :)

  • Hallo Thomas,

    meine Bestimmungsvorschläge oder Arbeitstitel oder wie man das nennen mag:

    2) mach den Ammoniaktest auf dem Hutschleim: bei H. persoonii Blaugrünverfärbung, tut sich farblich nichts, ist das wohl H. mesotephrus.

    7) Russula olivacea, hier mal im namensgebenden Olivgrün und mit sehr blassrosafarbigen Stiel, dieses Aussehen ist im Spätherbst nichts Außergewöhnliches, sollte phenol-positiv ein (brombeersaftrot)

    12) standorttypisch wäre T. lascivum, der käme auch optisch gut hin, aber bei der Geruchsangabe warst du wohl euphemistisch - T. lascivum riecht ausgesprochen pissig, also nach schlecht gereinigter Bahnhofstoilette, in die man zur Verschlimmbesserung Klospray reingesprüht hat

    14) sehe ich als H. unicolor an, H. lindtneri ist meines Wissens größer

    T. squarrulosum, orirubens und ustale möchte ich bestätigen.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • 2) mach den Ammoniaktest auf dem Hutschleim: bei H. persoonii Blaugrünverfärbung, tut sich farblich nichts, ist das wohl H. mesotephrus.

    12) standorttypisch wäre T. lascivum, der käme auch optisch gut hin, aber bei der Geruchsangabe warst du wohl euphemistisch - T. lascivum riecht ausgesprochen pissig, also nach schlecht gereinigter Bahnhofstoilette, in die man zur Verschlimmbesserung Klospray reingesprüht hat

    Danke Dir für Deine Kommentar.


    zu 2) Vom Amonjak-Test hatte ich gelesen. Der Hutschleim hat sich nicht merklich verfärbt - allerdings war das auch dunklem Grund und bei Kunstlicht spät abends eventuell auch einfach nicht zu erkennen. Ich hab mit Amonjak nicht gegeizt. Nach einigen Minuten ist mir aufgefallen, dass der Stielschleim im oberen Bereich einen grünlichen Schimmer hatte, der zuvor nicht zu sehen gewesen ist. Vielleicht haben die Amonjak-Dämpfe da etwas ausgelöst? Außerdem schreibt Ludwig bei H. mesotephrus von einer gelborangenen Verfärbung der Stielbasis mit KOH. Bei meinem Fund war sie aber orangerot - was laut Ludwig auf personii hinweist. Und nun?


    zu 12) Ja, da war noch die typisch widerwärtige Note im Hintergrund, aber eher dezent. Das Ding hat tatsächlich vor allem süßlich gerochen. Ich bekomme album und lascivum noch nicht sauber auseinander; ich brauche wohl mal beide Arten nebeneinander.

  • Hallo Thomas,

    zu 2) so aus der Ferne zwischen gelborange und orangerot zu unterscheiden, wird wohl kaum gelingen. Und wie grün oder grünlich oder bläulich das Ammoniak nun tatsächlich wurde, lässt sich auch kaum erahnen. Ich für meinen Teil habe ein Problem damit, den gezeigten Pilz H. persoonii zu nennen, denn er ist auf dem Hut durchaus nicht braun, sondern mMn grau. Wenn die Ammoniak-Reaktion dann zusätzlich noch quasi ausfällt, bin ich dann doch bei H. mesotephrus.

    zu 12) wenn der Geruch von Nr. 12 wirklich dezent und kaum aufdringlich war, kommt als weiterer Kandidat noch T. sulfurescens in Betracht. Dieser Pilz ist in diesem Jahr schon an ein paar anderen Stellen unvermutet aufgeploppt und hat für fliegende Hüte gesorgt. Dir sind nicht etwa 10 Minuten nach dem Befassen schwefelgelbe Flecken am Pilz aufgefallen?

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Thomas,

    zu 2) so aus der Ferne zwischen gelborange und orangerot zu unterscheiden, wird wohl kaum gelingen. Und wie grün oder grünlich oder bläulich das Ammoniak nun tatsächlich wurde, lässt sich auch kaum erahnen. Ich für meinen Teil habe ein Problem damit, den gezeigten Pilz H. persoonii zu nennen, denn er ist auf dem Hut durchaus nicht braun, sondern mMn grau. Wenn die Ammoniak-Reaktion dann zusätzlich noch quasi ausfällt, bin ich dann doch bei H. mesotephrus.

    zu 12) wenn der Geruch von Nr. 12 wirklich dezent und kaum aufdringlich war, kommt als weiterer Kandidat noch T. sulfurescens in Betracht. Dieser Pilz ist in diesem Jahr schon an ein paar anderen Stellen unvermutet aufgeploppt und hat für fliegende Hüte gesorgt. Dir sind nicht etwa 10 Minuten nach dem Befassen schwefelgelbe Flecken am Pilz aufgefallen?

    FG

    Oehrling

    Hallo,


    zu 2) Mir fehlt die Erfahrung mit beiden Arten, insofern muss ich Dir da Vertrauen schenken. Dennoch eine weitere Beobachtung: der Hutrand verfärbt sich mit Ammoniak organge-gelb. Fleisch, Lamellen oder Stiel verfärben sich nicht. Eine wie ich finde auffällige Farbreaktion - ist das bekannt? Bei Ludwig habe dazu nichts gefunden. Hier nochmal zwei Bilder (die Farbreaktion war etwas schwächer als tags zuvor, als die Pilze noch frisch waren):


    Vor der Zugabe von Ammoniak:


    Ca 60 Sekunden nach der Zugabe von Ammoniak: