Was braucht Mykhoriza zur Existenz und was mag es nicht.

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.147 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von MarionS.

  • Hallo zusammen,


    für die meisten wird meine Frage wohl eher ungewöhnlich klingen, aber ich erhoffe mir hier die richtigen Informationen zu bekommen, denn im großen www konnte ich nicht die gesuchten Infos finden.


    Es geht hier grundsätzlich um Symbiosepilze und was das myzel für seine Existenz braucht und was es nicht mag.


    Die Frage resultiert aus meinem Hobby, ich mache und erfreue mich an Bonsai.


    Mein Problem ist, das ich irgendwas falsch mache und dies führt zum absterben des Myzels, viele Bonsai vor allem Kiefern sind aber aufgrund ihrer groben Wurzelstruktur auf die Symbiose angewiesen und verlieren an Kraft und Gesundheit wenn das Myzel verschwindet.


    Natürlich wäre es auch interessant welche Pilze dafür besonders geeignet sind um die Bäume damit zu Impfen.


    Freue mich auf eure Antworten.

    Gruß Eugen

  • Servus Eugen,


    mit Bonsai kenne ich mich nicht aus, aber du kannst ja leicht recherchieren, welche Ektomykorrhizapilze mit Kiefern vergesellschaftet sind. Schmierröhrlinge wären ein Beispiel - manche Arten schaffen es, als Einkernmyzel, frisch der Spore entschlüpft, Wurzelspitzen zu besiedeln und Mykorrhiza zu bilden (Pionierarten). Es kommt aber auch darauf an, welchen pH-Wert deine Bonsaierde hat, wie viel Nitrat/Phosphat usw., um dann einen geeigneten Pilz rauszusuchen.


    Ich kenne nur das Verfahren, den Pilz auf Agar anzuzüchten und dann den steril gezogenen Baumkeimling direkt anzuimpfen, bevor man dann beide auspflanzt (man kann auf der Agarplatte plus Baum das Myzel gut wachsen lassen). Nachträglich weiß ich nicht - wer sagt denn, dass die Wurzelspitzen nicht mykorrhiziert sind? Welches Myzel ist denn verschwunden? Wie siehst du "das Myzel"? Du kannst ja nicht in den Topf schauen?! Oberflächenmyzel kann alles mögliche sein, auch saprobe Arten können da wachsen.


    Deine Kiefern würden ja gerne groß werden - du zwingst sie ja mit Gewalt, kaum noch wachsen zu können. Da wäre es vielleicht sogar besser, es gäbe keine Mykorrhiza. Du willst ja nicht, dass der Baum vital ist, oder verstehe ich Bonsaikultur nicht? Kenne mich da nicht aus - mir sind wilde, große, starke Bäume lieber als so deformierte, gequälte Bäume. Hat aber nichts mit meiner Antwort zum Thema Mykorrhiza zu tun. Kiefern können auch sehr gut mit Rhizopogon - besonders im Topf, da die Fruchtkörper nicht so auffallen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hi,

    Wichtig ist es , keinen Dünger und schon gar keinen Stickstoffhaltigen zu geben.

    Das tötet die Mykorrhizapilze.

    Oder du düngst komplett , dass der Baum die Pilze nicht mehr braucht.

    Schwierige Entscheidung.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo Zusammen,


    ich versuche eure fragen mit bestem Wissen und gewissen zu beantworten.


    Je nach Art, unterscheidet sich die Substratmischung. Zum Einsatz kommt mineralisches Substrat und spezieller körniger Lehm. Die Buchen bekommen etwas mehr vom Alkalischen beigemischt, Azaleen mehr Saures. Die Substrate sind sehr offenporig damit das Wasser schnell abfließen kann und keine Staunässe entsteht. Z.b. kommen zum Einsatz Lava, Bims, Akadama (lehm), Kanuma(wie Bims aber sauer)


    Christoph das myzel ist ein schönes weißes Geflecht, was sich durch das Substrat zieht und man sieht es wenn man den Baum mit Ballen aus der Schale nimmt. Aber wie gesagt sobald die Bäume bei mir in Pflege kommen, verschwindet es langsam. Das Ziel bei den Bonsai ist eigentlich ein starkes Wachstum, viele Knospen damit der Baum Kraft tanken kann. Dann schneidet man den Überschuss weg, sobald der Baum wieder genug Energie hat. Wenn er nicht kräftig wächst dann hat man eher das Problem das es nichts zum wegschneiden gibt, dann sieht der wie ein gerupftes Huhn aus.


    Norbert, vielen Dank für deinen Hinweis mit dem Dünger, aber ein wenig irritiert mich das. Pilze sind in der Natur ja dafür da, z.b. Blätter und Organische Materialien zu zersetzen und diese wieder in Form von Nährstoffen dem Baum zur Verfügung stellen. Damit der Baum Schneller wachsen und den Pilzen wiederum Nährstoffe abgeben kann. Ich dünge schon, aber nur Organisch mit ausgewogenen Düngern.


    Woraus besteht denn dieser Agar, um die Pilze darauf zu züchten?

    Der Fliegenpilz ist doch solch ein Typischer Kiefern Ekto oder Endomykhoriza Pilz nicht wahr?


    Gibt es solche Typischen Pilze auch bei Buchen, Birken, Ahorn?


    Gruß Eugen

  • Servus Eugen,


    die meisten Ektomykorrhizapilze haben Probleme mit zu viel Nitrat im Boden. Es gibt auch Ausnahmen - die üblichen Mykorrhizapilze, die man in überdüngten Forsten findet wie Laccaria, Maronen, Rotfüße, Hortiboletus usw.


    Zudem lassen Bäume nicht so viele Wurzelspitzen vom Pilz umwachsen, wenn sie selber genug Nitrat mit den Wurzelhaaren aufnehmen können. Deshalb sind Ektomykorrhizabäume auf nitratreichen Böden zwar sehr wüchsig, aber krankheitsanfällig (die nackten Wurzelspitzen sind ungeschützt).


    Ahorn bildet Arbukuläre Mykorrhiza mit Glomeromycota - da siehst du in der Erde gar nichts.


    Fliegenpilze sind Ektomykorrhizapilze - aber schwer anzuziehen und die Birkensippe geht nicht an Kiefer, da braucht man den passenden Ökotyp.


    Buche und Birke: Ektomykorrhiza.


    Agar besteht aus Agar (Alge) - man kann in das glibberige Etwas dann Nährstoffe geben (z. B. Hefe-Malz-Vollagar). Das Anzüchten ist tricky, da Ektomykorrhizapilze meist nicht gut wachsen und wenn auch nur eine Bakterie oder eine Schimmelspore auf die Platte fällt... Kann man nicht einfach so nebenbei machen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Eugen,

    von meinem Schwiegervater, der seit Jahrzehnten unter anderem Outdoor-Bonsais kultiviert, auch heimische Arten, weiß ich, daß es im einschlägigen Bonsai-Zubehör-Handel fertiges Flüssig-Mycel extra für Bonsaikulturen gibt. Vllt. googelst du sowas mal. Ich weiß nicht, ob das sehr teuer ist; selber ansetzen ist sicherlich billiger, aber auch um vieles schwieriger. Er hat jedenfalls gute Erfolge damit erzielt.

    Tipp von mir: Wenn man einen selbst entnommenen Wildling als Bonsai ziehen will, empfiehlt es sich, die Wurzeln vor dem Umpflanzen in eine Schale nicht komplett von der ursprünglichen Erde zu befreien, sondern genug dranzulassen, um natürliches Mycel und sonstige Bodenbewohner zu erhalten.

    (...) Deine Kiefern würden ja gerne groß werden - du zwingst sie ja mit Gewalt, kaum noch wachsen zu können. Da wäre es vielleicht sogar besser, es gäbe keine Mykorrhiza. Du willst ja nicht, dass der Baum vital ist, oder verstehe ich Bonsaikultur nicht?

    (...)

    Tricholomopsis -Christoph:

    Ja, Bonsai sind natürlich Geschmackssache. Man zwingt die Bäume tatsächlich - unter künstlich hergestellten Bedingungen - so zu wachsen, wie sie es in der Natur auch würden, wenn sie an einem schlechten Standort wie zB in einer Felsenspalte, mit wenig Erde, Nährstoffen und Wasser, von Tieren angefressen, von Wind umtobt, wachsen würden.

    Aber vom begrenzten Wuchsort (Bonsaischale) und dem regelmäßigen Schnitt (Hecken sind auch eine Art lange Reihe von Bonsai!) abgesehen, soll es ihnen so gut wie möglich gehen, sie sollen durchaus vital sein; und das beinhaltet außer regelmäßigem richtigen Gießen auch spezielle (vorsichtige!) Düngung und eben auch das Hinzufügen von Mykorrhiza, wenn keine natürliche (mehr) vorhanden ist. Man versucht also, mit den Haltungsbedingungen die Natur nachzuahmen, die ja auch nicht immer und überall üppige Lebensräume für einen Baum schafft. Und so werden viele Bonsai - gerade Kiefern - nach dem Vorbild von Exemplaren gestaltet, die in der Natur an Felsen wachsen.

    Aber, wie gesagt, das muß nicht jedem gefallen. In Japan ist es ein wichtiger, sehr ernst genommener Teil der Kultur, und es gibt bei uns immer mehr Menschen, die das übernommen haben und sich damit auch intensiv befassen, wie zB mein Schwiegerpapa. Ein wichtiger Grundsatz lautet da: "Der Bonsai will jeden Tag seinen Meister sehen".

    ==Pilz25 🌳🌲🌳

    Gnnnnihihiiii !

    Gnüni/Kagni Lilahex  :gklimper:


    105 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24 -15 Einsatz APR 2024 = 105 PC)


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    6 Mal editiert, zuletzt von Grüni/Kagi ()

  • Du willst ja nicht, dass der Baum vital ist, oder verstehe ich Bonsaikultur nicht? Kenne mich da nicht aus - mir sind wilde, große, starke Bäume lieber als so deformierte, gequälte Bäume.

    Nein, auch Bonsai sollen gesund und vital sein. Ein schwächelnder Baum erreicht sein Gestaltungsziel nicht - ob er nun nicht die Größe und Stärke erreichen kann weil er nicht zulegt oder einfach durch die Gestaltung draufgeht, da er dazu ja immer wieder gestutzt werden muss.


    Da kommt es auch auf die Art des Bonsai an und auf den Geschmack des Eigentümers.

    In der Szene hier in D sind naturalistische Bonsai als Freilandpflanzen gefragt, und die meisterhaftesten Exemplare kannst du in eine Landschaft photoshoppen und der Betrachter merkt es nicht (google mal Walter Pall).

    Das Gegenstück dazu ist der drachenförmige China-Bonsai, auch abfällig als "Baumarkt-Bonsai" verspöttelt. Meist ist er aus diversen tropischen Pflanzen gezogen und /oder gepfropft, die eine Wohnungshaltung tolerieren (wobei die meisten unbedarften Käufer die auch mühelos kaputt kriegen). Die Bezeichnung Bonsai ist schließlich nicht geschützt (und wenn irgendwo "echte" Bonsai angeboten werden ist es so gesehen Betrug, denn es gibt ja keine "falschen" Bonsai).


    Neben der verbesserten Nährstoff- und Wasseraufnahme scheint Mykorrhiza noch weitere Schutzfunktionen zu haben. So habe ich meine sonst so mehltauanfälligen Stieleichen nicht mehr spritzen müssen, seit ich sie mit verschiedenen Pilzen vergesellschaftet habe. Der Mehltau ist schwächer - und er heilt sogar wieder ab.


    Wenn man hiesige Bäume kultiviert, würde ich durchaus auch die bekannten Pilze dazu empfehlen.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz: