Russula puellaris?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.038 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Buntspecht.

  • Bei diesem bin ich mir ziemlich sicher: 24.10.2020; Kiefernwald (Sandboden).

    Hut: in der MItte dunkel violettrot, außen heller und stark gerieft

    Lamellen hell cremefarben

    Stiel zerbrechlich, mit gelben Flecken

    Fleisch rasch gilbend; chem. Reaktionen bei dem kleinen Exemplar tlw. etwas unklar

    Geschmack mild, Geruch für mich unspezifisch

    Sporenpulver: der kleine Pilz brachte sehr wenig Ertrag, ich schätze das zusammengeschobene Häuflein auf IIc

    Die meisten Exemplare an der Stelle waren leider zermatscht. Ich habe den Eindruck, dass in meiner Gegend immer noch zahlreiche :girre: rumlaufen, die jeden "Giftpilz" (offenbar v.a. an roten Hutfarben zu erkennen) am Weg zertreten.

    Die zermatschten zeigten aber auch deutliches Gilben...

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).

    • Offizieller Beitrag

    Bei den kleinen Täublingen bin ich raus, zumal ich persönlich die nie zum Aussporen bekomme. Deswegen auch keine Antwort von mir. Ich hoffe aber sehr, dass noch einer der Experten dazu was sagen möchte. kuhmaul oder Oehrling vielleicht?


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan,

    das Wort "kuhmaul" ist da oben fehl am Platz, dieser kann kein Wasser reichen...

    Bei diesem bin ich mir ziemlich sicher: 24.10.2020; Kiefernwald (Sandboden).

    Hallo Jann,


    so einfach geht das nicht.

    Du schlüsselst mit BRESINSKY habe ich gelesen, der ist ungefähr gleich EINHELLINGER mit dem ich arbeite und in diesem Zweig der Tenellae (wenn es eine ist) tauchen mit deinen Merkmalen noch weitere Kandidaten auf, nämlich:

    R. terenopus

    R. versatilis

    R. puellaris

    R. sphagnophila


    Die Übrigen erwähne ich nicht weil die aus dem Rahmen fallen. Du siehtst, ich mache genau das nochmal was du gemacht hast.


    Da mir bei deiner Anfrage weder das Sporenpulver noch Teile der HDS zum Nachvollziehen, sprich "deine sichere Bestimmung", zur Verfügung stehen, sehe ich mich ausserstande dir eine verbindliche Bestätigung über deinen Fund zu geben.

    EINHELLINGER verlangt hier ganz klar eine Untersuchung der Mikromerkmale, BRESINSKY wird genauso abfragen. Hier sind es vier Pilzarten die mikroskopisch aufgetrennt werden müssen.

    Wie Stefan schon bei deiner Anfrage von R. graveolens gesgt hat, gibt es Pilzgruppen, da geht es ohne Mikroskopie nicht weiter, ja sogar DNA Untersuchungen stattfinden und das bestimmt nicht nur bei Täublingen.


    Mit jedem neuen Fund aber lernt man dazu, die Fragen dazu werden beantwortet soweit es geht, manchmal halt nicht zur vollen Zufriedenheit beantwortet.


    Grüsse

    claus

  • Hallo Claus,

    vielen Dank für Deine Hilfe!

    Ich bin gerade erst dabei, mich etwas intensiver mit den Täublingen zu befassen, bin aber eigentlich noch völliger Anfänger. Ich habe mir vor wenigen Tagen erst das Werk von Marxmüller auf CD besorgt (v.a. auch wegen der Sporenpulvertafel) und mich mit dem enthaltenen Schlüssel von BRESINSKY bisher nur wenig befasst.

    Nebenbei bemerkt: Ich finde es etwas unverständlich, dass dort nur die auch von Marxmüller abgebildeten Arten behandelt sind, an vielen Stellen bricht der Schlüssel ab mit der Aussage "hier gibt es noch mehr, aber das lassen wir hier mal weg". Also habe ich mir jetzt auch den vollständigen Bresinsky-Schlüssel bestellt (Regensburger Mykologische Schriften 18: 141-198, 2018).


    Bei diesem Pilz hatte ich aber mein "bin mir ziemlich sicher" gar nicht aus dem Schlüssel abgeleitet, sondern nur mit puellaris verglichen und gefunden, dass das ganz gut passte. Ich habe also durchaus nicht das gemacht, was Du gemacht hast...


    Wenn ich das jetzt nachhole, stelle ich Folgendes fest:

    • R. terenopus wird bei Bresinsky von den anderen durch den "süßlich-kompottartigen, an R. fellea erinnernden" Geruch abgetrennt. Davon abgesehen, passen die genannten makroskopischen und die Standortmerkmale ganz gut zu meinem Fund, allerdings heißt es hier "Fleisch an Insektenfraßgängen etwas gilbend", was nicht so ganz passt, meine Pilze gilbten ja sehr deutlich in allen Teilen.
    • R. versatilis wird bei Bresinsky nicht eigens aufgeschlüsselt, sondern nur unter terenopus erwähnt ("Vgl. R. versatilis in Einhellinger 1985")
    • R. puellaris wird u.a. charakterisiert durch "Stiel bald schwammig-hohl, sehr gebrechlich und zugleich rötlichgelb oder schmutzig safranbräunlich verfärbend", im Unterschied zu den folgenden, weniger stark gilbenden Arten
    • R. sphagnophila wird hier unter R. robertii geführt als eine Art, die bei Sphagnum wächst (Moore und feuchte Plätze unter Birken); das passt vom Standort nicht gut, außerdem soll diese Art nicht auffallend stark gilben.

    Dann führt Bresinsky noch R. brunneoviolacea an , der v.a durch die stacheligen Sporen unterschieden wird (und nur etwas gilbendes Fleisch) und als Art der Laubwälder genannt wird (im Ggs. zu puellaris: "Nadelwald, seltener Laubwald"), sowie noch ein paar weitere Arten mit Spp IIa-d (z.B. R. versicolor, der aber dunkleres Spp haben sollte, und R. puellula, der aber unter Buchen wachsen sollte).


    Die Mikromerkmale kann ich leider nicht prüfen, dazu fehlen mir Equipment und Zeit, also bleibt alles etwas vage.

    Ich kann dann höchstens noch den aktuellen Stand der Atlaskartierung in Niedersachsen als Orientierungshilfe heranziehen:


    • R. terenopus - nur ein Nachweis landesweit (in Westniedersachsen)
    • R. versatilis - nicht aufgeführt
    • R. puellaris - landesweit recht verbreitet, v.a. in der Osthälfte
    • R. robertii (=R. sphagnophila) - nicht aufgeführt
    • R. brunneoviolacea - recht verbreitet in der Osthälfte, aber deutlich weniger als puellaris


    Insofern würde ich den Schluss ziehen, dass puellaris am wahrscheinlichsten ist (am häufigsten gefundene Art, alle genannten Makromerkmale passen).

    Auf eine sichere Bestimmung muss ich dann auch hier verzichten. Mir reicht es aber völlig, wenn ich zumindest ungefähr weiß, in welche Richtung es geht, oder wenn zumindest ein Aggregat benannt werden kann.


    "Mit jedem neuen Fund aber lernt man dazu, die Fragen dazu werden beantwortet soweit es geht, manchmal halt nicht zur vollen Zufriedenheit beantwortet."


    Genau, und deshalb werde ich Euch demnächst noch mit ein paar weiteren, für mich spannenden Täublingsfunden "nerven" - to be continued...;)

    Viele Grüße,

    Jann


    Die Fotos wurden, soweit nicht anders vermerkt, im Landkreis Lüneburg aufgenommen (östliches Niedersachsen; TK 2730).