Borkenberge 24.10.2020 Teil 1

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  • Hallo zusammen,


    am letzten Samstag war ich mal wieder im NSG Borkenberge an der Grenze zwischen Haltern und Coesfeld unterwegs. Es handelt sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz, der mittlerweile zum Naturschutzgebiet umfunktioniert wurde. Es dort auf sandigem Boden viele Kiefern, aber auch Birken und an einigen Stellen Eichen und Buchen. Also sehr reichhaltig, was den Baumbestand angeht. Dazu kommen dann noch offene Heideflächen. Die sind zwar leider nicht zugängig, da es ein Wegegebot gibt (wohl auch wegen möglicher Blindgänger, die dort noch schlummern), das auch kontrolliert wird (wohl weniger wegen Pilzsammlern als eher wegen Quadfahrern). Aber selbst wenn man nur entlang der freigegebenen Straße unterwegs ist, findet man deutlich mehr Pilze, als man sinnvoll bearbeiten kann.


    1. Eine Telamonie unter Eiche, Buche, Birke und Kiefer. Eigentlich sollte man sich sowas ja gar nicht erst anschauen, aber es war der Anfang der Tour, der Sammelkoffer war leer und es gab eine Kollektion mit Pilzen von alt bis jung. Geruch war erdig-muffig. Dann also mal die FN rausgeholt und geschlüsselt. Und bei der Fruchtkörpergröße geht es schon los. Die meisten sind ja eher klein, aber der alte Schlappen ist schon größer als 3 cm Hutddurchmesser und 4 mm Stieldicke. Wie biegt man da ab? Oder sollte man mal in beide Richtungen gehen?

    Ansonsten wird im Schlüssel noch nach der Velumsfarbe gefragt, die würde ich hier als weiß bezeichnen. Geht ihr da mit?

    Sporengröße (8.2+-0.6) µm x (5.0+-0.2) µm, Q=1.7+-0.2 bzw. (7.2-9.5) µm x (4.5-5.4) µm, Q=1.4-1.9


    2. Ein Stäubling. Da ich neben Capilitum auch Paracapilitium gefunden habe, würde ich den als Lycopderon pratense ablegen. Was meint ihr? Sporengröße (3.6+-0.2) µm bzw. (3.1-4.0) µm, Sporen fein warzig.


    3. Ein Täubling, Geschmack mild, leicht mehlig (wie ein mehliger Apfel) in der Konsistenz, mit Guajak nach 8 Sekunden ganz langsam bläuend, mit Eisensulfat orange, Sporenpulver IIIb, Begleitbäume Betula und Quercus. Ich muß gestehen, daß ich da aus Zeitgründen noch keinen Bestimmungsversuch unternommen habe, aber vielleicht hat ja jemand eine Idee dazu.


    4. Noch ein Täubling. Ebenfalls mild, mit Guajak nach 5 Sekunden deutlich blau werdend, Eisensulfat orange, Sporenpulver IIIb, Begleitbäume Quercus und Betula. Auch hier aus Zeitgründen noch kein Bestimmungsversuch meinerseits.


    5. Cystoderma amianthinum, Sporengröße (6.0+-0.5) µm x (3.4+-0.2) µm, Q=1.7+-0.2 bzw. (5.4-7.1) µm x (3.2-3.9) µm, Q=1.4-2.1

    Huthaut


    6. Ein dicker, fetter Stäubling. Aber welcher genau? Der Durchmesser war so geschätzt 15-20 cm.


    7. Hygrocybe conica. Als ich den Pilz fotografierte, kam ein Radfahrer vorbei, der neugierig fragte, was ich da suche. Ich hub an, von Pilzen zu erzählen, woraufhin er sofort feststellte: Das sind dann aber kleine Pilze!?! Ich stimmte zu und verwies auf den farbenfrohen, seltenen und geschützen Saftling, aber er fuhr fort: Es gibt ja auch halluzinoge Pilze... ich hab da letztens ein Buch gelesen....


    8. Neottiella vivida, Sporen (25-28) µm x (16-17) µm, Q=1.4-1.7


    9. Eine Spaltlippe an Pinus sylvestris. Sporen um die 105 µm lang, Asci 160-170 µm. Auch wenn hier die Querstreifen fehlen, würde ich zu Lophodermium pinastri tendieren, da die Nadel nicht mehr an toten Ästen war und die Sporen für L. pini-excelsae zu groß sind.


    Björn

  • Hallo Björn,


    Lycoperdon pratense kannst du im Feld schon leicht ausmachen, da er ja das Diaphragma hat. Bei deinem Fund glaube ich nicht an die Art, da L. pratense nicht solche Stacheln hat, sieht erst mal wie ein L. perlatum aus!


    LG, Chris

    ...........................:snail:

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  • mit Guajak nach 8 Sekunden ganz langsam bläuend, mit Eisensulfat orange, Sporenpulver IIIb

    Hallo Björn,


    mit deinem ersten Täubling (3) komme ich überhaupt nicht klar. 2 Std und Null Richtung.

    Klar, taucht R. puellaris bei der Bestimmung auf und sieht wie eine R. puellaris aus, aber irgend etwas ist da für mich faul.


    a) Guajak ist verzögert, soll R. puellaris = +++ sofort, Schneckenspur erwischt?

    b) FeSo4 ist orange, wirklich wie bei den Griseinae?

    c) die Huthauthaare sollten oben oft verjüngt sein, ich sehe überwiegend zylindisch/kopfige

    d) Pileozystiden nach Bild nicht beurteilbar

    e) Ornament der Sporen ist bei dir teilnetzig, soll = isoliert mit kaum verbundenen Warzen (MxM), (sehe ich falsch?)

    f) letztes Kongo-Bild (3) (an dicke Blase), sind da Fragmente einer Griseinae drin?


    Ich persönlich komme auf keinen grünen Zweig, kannst du dazu noch Einzelheiten zeigen? Zum Zweiten bin ich noch gar nicht gekommen.


    Danke und Grüsse

    claus

  • Hallo zusammen,


    ich hab den Lycoperdon durchgeschnitten: Kein Diaphragma, also wird der als Lycopoerdon perlatum abgelegt.


    Den Täubling Nr. 3 habe ich mir noch mal angeschaut. Angehängt ein Bild in SV und eines in Kongorot, wo man die Zystiden erkennen kann. Diese färben dunkel mit SV und sind zum Teil septiert. Teilweise sind sie recht breit, teilweise aber auch schmal. Was die Huthauthaare angeht, stimme ich zu, daß die eher zylindrisch als zugespitzt sind. Ein neuer Versuch mit Guajak an verschiedenen Stielstellen endete ebenfalls mit einer langsamen Reaktion. Die Eisensulfat-Reaktion habe ich noch mal bei Tageslicht wiederholt: Da fiel sie orange, sondern eher rosa aus.



    Björn

  • Hallo Björn,


    danke erstmal für deine erneute Mühe. Sieht schlecht aus von meiner Seite, zumal ich mich am Anfang trotz nicht passenden SpP zu R. puellaris und der Verfärbung des Fruchtkörpers fesseln lies. Auch meine ich einen rötlich überlaufenen Stiel und nicht zu weit stehende Lamellen zu erkennen.

    Fakt für mich nach deinem erneuten Posting ist:

    SpP IIIb, mild, teilnetziges Sporenornament, Dzy in SV, langsame Guajak-Reaktion, Birke/Eiche. EINHELLINGER bringt mich einfach nicht auf die entgültige Spur... Meine Recherche gibt mir R.exalbicans, R.rhodella, R.velenovsky und R.nitida vor.

    Nehme ich mild, fliegt exalbicans raus (obwohl, hatte ich 2x mit mild gefunden)

    Nehme ich langsame Guajak-Reaktion ODER teilnetziges Ornament (i.Bild sichtbar) fliegen die anderen drei raus


    Kurzum auch wenn ich verkehrt liege, mein Arbeitsname wäre R. exalbicans, der kann sogar mild, roter Stiel, gelbe Stielbasis, Guajak 0/+, Birke, teilnetzig etc. NUR, in dieser Grösse und Aussehen hatte ich den noch nie...


    Liebe Grüsse aus der Rhön und Danke trotzdem herzlich :gwinken:

    claus

  • Hallo Claus,


    ich hab zu danken, daß du da auch so am Ball bleibst. Gut möglich, daß es dann wohl wirklich eine Russula exalbicans war. Das Exemplar war ja nicht mehr taufrisch (daher wohl auch dieser mehlige Geschmack) und da kann ich mir dann gut vorstellen, daß eine eventuell ursprünglich mal vorhandene Schärfe abhanden gekommen ist.


    Björn