Hallo,
vergangenes Wochenende war ich in zwei sehr interessanten Gebieten unterwegs:
Am Samstag nahm ich an einer Exkursion der Thüringen Arbeitsgemeinschaft Mykologie teil - es ging in einen Nadelwald auf Kalk. Die Artenvielfalt war überwältigend, vor allem die Cortinarien standen in hunderten Kollektionen herum. Ich hab mir einige wenige Phlegmatien mitgenommen und mich am Schlüsseln und Bestimmen versucht. Es war mein erster Versuch Phlegmatien zu schlüsseln (mit GPBaWü und FN); daher würde ich mich sehr über Bestätigungen bzw. Richtigstellungen oder sachdienliche Hinweise jedweder Art freuen.
1)
Dieser mutmaßliche Klumpfuß wuchs in der Nadelstreu/Moos unter Fichten. Seine eingewachsen radialfaserige Huthaut war am Hutrand auffällig grün. Die Lamellen waren jung intensiv blau-lila. Das Fleisch war creme-farben und im Stiel etwas gelblicher als im Hut und Knolle. Auf Velum an der Knolle habe ich leider nicht geachtete - später beim Schlüsseln bemerkte ich dass ich das bei den Klumpfüßen künftig immer tun sollte. Der Geruch war unauffällig. Die KOH-Reaktion brachte eine farbenfrohe Überraschung: Hutrand und Knollenrand reagierten mit einem knalligen pink-rot. Die Sporenmaße waren 12,2x7,9.
Ich habe mich eine Weile mit dem Fund mit GPBaWü abgekämpft (das erste mal dass ich Phlegmatien geschlüsselt habe) und mich hinreichend häufig ordentlich verlaufen. Vor allem war ich bei der falschen Sektion angekommen. Dann hatte ich "etwas" Hilfe bei der Bestimmung. Mit einem Namen konnte ich dann allerdings meine Schlüsselfehler nachvollziehen und bin dann nach erneuten Versuchen auf direktem Weg beim Leuchtenden Goldstaubklumpfuß (Cortinarius aureopulverulentus) herausgekommen.
2)
Der zweite Fund war ein Klumpfuß mich gräulich-braunem Hut mit sehr dezentem Grünstich (Hutrand) und kräftig eingewachsen radialfaserige Huthaut. Er wuchs in einer kleinen Gruppe ebenfalls in der Nadelsreu/Moos unter Fichten. Die Lamellen waren recht gräulich mit lila Tönung. Der Stiel war hell und bläulich faserig überzogen. Das Fleisch war im Hut weißlich, in der Knolle gelblich aber im Stiel bläulich. Der Geruch war auch hier unauffällig und sehr schwach. Die Sporenmaße waren 8,4 x 5,1. KOH im Knollenfleisch war rotbräunlich; am Hutrand und Knollenrand weinrot bis rotbräunlich.
Auch hier hatte ich Bestimmungshilfe. Die Hilfe war extrem hilfreich, um mich weiter in den Schlüssel von GPBaWü einzuarbeiten. Nachdem ich die Sporenmaße ermittelt hatte, bin in ohne Umwege in der Sektion Glaucopodes geraten. Am Ende landete ich beim Reihigen Klumpfuß (Cortinarius glaucopus). Im Buch wurde allerdings auf die schwierige Abtrennung zum Elfenringklumpfuß hingewiesen (vor allem sehr ähnliche Sporenmaße). Einen Hexenring habe ich nicht bemerkt (da der Wald aber voll mit Pilzen stand kann ich das auch leicht übersehen haben).
3)
Der dritte Fund war ein auffällig heller Klumpfuß: hellocker (Semmelfarben) Hut, heller Stiel, helle Lamellen, weißes Fleisch. Geruch erneut indifferent und schwach. Die Sporenmaße waren 10,1 x 6,2. KOH war im Knollenfleisch leicht rosa und am Hutrand rotbräunlich.
Der Schlüssel führt mich zum Vergrabenen Klumpfuß (Cortinarius corrosus).
4)
Ein Massenpilz im Wald wa ein sehr fleischiger Cortinarius mit semmelgelbem Hut und bläulichen Lamellen. Letztere hinterlassen am Stiel eine blaue Linie wenn man sie abzupft. Der Geruch wahr angenehm würzig. Ich möchte den Fund daher Semmelgelber Schleimkopf (Cortinarius varius) nennen.
5)
Ein sehr düsterer Schleierling ohne Knolle und auffälligen düsteren Lamellen auch schon in jungem Zustand. Die Huthaut ist beim anlecken bitter und schmeckt scheußlich bitter bei Kostprobe. Für mich ist das der Bittere Schleimkopf (Cortnarius infractus).
Die folgenden Pilze fand ich am Sonntag in einem von Buchen dominierten Mischwald auf Kalk. Am Fundort standen mehrheitlich Buchen und kaum Nadelbäume.
5)
Ein Klumpfuß mit knallig gelber Farbe, aber einem eher schmächtigen Wuchs. Hut, Lamellen, Stiel und Fleisch waren durchgehend knallig gelb; der Hut wies eine schorfig aufgerissene bräunliche Zeichnung auf. Der Geruch war erneut unauffällig. Die KOH-Reaktion auf dem Hutrand war ein schmutziges dunkelbraun mit leicht grünlicher Note; im Knollenfleisch dagegen mit einer schwachen rötlichen Reaktion. Sporenmaße: 10,7 x 5,9.
Bei der Bestimmung war ich dieses mal auf mich gestellt. Ich habe GPBaWü udn FN mehrfach gestresst und bin mehrfach beim Leuchtendgelben Klumpfuß (Cortinarius splendens) herausgekommen. Die rötliche KOH-Reaktion im Knollenfleisch und die fehlende grünliche Reaktion auf dem Hutrand verwirren mich aber. Also doch etwas anderes?
Achtung: die Bilder im Wald enstanden mit dem Handy - hier stimmen die Farben überhaupt nicht. Die späteren Bilder mit der KOH-Reaktion sind dagegen viel farbechter, wenngleich sie etwas zu grünstichig sind.
Nachtrag:
eine weitere sehr ähnlich aussehende Kollektion fand ich 50m entfernt. Der Wuchs war noch schmächtiger, die Hutmitte auffällig braun und das Fleisch nicht ganz so durchgefärbt wie beim ersten Fund. Ich habe das für die gleiche Art gehalten - jetzt kommen mir Zweifel. Doch was anderes?
6)
Ein weiterer Klumpfuß bei Buche hatte einen hellgelben bis cremefarbenen Hut, einen weißlichen Stiel mit blauem Schimmer und cremefarben-bläulichen Lamellen. Das Stielfleich war auffällig blau, so dass ich glaube dass der bläuliche Schimmer des Stiels einfach das durchschimmernde Fleisch sein könnte. Sporen 10,5 x 6,9. Geruch wieder einmal unauffällig. KOH auf dem Knollenrand war schwach gelb-orange-lich (siehe Bilder).
An diesem Fund habe ich mir die Zähne ausgebissen. Ich lande zügig in der Sektion Calochroi, aber dann war es schwierig. Ich habe mich anfangs zu sehr vom Blauschimmer des Stiels leiten lassen und bin mehrfach beim Violettstieligen Amethyst-Klumpfuß (Cortinarius hasii) gelandet. Der wiederum ist eine Nadelwaldart - mein Fund hingegen war bei Buchen. Ich gehe also schwer davon aus, mich verschlüsselt zu haben. Hat jemand einen Hinweis für mich?
7)
Erneut ein düsterer Schleierling ohne Knolle und auffälligen düsteren Lamellen und bitterer Huthaut. Ich möchte den Fund erneut Bitterer Schleimkopf (Cortnarius infractus).
Vielen Dank fürs Ansehen und Kommentare