Lintorfer Mark 28.11.2020 Teil 2: Unbekanntes

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.133 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    hier noch der zweite Teil meiner Tour durch die Lintorfer Mark mit den zahlreichen Fragezeichen, die blieben.


    1. An toten Stängeln, vermutlich von Solidago fanden sich diese hübschen Becher mit beeindruckenden Paraphysen, vor allem in Lugol. Hat da jemand Ideen zu?


    2. Ein weißer Ritterling.... Begleitbäume waren Fagus und Betula, wobei ich Betula für den konkreten Partner halten würde, da die Pilze immer direkt um die einzelnen Birken wuchsen. Der Geruch ist schwer zu beschreiben, teilweise eher süßlich angenehm, aber dann auch mal mit leicht unangenehmer Note. Schnallen waren in der Huthaut an einigen Stellen reichlich vorhanden und an anderen Stellen dann wieder Mangelware. Die Sporen messen (5.5+-0.3) µm x (3.7+-0.3) µm, Q=1.5+-0.1 bzw. (5.0-6.1) µm x (3.3-4.6) µm, Q=1.3-1.6. Tricholoma stiparophyllum? Oder doch was anderes?

    Huthaut


    3. Eine Tomentella hatten wir ja schon lange nicht mehr. Und ja, ich weiß, daß hier auch noch Exemplare liegen, die ich Frank zuschicken wollte. Aber sie laufen ja auch nicht weg ;) Die Sporen messen (8.0+-0.4) µm x (6.2+-0.4) µm, Q=1.3+-0.1 bzw. (7.5-8.8) µm x (5.6-7.0) µm, Q=1.1-1.4 und sind unregelmäßig geformt. Die Hyphen sind um die 5,5 µm breit. Schnallen sind vorhanden, Zystiden nicht, und das Hymenium ist nicht cyanescent. Wenn ich dann mit Franks Schlüssel arbeite, lande ich am ehesten bei T. umbrinospora, was aber farblich nicht gut paßt. Was sagen die Experten?


    4. Ein Botryobasidium, das im Sporenabwurf leider versagt hat, so daß ich da also keine Sporenmaße habe. Belassen wir es also bei Botryobasidium sp.


    5. Daneben war aber noch ein Rindenpilz mit auf dem Stück Holz, der deutlich absporfreundlicher war. Sporenmaße (8.5+-0.6) µm x (5.0+-0.3) µm, Q=1.7+-0.1 bzw. (7.8-9.8) µm x (4.4-5.4) µm, Q=1.6-1.9, Schnallen vorhanden, Basidien 4-sporig, dazu nicht inkrustierte, lange Zystiden. Die Basidien würde ich tendentiell für suburniform halten und dann bei Hyphoderma schlüsseln, wo ich dann bei H. obtusum lande. Was meint ihr?


    6. Eine Peziza mit glatten Sporen von (15.5+-0.6) µm x (9.6+-0.5) µm, Q=1.6+-0.1 bzw. (14.6-16.5) µm x (8.7-10.5) µm, Q=1.5-1.9 auf Holz. Die Fruchtkörper sind ziemlich groß (>5 cm Durchmesser). Also Peziza varia?


    Björn

  • Hallo Björn


    Tricholoma , kan gut stiparophyllum sein , an Moment süßlich , komisch Parfümiert nächste Moment unangenehm stinkend . Wenn passt nicht dan T. lascivum nächste Kandidat


    LG

  • Hallo Beli,


    T. lascivum hat etwas größere Sporen, den würde ich also ausschließen wollen. Bliebe alternativ noch T. album, aber da sollen die Schnallen wohl sehr rar sein. Aber letztlich ist wohl der Geruch das beste Trennmerkmal - aber Beschreibungen sind immer schwierig und so bleibt nur zu hoffen, daß ich irgendwann mal die drei Arten geruchstechnisch gezeigt bekomme. Am besten direkt alle nebeneinander.


    Björn

  • Hallo Björn,

    1. An toten Stängeln, vermutlich von Solidago fanden sich diese hübschen Becher mit beeindruckenden Paraphysen, vor allem in Lugol. Hat da jemand Ideen zu?

    Das vermutlich kannst du streichen, denn es ist eindeutig Solidago und Asco hört auf dem Namen Microoeziza umbrinella ein häufiger Ascomycet auf Solidago.


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,


    vielen Dank für die Bestimmung. Das paßt in der Tat perfekt! Dann werde ich mal schauen, ob ich den ab jetzt öfter finden kann, denn die Paraphysen-Reaktion mit Lugol macht ja schon was her.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Tricholoma album kenne ich mit etwas entfernter stehenden Lamellen. Die hier wirken mehr gedrängt und die Fruchtkörper auch ziemlich robust für die Art. Einzelne Fruchtkörper aus der Kollektion haben aber nicht zufällig beim Anfassen komisch gegilbt? Die Mikromerkmale bei Tricholoma sind ja generell recht unergiebig, bzw. ist oft gar nicht bekannt, wie weit zB die Sporen bei einzelnen Arten wirklich variieren, weil die kaum jemand aus Abwürfen mikroskopiert und dokumentiert. Da ist es in der Tat sicherer, nach makroskopischen merkmalen zu gehen, und dabei sind eben die Lamellen wichtig, aber auch Verfärbungsverhalten und natürlich der Geruch.


    Die Tomentella könnte aus meiner Sicht Tomentella coerulea sein, da sind die Hyphen anscheinend nicht immer deutlich grün in KOH. Aber da verlässt mans ich besser auf die Expertise von Tomentella . g:-)


    Die Hyphoderma sieht auch interessant aus. Die kleinen Sporen sind bemerkenswert, wenn die größer (länger) wären, käme H. roseocremeum in Betracht, die eben oft auch ohne violette oder rosa Flecken erscheint. Aber die hat längere Sporen. Die Zystiden bei deinem Fund würde ich übrigens als "zylindrisch" bzw. tubular bezeichnen. Urniform, kopfig oder bauchig würde bei Hyphoderma s.l. noch anders aussehen.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ein Gilben konnte ich bei den Ritterlingen nicht feststellen.


    Was die Hyphoderma angeht, bezog sich das suburniforme auf die Form der Basidien, nicht auf die Zystiden. Die würde ich hier auch als zylindrisch bezeichnen.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Ach, jetzt verstehe ich. :thumbup:
    Na klar, die Basidienform ist bei Hyphoderma s.l. aber ohnehin recht variabel, und gerade Basidiolen nehmen gelegentlich äußerst witzige Formen an.

    Ist aber auf jeden Fall eine Hyphoderma, ich würde sogar sagen s.str., weil Peniophorella und Basidioradulum müssten anders aussehen. Nur die Art, die erkenne ich nicht.



    LG; Pablo.

  • Hallo Björn und Pablo,


    zu den drei "Rindenpilzen": Die Tomentella könnte, wie Pablo schon schrieb, T. coerulea sein. In welchem Medium hast du mikroskopiert? Die Cyanescens dieser Art ist nicht immer vorhanden. In Wasser sind die Basidien oft mit einem rötlichen Inhalt. Du kannst mir aber das Exsikkat gern auch zur Kontrolle schicken.


    Die Botryobasidium scheint B. vaga zu sein. Nur die hat diese breiten navicularen Sporen (8-12 x 4,5-6 mm).


    Bei dem Fund von Hyphoderma bleiben bei den kleinen Sporen Fragen. Sie würden noch zu Peniophorella praetermissa passen, aber da fehlen die zugespitzten und die kopfigen Zystiden. Hyphoderma cryptocallimon wäre noch eine Option. Kannst ja mal vergleichen.


    LG

    Frank

  • Hallo zusammen,


    beim Botryobasidium habe ich jetzt die vorhandenen reifen Sporen gemessen. Das ist zwar in KOH und mit Kongorot, aber sicher besser als nichts. Ergebnis: (8.8-11.4) µm x (4.4-6.2) µm, also genau so, wie es bei B. vagum sein sollte.


    Die Tomentella hatte ich in KOH mikroskopiert. Jetzt habe ich auch noch mal in Wasser reingeschaut (da ist das ganze aber deutlich zäher und zusammenhängender als in KOH). Bei einigen Basidien waren in der Tat ein paar rötliche Körnchen zu erahnen. Ich werde das Exsikkat aber mal auf den Stapel "Für Frank" legen :)



    Die Hyphoderma paßt zwar von den Sporen her gut zu H. cryptocallimon, aber da sollten die Zystiden dann zum Teil dickwandig sein. Das konnte ich nicht beobachten. Also belasse ich es einfach mal bei Hyphoderma sp.


    Björn