Pilzbelastung Shiitake.

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  • Hallo Pilzfreunde, wer viel Pilze ißt beschäftigt sich früher oder später auch mal mit dem Thema Belastung. Mir geht es jetzt um Zuchtpilze, da ich gerne mal Shiitake beim Gemüsehändler kaufe. Ich habe gelesen, daß Shiitake (vielleicht auch andre Pilze?) auf Reiskleie gezüchtet werden. Nun ist Reis ein Akkumulator für Arsen (lagert sich besonders in der Kleie ab), und Pilze sind sowieso Akkumulatoren für alles mögliche. Ist das nicht etwas ... deppert, daß man da Akkumulator auf Akkumulator setzt? Was meint Ihr dazu? Messen kann man als Privatmensch ja nix, gibt ja kein "Arsenometer". Aber wenn ich die Aufgabe hätte Arsen anzureichern, mir würde keine effektivere Methode einfallen :(

  • Hallo!


    Was genau ist Deine Frage?

    Die Belastung der Pilze ist ein großes Thema für sich. Es gibt auch wilde Pilze die Stoffe akkumulieren die für uns Menschen in solcher Dosis nicht gut sind. Es gibt auch Caesium-137 Problem nach Tschernobyl (link).

    Was die Zuchtpilze angeht, habe ich früher gerne u.a. getrocknete Shiitake in einem Asialaden relativ günstig gekauft. Das tue ich nicht mehr. Nichts für ungut, aber ich traue den in China gezüchteten Pilzen nicht mehr, wegen der Stoffe die sie evtl. beinhalten.

  • Wollte erstmal Eure Kommentare hören, und Fragen gäbe es viele:

    Stimmt es, daß Zucht-Shiitake auf Reiskleie gezüchtet werden und wie kann ich es herausfinden?

    Falls sie auf Kleie angezüchtet werden wie groß ist die Belastung, und schätzt Ihr sie so hoch ein, daß ich die Pilze beim Gemüsehändler ganz meiden sollte?

    Kann man die Belastung irgendwo messen lassen (Labor)?

    Meine Alternativ-Idee wäre Shiitake selber zu züchten, wie steht Ihr dazu?

    Aber ich möchte Euch nicht mit zu vielen Fragen belasten :)

  • Servus rumpel,


    deiese Paper sollte für dich lesenswert sein: 638708.pdf


    Ich muss es auch erst durchlesen - danke für deinen Beitrag, denn es stimmt, Reiskleie wäre ungünstig als Kulturmedium, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Man kann aber ein Deutschland gezüchtete Shiitake kaufen, die nicht auf Reiskleie gezogen werden. (Ich weiß nicht, ob das in China geschieht, aber ich traue chineischen Lebensmitteln auch nicht über den Weg)


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: hab's grad überflogen... Das Arsen liegt im Shiitake größtenteils als anorganisches Arsen vor (Arsensalze), die ja hochtoxisch sind. Damit sind die geringen Mengen doch relevant.

  • Interessantes Paper, Tricho. Beim Durchlesen schwebte mir immer die Frage vor "wo zum ... kommt das anorganische Arsen denn her?", denn der Autor spricht davon, daß es auch die Pilze in seinem Pilzzuchtbags haben, und in der zweiten Ernte nicht weniger als in der ersten Ernte. Alles sehr merkwürdig. Und der Autor findet das anscheinend auch merkwürdig, denn er schreibt:

    Zitat
    However, it is not entirely clear whether Shiitake mushrooms accumulate inorganic arsenic from the substrate, or produce it through biotransformations.

    Biotransformation? Jetzt bin ich baff!

  • Genau darauf kommt es ja an. Wenn Lentinula edodes z. B. aus DMA (Dimethylarseniksäure) das Arsen "rausholt" und so anorganische Arsensalze erzeugen kann, wäre Reiskleie als Substrat heftig...

  • Eben. Und vielleicht lässt das auch schon eine vorsichtige Schlussfolgerung zu. Bei Reiskleie wären die Meßwerte für iAs wohl enorm hoch, jedenfalls noch höher als die, die im Paper gemessen wurden. Bei allen Proben, die die Autoren genommen haben ( 5 mal frische Pilze, 3 mal Eingedoste, 4 mal Getrocknete, 2 mal Selbstgezogene ) waren die Werte so zw. 0 und 2 mg anorganisches Arsen pro Kg Trockenmasse. Die einzelnen Werte sind nicht niedrig aber liegen jetzt auch nicht soo weit auseinander. Bei Reiskleie könnte man Ausreißer-Werte wie 5-10 mg und mehr erwarten. Und die fehlen. Vielleicht ist Reiskleie als Substrat wohl doch kein Usus?

  • Grüß euch,


    erst mal herzlichen Dank für den Artikel, sehr interessant.


    Ich hab gleich mal in meinen Unterlagen nachgesehen und musste zu meiner Verwunderung feststellen, dass in CR (Ec) 1881/2006 nicht mal ein Grenzwert für Arsen in Pilzen festgelegt ist, soweit ich das auf die Schnelle rausgefunden habe. Bei den mir vorliegenden amtlichen Testergebnisse auf Lebensmitteltauglichkeit ist dH. der Arsengehalt nicht einmal angesehen worden, allerdings ist das aktuellste das ich zum Shiitake habe auch schon von 2017.


    Zum Ausmaß der Verwendung von Reiskleie im Shiitakeanbau kann ich aber schon etwas detailiertere Infos geben.

    In der kommerziellen Zucht bestehen die Fruchtungssubstrate in erster Linie aus Sägespänen, werden jedoch mit ca. 15-25% Getreideprodukten angereichert. Von diesen Zuschlagstoffen sind wiederum meist maximal 50% Kleie, dH. ist von einem Trockenmasseanteil von ~10%Kleie in üblichen Kultursubstraten auszugehen.


    Grundsätzlich wird, vA im ostasiatischen Raum, Reiskleie auch heute noch häufig als Substratbestandteil eingesetzt, ist jedoch in der Pilzkultur durch jede andere Kleie 1:1 ersetzbar, weshlab es immer stark von der regionalen Verfügbarkeit abhängt, auf welchen Nährböden Pilze angebaut werden. Nachdem auch in vielen Regionen Chinas Weizen eine mindestens gleich große Bedeutung in der Ernährung spielt wie Reis, lässt das Produktionsland also hier keine Rückschlüsse auf die verwendeten Ausgangsprodukte zu.

    Bei europäischer Produktion, sofern die Substrate auch in Europa hergestellt wurden, ist davon auszugehen, dass Reiskleie keine Verwendung findet.


    Ich persönlich vertraue auch den Kontrollmechanismen in der europäischen Lebensmittelproduktion um ein vielfaches mehr als den Behörden vieler anderer Länder.

    Und selbst wenn es keinen gesundheitlichen Grund gibt, würde ich schon aus ökologischen Überlegungen eher ein lokales Produkt bevorzugen.


    Liebe Grüße

    Florian