Borkenberge 31.10.2020 Teil 3

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 4.511 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    hier noch der dritte und letzte Teil aus den Borkenbergen.


    1. Russula sp. unter Pinus sylvestris. Die Fruchtkörper sind ziemlich groß, der Geschmack ist scharf (ich habe die Zunge nur an die Lamellen gehalten und sofort die Schärfe gespürt). Guajak nach 8 Sekunden mäßig blau, Eisensulfat rötlich, Ammoniak auf Stiel und Lamellen negativ, 20% KOH führt in den Lamellen zu einer pinken Verfärbung (ähnlich der Stielfarbe), Sporenpulver IIIa. Ich würde das für eine Sardoninae halten und dort dann in die Serie Sardonia gehen. Russula badia scheint es eher montan zu mögen, für Russula sardonia paßt die Ammoniakreaktion nicht und für Russula torulosa erscheint mir der Pilz zu groß. Was meinen die Experten?


    2. Gomphidius roseus

    Sporen

    Lamelle

    Huthaut


    3. Dann gab es wieder an verschiedenen Stellen Rhizopogon zu finden. Kann da jemand bei der Bestimmung weiterhelfen? Mit dem Schlüssel von Paz Martin tue ich mich schwer, insbesondere bei der Beurteilung der Peridie. Tricholomopsis ?

    Basidien und Brachybasidiolen

    Peridie, allerdings arg gequetscht

    Sporen in Melzer

    Nochmal Peridie


    4. Hier tendiere ich zu Suillus granulatus, weil das Basalmyzel weißlich ist


    5. Suillus luteus


    6. Nochmal die ominöse Geopora der Vorwoche mit Sporen von (28.2+-0.9) µm x (15.5+-0.8) µm, Q=1.8+-0.1 bzw. (26.6-30.1) µm x (13.5-16.8) µm, Q=1.7-2.0


    7. Melampsoridium hiratsukanum ex Alnus glutinosa


    Björn

  • Hallo Björn,


    meine Gedanken zum Täubling:


    - R.badia wäre nicht sofort scharf, und hat selten einen derart stark gefärbten Stiel. Auch Stieloberfläche (fehlende Runzeligkeit) und die fehlenden ockerlichen Flecken der Huthaut passen nicht.


    - R.torulosa hätte stärker netzige Sporen, fällt also auch raus.


    - Von der Ökologie her, wäre auch R. sanguinaria möglich, hat jedoch vollständig isoliert ornamentierte Sporen und einen weniger scharfen und dafür etwas bitteren Geschmack sowie gilbendes Fleisch und keine verzweigten Haare. Der Doppelgänger R. persicina hat jedoch Verbindungen im Ornament und verzweigte Haare, wächst jedoch im Laubwald und sollte bei dir ja rausfallen.

    - Für R. rhodopus passt u.a. die Zystidenform nicht.


    - Zu R.sardonia muss ich sagen, dass der auch mit anderen Laugen (KOH) auf den Lamellen reagiert. Meist schneller und deutlicher als mit Ammoniak. Letzteres Reagenz kann auch verderben und dann natürlich eine falsch negative Reaktion liefern. Generell brauch die Reaktion oft >1 Minute. Die positve KOH Reaktion würde ich daher eindeutig sehen. Mikroskopisch scheint da auch alles zu passen.


    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Thiemo,


    mein Ammoniak riecht noch ganz gut, das sollte also frisch sein ;) Es hat jetzt gerade auch im Stielfleisch eine positive Reaktion gezeigt. Dann werde ich den Fund mal als Russula sardonia ablegen.


    Björn

  • Servus Björn,


    es kommen ja nur zwei Arten in die nähere Wahl: Rhizopogon luteolus und Rh. verii. Ich habe - da die Art früher unter meinem Radar durchgerutscht war bzw. ich bisher nur typische Rh. luteolus fand - nicht viel Eigenerfahrung. Eine Fund von Rh. verii hatte wirklich sehr schön die deutlich dickwandige Basidiennbasis wie von María gezeichnet. Das hatte ich vorher bei Rh. luteolus so nicht gesehen.

    Die Peridie zeigt ja sehr schön die Hyphenaggregate. Ich tue mich da aber auch immer wieder schwer - ich hatte mich einmal bei einem vermeintlichen Rhizopogon occidentalis da auch geirrt (Sequenzierung ergab eine andere Art mit anderem Peridientyp). Bei dir ist es aber bilderbuchmäßig zu sehen - beim dritten Peridienbild.

    Prüf die Basidienbasen - da bei den jungen Fruchtkörpern die Rhizomorphen ungefähr die Farbe der Peridie haben, würde ich hier denken, dass es Rh. luteolus ist (bei Rh. verii sollen sie schon jung stärker kontrastieren). Am Foto sehe ich keine Dickwandigkeit der Basidienbasen (bis 1,5 µm Wandstärke bei Rh. verii).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Informationen. Jetzt wo du mich auf die Hyphenaggregate hingewiesen hast, kann ich sie auch sehen ;) Ansonsten habe ich gestern auch noch mal gezielt nach Basidien gesucht und konnte absolut keine Dickwandigkeit an den Basidienbasen entdecken.


    Björn

  • Hallo Karl,


    mit der Benkert-Arbeit paßt von den Sporen und der Größe der Fruchtkörper her Geopora sepulta eindeutig am besten (er schreibt ja auch, daß G. foliacea ein Phantom ist - da hatte ich auch noch eine andere Arbeit gefunden, in der Geoporas DNA-mäßig untersucht wurden und wo G. foliacea irgendwie nicht wohldefiniert war). Das einzige was stört ist die Ökologie: Benkert gibt nährstoffreichere Böden unter Laubbäumen an, während mein Fund auf Sandboden bei Kiefer wuchs.


    Björn