Russula gracillima - Zierlicher Birkentäubling

  • Liebe Pilzfreunde,


    wieder ein Erstfund, haben Frauen eigentlich den richtigen Riecher? oder war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort? beides trifft hier wohl zu.

    Eine bekannte Stimme rief auf einmal "komm mal schnell her, ein wunderschöner Fliegenpilz, komm... endlich... her..."


    1) das Corpus Delicti... mit der neuen Fundstelle rechts davon


    2) (muscaria li) "oh, ist der schön" sagte ich und schwenkte missmutig 5m nach links von meinem seit 10 Jahren gewohnten Rundweg ab.

    Eigentlich wollte ich ja auf die rechte Seite des Weges zu meinem obligatorischen integra Platz am Fichten-Waldrand.

    Auf dieser Seite hier stehen ja nur Buchen, eingestreute Fichten, paar Birken und die zwei dünnere Trauben-Eichen vor uns, da habe ich doch noch nie was gescheites gefunden.


    3) dann aber direkt rechts vom Fliegenpilz, die hätte ich echt nicht vom Waldweg aus gesehen, verstreut im Laub, auch in Gruppen, man musste aufpassen wo man hintritt


    4) mein erster Gedanke ging zu einer R. fragilis die ich 200m weiter schon gefunden hatte, eine Geschmachsprobe jetzt war aber nur verzögert leicht scharf


    5) ab und zu hatte ein Pilz dazu noch einen rötlich überhauchten Stiel, also doch keine fragilis, eher wie eine Mini-queletii


    Aber erstmal die Funddaten zum Pilz


    R20-044 gracillima

    21.10.2020 - 15:22

    Standort: Gef. P Fichte

    Eingestuft - Name: fragilis

    Anz. Exemplare: ca 12

    Haupt Baumpopulation: Fi, Bi, Bu

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    RUSSULA FUNDORT, Mischwald, Waldweg, Laubschicht, Nadelstreu, feucht, Kollin 430m,

    BÄUME 20m UMKREIS, Buche (Fagus), Eiche (Quercus), Fichte (Picea), Birke (Betula),

    EXEMPLARE, jung, mittel, gesellig,

    HUT GRÖSSE, 1 - 3 cm, 4 - 6 cm,

    HUT FARBE, rosa/rot, grün/gelb, violett/purpur, braun/grau, grau/schwarz, vielfarbig, entfärbt,

    HUT OBERFLÄCHE, gebuckelt, matt, ausblassend,

    HUT MITTE, heller, dunkler, gn/ge, br/gr/sw,

    HUT RAND, glatt - nicht gerieft,

    PEELING, 1/3 abziehbar, 1/2 abziehbar,

    UNTER HUTHAUT, violettlich,

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    LAMELLEN, spröde, weiss bis creme, rel eng-stehend, Zwischenlamellen,

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    STIEL OBERFLÄCHE, rötlich/rosa, weisslich/creme, behaucht, runzelig/geriffelt,

    STIEL KONSISTENZ, zerbrechlich, weich, voll, wattig,

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    GERUCH, schwach, Fellea/Geranien/Metall,

    GESCHMACK, verzögert, leicht scharf, leicht bitter


    SpP Farbe: IIb


    FeSo4: neg, null

    Guajak (8sec) Stiel: + / ++ 20sec mittel bis stark

    Guajak (8sec) Lamellen: +

    Phenol: neg

    KOH Stielbasis: neg

    SV:

    NH3:


    Sonst. Angaben:

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    6) überwiegend auffallend gebuckelt mit entfärbter und schwarzer Hutmitte


    7) Hutoberfläche matt, Hutrand hier ungerieft


    8) auch öfters fast komplett creme-gelb entfärbte Hüte


    9) die Lamellen creme-weiss, relativ engstehend


    10) Stiel lang, zylindrisch, leicht keulig, sehr brüchig


    11) Stieloberfläche manchmal rötlich überhaucht, Hutrand hier leicht höckrig gerieft, Hut auch hier gebuckelt


    12) Huthaut etwas mehr als 1/3 abziehbar, darunter rötlich-violett


    13) Sporenpulver Farbe IIb


    14) KF, keine markanten Inkrustationen an den Zystiden festgestellt


    15) SV, riesen Dermatozystiden gut eingefärbt, manchmal noch viel dicker, wie das Sprichwort "die Kleinen haben die Grössten", übrigens bei MARXMÜLLER S.336/338 sehr gut abgebildet


    16) die Dzy in Kongo dagegen unscheinbar normal, zylindrisch und oft kopfig


    17) Kongo, Haare kurz septiert und oben rundlich


    18) Wasser, Sporen länglich oval, voluminös


    19) Melzer, Sporen Warzen meist stumpf-keglig, meist 0,5my hoch


    20) Melzer, Ornament isoliert, mit einzeln zusammen-gewachsenen Warzen oder feinen Verbindungen


    21) Melzer, kleiner Stack, Sporen markant oval mit niederen Warzen


    22) Messprotokoll Sporen


    Russula gracillima gehört mit R. exalbicans in die Gruppe der Exalbicandinae (Birke). Mit EINHELLINGER kommt man mit "SpP IIb und scharf" zur Seite 311/21a-b, dort ist es nicht ganz leicht einen zielführenden Weg einzuschlagen, zumal man oft nicht weiss ob eine Birke vor Ort war und bei ihm auch noch der Abzweig "Nadelbäume-Sardoninae" zu den "Exalbicandinae" ohne Birkenverweis angegeben ist.

    R. gracillima dürfte aber beim Bestimmen auch ohne DNA für uns durch den schwach scharfen Geschmack, die ovalen Sporen mit isolierten Sporen-Ornament und durch seine in SV mächtigen Zystiden gegenüber anderen wie R. fragilis, R. exalbicans, R. queletii etc. gut abgrenzbar sein.

    Ich glaube, mein Live-Fund-Beitrag war auch für euch ein wenig Zusatzinfo zum Pilz selbst. Bis bald...


    Grüsse aus der Rhön


    claus