Strahlenbelastung in Norddeutschland

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.109 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tuppie.

  • Hallo Pilzfreunde !

    Weiss jemand, welche Strahlenbelastung bei den Pilzen aus der Lüneburger Heide zu erwarten ist bei Maronen und Kiefernsteinpilzen ?

    Oder wie ich so etwas erfahren kann ?

    Beste Grüße und bleibt gesund und virusfrei,

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    Schaust du hier :

    Radioaktivität in Pilzen / DGfM

    Ist zwar nicht auf dem neusten Stand , sollte aber ungefähr passen.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo zusammen,

    leider gibt es für das angefragte Gebiet keinerlei Informationen.

    Die angeführten, von der DGFM veröffentlichten, geben für den Fragenden nichts her.

    Alle Orte, wo regelmäßig Proben genommen werden, befinden sich in Bayern.

    Man kann sich die Karte des radioaktiven Niederschlags nach Tschernobyl ansehen, die auch in dem Bericht enthalten ist, und schauen was damals das angefragte Gebiet abbekommen hat und das war es dann.

    Cäsium hat eine physikalische Halbwertszeit von ca. 30 Jahren.

    Ich habe mich damals recht intensiv mit den biologischen Folgen der radioaktiven Exposition auseinander gesetzt. Man muss da solche Dinge wie die biologische Halbwertszeit beachten - wie lange bleibt das Zeug im Körper.

    Die wiederum variiert sehr stark nach Radionuklid. Plutonium behält man bis zum Tod, Cäsium wird großenteils nach wenigen Tagen ausgeschieden.

    Menschen meiner Generation haben von den amerikanischen Atomwaffenversuchen lebenslang radioaktives Strontium in den Knochen.

    Um die Gesundheitsgefahren beim Pilzverzehr zu beurteilen, müsste man in dem angefragten Gebiet Proben nehmen und alle Radionuklide messen. Das macht keiner.

    Gruß,

    Marcel

  • Hallo Sabine!

    Vielleicht könntest Du vorsichtig mit der Lüneburger Heide-Jägerschaft Kontakt aufnehmen. Wildschweinfleisch wird, in den damals besonders regenexponierten Gebieten, regelmäßig auf Strahlung getestet, soweit ich weiß. Es kann aber auch sein, dass das wiederum nur in Bayern so ist, weil es da wohl unter anderem am stärksten niederfiel...

  • Hallo Sabine,

    Oder du versuchst es einmal mit den zuständigen Landesuntersuchungsanstalten. Die sind meist anhängig dem jeweiligen Umweltministerium.

    So werden bei uns in Sachsen mehr oder weniger regelmäßig (je nach Vor- und Aufkommen) die eßbaren Wildpilze untersucht; dass kann ich ganz sicher sagen, da ich einer von den vielen Lieferanten des "Probenmaterials" bin.

    Die Wildschweine aus dem Vogtland werden auch getestet - ist Pflicht in Sachsen-, da auch das Vogtland sehr viel vom radioaktiven Regen abbekommen hat.


    Liebe Grüße aus Sachsen

    Ute

  • Hallo zusammen,

    ich habe mich entschlossen, hier noch ein wenig von meinem Halbwissen zum Thema gesundheitliche Schäden durch radioaktive Belastung weiterzugeben.

    Wer mehr weiß, möge mich gerne korrigieren. Ich habe Elektrotechnik studiert, keine Physik und keine Biologie oder schon gar keine Strahlenbiologie.

    Jede Strahlung, der man ausgesetzt ist, erhöht die Wahrscheinlichkeit an bestimmten Krankheiten wie Krebs oder Blutkrebs zu erkranken.

    Dabei ist es nicht von Belang, ob die Strahlenbelastung aus natürlich Quellen (z.B. haben Gegenden um den in meiner Nähe gelegenen Donnersberg eine natürlich erhöhte Strahlung), beim Arzt beim Röntgen, beim Interkontinentalfliegen oder durch einen Kernkraftunfall ausgelöst wird.

    Es gibt eine Dosis, die die meisten Menschen nicht lange überleben. Die Belastung durch den Verzehr von Pilzen ist aber davon um Größenordnungen entfernt, selbst wenn man Pilze aus der dem Katastrophenort nahe gelegenen Staaten verzehrt.

    Es bleibt aber das Risiko, dass man zu denen gehört, die erkranken und nicht erkrankt wären, wenn sie die Pilze nicht gegessen hätten.

    Man kann vielleicht schätzen, dass von 100000 Menschen einer erkranken wird und ob es einein selbst trifft, hängt vom Zufall ab.

    Vor Tschernobyl stritten viele in der Öffentlichkeit die negative Wirkung geringer Strahlungsbelastung komplett ab. Sie erklärten sie sogar für gesundheitsfördernd.

    Man machte dann Untersuchungen im Umkreis von Gebieten mit natürlich erhöhter Radioaktivität und fand keine erhöhten Erkrankungsraten. Später hat sich herausgestellt, dass man nur genügend kleinteilig messen muss. Die Stellen mit erhöhten natürlicher Belastung sind nämlich eher klein. Wenn man da einen 50 Kilometer Kreis drum herum legt, findet man keinen Effekt.

    Nun war die radioaktive Belastung in Deutschland durch den Regen nach dem Tschernobylunfall sehr unterschiedlich. Die Belastung in Bayern allgemein und in bestimmten besonders betroffenen Gebieten in Bayern war um Größenordnungen höher als in den meisten anderen Teilen der Republik.

    In der Südwestpfalz gibt es auch einen Strahlungshotspot und da werden immer noch die Strahlenbelastungen der Wildschweine gemessen und man findet immer noch so hoch belastete, dass sie vom Verzehr ausgeschlossen werden müssen. Bei den Wildschweinen liegt das übrigens daran, dass die Hirschtrüffel verzehren, die Cäsiumsammler sind.

    Die Messungen in Bayern sind ein Anhaltspunkt dafür, wie sich die Situation in anderen Landesteilen entwickelt haben könnte, aber nicht mehr.

    Für die Bioverfügbarkeit der Radionuklide ist auch der Boden relevant, ich kenne dazu aber keine Studien, die dem systematisch nachgehen.

    Ich würde die Karte des radioaktiven Niederschlags ansehen und keine der bekannten Cäsiumsammlerarten (Maronen, Lacktrichterlinge etc.) aus einer besonders betroffenen Gegend verzehren.

    In Kaiserslautern gab es eine Belastung, die weit über dem lag, was wir sonst so abbekommen, aber das Risiko des Verzehrs dieser Pilze trage ich. Vom Verzehr von Pilzen aus dem betroffenen Gebiet in der Südwestpfalz nehme ich Abstand und in Bayern würde ich so etwas schon gar nicht verzehren.

    Gruß,

    Marcel


    .

  • Danke für die vielen Infos !

    Es bleibt ein etwas beklemmendes Thema.

    In diesem Jahr habe ich wirklich viele Pilze verzehrt.

    Und genossen !

    Lets hope for the best !

    Vor der nächsten Erntesaison werde ich nochmal alle Infos begutachten zum Entscheiden.

  • Hallo _wedemark,

    in Norddeutschland bist Du tatsächlich auf der sicheren Seite.

    Die natürliche Strahlenbelastung, z.B. durch Kalium-40, ist in den meisten Gegenden höher als der Fallout von Tschernobyl. Das ist tatsächlich ein überwiegend bayrisches Problem.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo ihr Lieben,

    vor vielen Jahren habe ich eine Kontaminationskarte (hier im Forum oder woanders) gefunden und diese an einen alten Freund, Prof. Dr. Wolfram Knapp, Nuklearmediziner, geschickt. Auch wenn er seine Antwort 2014 verfasst hat, denke ich sie ist auch heute relevant.

    Das hat er mir damals geantwortet und mir erlaubt hat, ihn zu zitieren ==Gnolm19:


    „Und jetzt noch ein paar Merkdaten zu Cs-137:


    Das Nuklid hat zwar eine sehr lange physikalische Halbwertszeit (HWZ) von > 20 a, aber eine kurze biologische HWZ von 20 - 100 d.


    Daraus folgt, dass zwar immer noch eine Kontamination von Pilzen, Wildschweinfleisch etc., auch 28 Jahre nach dem Tschernobyl-Unfall besteht, bei der Risikobetrachtung hinsichtlich der individuellen Entscheidung über eine z. B. Pilzmahlzeit aber die kurze effektive HWZ (praktisch gleich der biolog. HWZ im Fall von Cs-137) zum Tragen kommt.


    Die roten Punkte in Deiner Kontaminationskarte suggerieren eine hohe Gefährdung. Sie stellen Messpunkte dar, bei denen Kontaminationen von > 600 Bq Cs-137 gefunden wurden. Bezeichnenderweise hat man das definiert z. B. als Messwert in der Pilztrockensubstanz, wobei kein Mensch die Pilze im getrockneten Zustand ist, sondern entweder frisch oder nach Einweichen. Ein realistisches Pilzgericht von 1 Pfund dürfte einem Trocvkengewicht von 50 - 100 g maximal entsprechen.


    Jetzt zur Umrechnung von Bq auf die Strahlenexposition:Im Fall von Cs-137 verursachen 1 MBq = 1000 Bq 0,013 mSv. (mSv ist die Einheit für die effektive Strahlendosis, die natürliche pro Jahr beträgt bei uns ca. 2,5, in Süddeutschland, speziell Gegenden im Schwarzwald und bayr. Wald 5-10).


    Nimmt man den extremen Fall an, dass ein Mensch im Laufe eines Jahres 5-10 kg Pilze von den Stellen mit den "roten" Messpunkten isst, also 1 kg Trockensubstanz mit 600 Bq/kg, so ergibt sich folgende Abschätzung:


    zusätzlich Strahlenexposition = 0,008 mSv, entsprechend 0,15 - 0,4 % der natürlichen Strahlenexposition im gleichen Zeitraum.“

    Liebe Grüße

    Lara ==Gnolm7

    Liebe Grüße
    Lara


    Träume werden wahr! Auch Hornberg war mal ein Traum...:)