Rot-Grün- blind?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.539 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Servus beiernand, ich habe mal zwei Fragen an die Wissenden.

    Letzthin fand ich einen Grünling im sandigen Kiefernwald (wo auch sonst)- wird der eigentlich noch in Tr. equestre und auratum getrennt oder ist das einerlei? oder mittlerweile gar vielerlei?

    Beim Photographieren mit meinem Telefon hat mich noch der Weissabgleich genarrt: zur Warnung nachfolgende Bilder einmal auf grünem Hintergrund und einmal auf Sand. Der Effekt ist immens und zeigt deutlich die Limitation bei der Bestimmung anhand Bildmaterial. In Natura war der knallig gelbgrün.




    hier nochmal die Warnung vor dem automatischen Weissabgleich- das ist beides der selbe Pilz...

    (rechts im Habitat, da musste ich ihn leider rausnehmen sonst hätte mir niemand geglaubt dass es ein Grünling wäre)




    Die zweite Frage bezieht sich auf orangegelbe Semmelstoppler die ich in meiner Gegend fast ausschliesslich finde und als Hydnum rufescens bestimmt hatte- aber ich fürchte die werden auch noch weiter aufgeteilt oder? Vermutlich ist da aber dann makroskopisch nix mehr möglich..



    Danke für eure Hinweise und Meinungen

  • Hallo ogni volta,

    dein Grünling ist mMn der "normale", also Trich. equestre. Bei den Semmelstoppelpilzen mit nicht am Stiel herablaufenden Stoppeln gibt es anscheinend ein Hydnum ellipsosporum, den ich aber noch nie gesehen habe, nicht live und auch nicht auf einer Ausstellung. Angeblich sieht er genau so aus wie ein gewöhnlicher Semmelstoppler und ist nur mikroskopisch anhand der Sporenform abgrenzbar.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Servus ogni volta,


    es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Hydnum-Arten. Ich habe da mal einen Schlüssel gebastelt: Schlüssel der Gattung Hydnum in Europa


    Hydnum ellipsosporum ist nur eine von mehreren aus dem Aggregat. Der sieht auch nicht aus wie ein normaler Semmelstoppelpilz, sondern wie Hydnum rufescens i.w.S. - die Stacheln sind bei ihm gerne abgeplattet, aber ich würde erstmal die Sporen anschauen. Im Bayerischen Wald ist H. ellipsosporum nicht selten, nur mikroskopiert kaum jemand Hydnum-Arten.


    Hydnum-Bestimmung ist eine recht harte Nuss und im Zweifel muss man im Moment noch sequenzieren. Der Schlüssel kann ein bisserl helfen...


    Zum Weißabgleich - völlig richtig, und bei gelbgrünen Tönen haben viele Kameras Probleme. Auch Schwefelköpfe können eine Herausforderung sein. Danke für's Zeigen!


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Danke euch Oehrling und Christoph für den Schlüssel! Wenn man also die Sporen betrachtet sollte zumindest der Ellipso sich gut abgrenzen lassen von den anderen Kandidaten. Falls sie nicht elliptisch sind schaut’s dagegen nicht so klar aus:rain:


    Nochmal bzgl des Grünlings: kann man Tr. auratum makroskopisch trennen? Bzw gibt es den wirklich?

    Lg Ogni

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ogni!


    Nach FNE4 (Tricholoma - Monografie aus der Fungi of Northern Europe - Reihe) wird Tricholoma auratum zu Tricholoma equestre gestellt, in der Gesamtheit aber schon davon ausgegangen, daß tricholoma euqestre ein Komplex aus mehreren, schwer trennbaren Arten sein könnte.
    Nach eigenen Beobachtungen könnte ich mir vorstellen, daß je nach Standort udn Wuchsweise die Huthaut von tricholoma equestre mal mehr mal weniger oxidiert.
    Also an Stellen, wo (zB durch Sandabdeckung oder anklebende Blätter) kein bzw. weniger Sauerstoff dran kommt, bleibt die Huthaut gelbgrün, wo mehr Luft dran kommt färbt sie nach und nach zu goldgelb / orange um. Selbes Verhalten kann man zB bei Cortinarius elegantissimus schön beobachten.
    Ist nur eine Theorie, aber in meiner Gegend stehen Fruchtkörper mit goldenem Hut bisweilen im selben Hexenring zusammen mit "normal" gefärbten fruchtkörpern - und die goldenen sind die, wo am wenigsten Sand / Moos / Streu auf den Hüten kleben geblieben ist.



    LG; Pablo.

  • Hallo ogni volta,

    laut FNE4, der aktuellen Ritterlings-"Bibel", kann man bei den Grünlingen T. equestre von T. frondosae trennen. Andere Arten werden von diesen Autoren nicht als eigenständig akzeptiert. Es wird auch nicht gesagt, und darauf hatte man ja irgendwo gehofft, ob beide Arten oder nur eine, und dann welche?, die Rhabdomyolyse verursachen, was zu der in den neueren Pilzbüchern vorgenommenen Einstufung "des Grünlings" als Giftpilz geführt hatte.

    Dies hatte zur Folge, dass seit neuestem die Leute mit Guajak auf der Stielrinde (aufzutragen an der Stielspitze) experimentieren und offenbar herausgefunden haben, dass manche Grünlinge Guajak-positiv, andere Guajak-negativ sind. Dies scheint ein besseres Unterscheidungsmerkmal zu sein als die Hutfärbung, die in der Tat durch Oxidierungsprozesse beeinflusst wird, und die man bei der Artkonzeption nicht überbewerten sollte.

    FG

    Oehrling

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