Steinpilze: Schimmel oder Sporen?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.653 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von St3M3.

  • Hallo zusammen,


    Ich habe gestern einige sehr schöne Steinpilze gefunden. Sie sind vom Aussehen her unterschiedlich alt, aber bei allen ist der Hut sehr fest, die Röhren ebenfalls. Allerdings haben einige einen weißlichen Belag (?) Auf den Röhren. man kann ihn nicht abwischen, vielleicht ist es auch einfach nur die Farbe der Röhrenenden? Teilweise sieht man unter der weißlichen Schicht gelbliche Röhren.


    Ich habe natürlich auch schon mehrere verschimmelte Steinpilze gesehen, diese waren aber immer älter und es war eindeutig Schimmel. Hier bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht einfach nur zu genau und zu kritisch hinschaue, seit ich vom giftigen Goldschimmel gelesen habe 🙈


    Könnt ihr mir helfen? Welche Kriterien müssten erfüllt sein, damit es Schimmel ist bzw etwas anderes? Müsste sich Schimmel nicht z.b. abwischen lassen?


    Vielen Dank!


    Alle meine Bestimmungshilfen sind nur als Anregung zu verstehen. Für eine sichere Bestimmung sollten Pilze einem PSV vorgelegt werden. Eine Essensfreigabe gibt es im Forum grundsätzlich nicht.

  • Hallo Azalee, weder, noch. Das sind die Röhrenmündungen. Die sind bei jungen Steinpilzen fast weiß und werden dann immer dunkler, wie auf diesem Foto zu sehen ist. Die Sporenfarbe ist olivgrün, so wie die Farbe des schon gammeligen Hutes ganz oben.


    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Danke dir! Auch für das Foto!

    Alle meine Bestimmungshilfen sind nur als Anregung zu verstehen. Für eine sichere Bestimmung sollten Pilze einem PSV vorgelegt werden. Eine Essensfreigabe gibt es im Forum grundsätzlich nicht.

  • Hallo Azalee,

    Das, was Du beobachtest sind Röhren, die noch im Wachstum sind und die noch, vereinfacht gesagt, weiße Hyphenschöpfe am äußeren Ende haben. Diese hellen Hyphenschöpfe ergeben den Farbunterschied auf Deinem zweiten Bild. Die Entwicklung der Röhrenschicht erfolgt kurz gesagt so: Bereits in jüngsten Stadien mit 1cm Hütchen kann man feststellen, dass die Anzahl der Röhren bereits festgelegt ist (an den Rändern kommen anfangs noch welche dazu. Diese haben anfangs einen Durchmesser quasi 0 aber spannenderweise bald schon eine Wanddicke, die bis zum Ende der Röhrenentwicklung gleich bleibt.

    Diese Röhrchen wachsen dann nach unten, immer mit fast gleichbleibender Wanddicke mit weißem Hyphenschopf am Ende, so lange, bis alle Strukturen, zB die Sporentragenden Basidien, ausgebildet sind. Die Röhrendurchmesser wachsen inzwischen. (Das weiße Stielnetz ist auch nix anderes als eine Fortsetzung der Röhren am Stiel, mit Sporen!... auch wenn am Hut die Röhren mit freien Auge noch gar nicht erkennbar sind, kannst Du schon Sporen am Stiel finden*. Ein mikroskopisches Präparat, ein Längsschnitt durch die Röhren würde Deine Fragen gut beantworten: Du würdest die jungen Röhren im Längsschnitt sehen, wie einen umgekehrten Springbrunnen von Hyphen, der in einen langen Schopf von Hyphen übergeht.

    Du würdest hier einen Befall daran erkennen, dass Du auf den Röhren noch andere, üblicherweise nicht dazugehörende Strukturen wie Hyphen mit anderem Durchmessern, anderem Aufbau, oder auch konidienbildende Strukturen (vereinfacht gesagt zB Schimmelpinselchen) sehen. Vermutlich hätte der Befall auch mit freiem Auge andere Farben, Form. Das zu erkennen braucht natürlich Erfahrung, doch Du könntest da ja die Erfahrung eines PSV nutzen, dem Du anhand konkreter Funde diese Frage stellst.

    Hoffe die Antwort ist nicht zu lang ausgefallen, aber vielleicht stellte sich ja sonst auch mal wer die Frage, wie Steinpilze eigentlich wachsen**.

    Ps: ich sehe gerade, Claudia hat dazu ein makroskopisch gut erklärendes Bild zum Thema hinzugefügt.


    Liebe Grüße, Eberhard

    * wie wir in Innsbruck mal in (m)einer Arbeit, Rekonstruktion der Fruchtkörperentwicklung bei Boletus edulis, Steiner (&Pöder) 2003, dokumentiert haben.

    ** die mal genauer zu ergründen unser Ziel war g:-)

    Chiprechnerei:

    284 (goldene Zeit < APR 2020), dann viele Min-, wenige Plusse, APR 21 + andere Rätsel: 272. Nach -20 Startgeld APR22: Tiefpunkt bei 252.

    Dort: nach Wetten, Abrackern, Platz 1 und Prozenten f. GI warens: 300. Dann APR '23-Startgebühr: =>280. Dort: 5 (Platz 7) + 6 (Platzwette) + 3 (500. Beitrag Rätsel) + 5 (Jokerschnellstrauswurf) + 3 (Frühjoker) + 3 (Kurzphal) + 3 (Teamphal) + 3 (Kreativ-Bonus) - 5 (Gewinnsteuer-GI) + 4 (get. viertbester Phal ) = 310

    2 Mal editiert, zuletzt von eberhardS ()

  • Danke für deine ausführliche Antwort!


    Ich muss aber noch mal ergänzend fragen (Pilze sind vom gestern und sollen jetzt in die Pfanne). Mittlerweile ist an manchen Stellen ein feiner weißer Belag, den man etwas abwischen kann. Ist das dann Sporenpulver? Also dass sie über nach etwas ausgesport haben? dort wo es etwas bräunlicher ist, habe ich vorher mit dem Finger drüber gewischt.

    Alle meine Bestimmungshilfen sind nur als Anregung zu verstehen. Für eine sichere Bestimmung sollten Pilze einem PSV vorgelegt werden. Eine Essensfreigabe gibt es im Forum grundsätzlich nicht.

  • Hallo Azalee,


    wie oben schon geschrieben wurde: Die Farbe der Sporen ist Olivgrün, siehe Fotos oben.

    Das passt nicht zu deinem Foto. Der Fruchtkörper scheint jetzt wirklich schon start an Qualität eingebüßt zu haben.

    Gruß

    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!

  • Hallo Azalee,

    Das, was Du beobachtest sind Röhren, die noch im Wachstum sind und die noch, vereinfacht gesagt, weiße Hyphenschöpfe am äußeren Ende haben. Diese hellen Hyphenschöpfe ergeben den Farbunterschied auf Deinem zweiten Bild. Die Entwicklung der Röhrenschicht erfolgt kurz gesagt so: Bereits in jüngsten Stadien mit 1cm Hütchen kann man feststellen, dass die Anzahl der Röhren bereits festgelegt ist (an den Rändern kommen anfangs noch welche dazu. Diese haben anfangs einen Durchmesser quasi 0 aber spannenderweise bald schon eine Wanddicke, die bis zum Ende der Röhrenentwicklung gleich bleibt.

    Diese Röhrchen wachsen dann nach unten, immer mit fast gleichbleibender Wanddicke mit weißem Hyphenschopf am Ende, so lange, bis alle Strukturen, zB die Sporentragenden Basidien, ausgebildet sind. Die Röhrendurchmesser wachsen inzwischen. (Das weiße Stielnetz ist auch nix anderes als eine Fortsetzung der Röhren am Stiel, mit Sporen!... auch wenn am Hut die Röhren mit freien Auge noch gar nicht erkennbar sind, kannst Du schon Sporen am Stiel finden*. Ein mikroskopisches Präparat, ein Längsschnitt durch die Röhren würde Deine Fragen gut beantworten: Du würdest die jungen Röhren im Längsschnitt sehen, wie einen umgekehrten Springbrunnen von Hyphen, der in einen langen Schopf von Hyphen übergeht.

    Sehr schöne Erklärung, vielen Dank!

    Welche Literaturstellen gibts dazu?


    Gruß


    Steffen

  • Hallo Steffen, (sorry Azalee, ich möcht Deinen Beitrag nicht kapern :) )

    meine Diplomarbeit, die ich oben schon nannte, für den Studienabschluss hatte das Ziel, die Fruchtkörperentwicklung speziell bei Boletus edulis genauer anzuschauen: Zum Thema Fruchtkörperentwicklung haben ja Autoren wie beispielsweise A.H.R Buller, S. Chiu, Ingold, L.Lange, A.F.M. Rejinders*, David Moore, Heinz Clemencon und einige weitere wie auch schon Kurt Lohwag (um 1950) detaillierte Arbeiten geschrieben, allerdings fanden wir speziell zum Steinpilz nirgendwo genaueres. Wir haben also -zu einem gewissen Grad - Neuland betreten. Bis auf zwei Kongressbeiträge haben wir allerdings - aus eigenartigen Gründen - nicht mehr daraus gemacht... was mich jetzt allerdings wieder auf eine Idee bringt.

    Ich werde wohl, inspiriert von Azalaees Frage, hier demnächst mal etwas aus meiner damaligen Bildersammlung zeigen...


    Allgemein zu diesem Thema empfehle ich:

    Reijnders, A.F.M, Stalpers, J. A., 1992. The development of the hymenophoral trama in the aphyllophorales and the agaricales. Studies in Mycology 34: 1-109.


    Oder: Moore, D. 1998. Fungal Morphogenesis, Cambridge University Press, pp. 469.


    Schöne Grüße, Eberhard

    Chiprechnerei:

    284 (goldene Zeit < APR 2020), dann viele Min-, wenige Plusse, APR 21 + andere Rätsel: 272. Nach -20 Startgeld APR22: Tiefpunkt bei 252.

    Dort: nach Wetten, Abrackern, Platz 1 und Prozenten f. GI warens: 300. Dann APR '23-Startgebühr: =>280. Dort: 5 (Platz 7) + 6 (Platzwette) + 3 (500. Beitrag Rätsel) + 5 (Jokerschnellstrauswurf) + 3 (Frühjoker) + 3 (Kurzphal) + 3 (Teamphal) + 3 (Kreativ-Bonus) - 5 (Gewinnsteuer-GI) + 4 (get. viertbester Phal ) = 310