Hallo Freunde der Mikropilze und alle, die es noch werden wollen,
anlässlich des kürzlichen Erscheinens der Orbilia-Monografie von Zotto und Mitwirkenden möchte ich hier ein paar Funde von diesem Jahr vorstellen.
Vor allem aber möchte ich einmal zeigen, in welchen Habitaten man suchen muss, um Arten zu finden, die zwar relativ verbreitet oder sogar recht häufig sind, aber kaum gefunden werden, weil sich kaum jemand solche Standorte ansieht.
Es geht dabei primär um Trockenstandorte, die regelmäßig austrocknen und daher von Mykologen wesentlich seltener beachtet werden als "herkömmliche", also feuchte Habitate. Primär fündig wird man an ansitzenden, toten Ästen und Stämmen jeglicher Dicke, berindet oder unberindet. Auch halb abgebrochene, frei hängende Pflanzenteile sind hier sehr ergiebige Substrate. Fündig werden kann man hier ganzjährig, auch wenn es in Trockenphasen bei bestimmten Arten schwierig wird diese zu sehen, selbst mit Lupe, da sie so klein und unscheinbar im Trockenzustand sind. Neben holzigen Substraten sind genauso alte, ca. zweijährige Krautstängel, die ebenfalls gerne auch mal gänzlich trocken fallen dürfen, interessant. Für Orbilien muss man da allerdings etwas Zeit investieren, bis man fündig wird.
An sämtlichen dieser Standorte findet man freilich auch andere Arten, die zwar mitunter recht verbreitet, aber eben mangels Nachsuche kaum bekannt sind. Beispiele wären etwa Triblidiopsis pinastri an abgestorbenen, dünnen Fichtenästen, Exarmidium inclusum an entrindetem Laubholz, etliche Capronia-Arten und die bei gezielter Suche hier bei mir omnipräsente Durella connivens.
Hier eine Zusammenstellung von Fundorten an denen mich dieses Jahr fündig wurde:
So, nun aber mal zu den im Titel angekündigten Orbilien selbst. Hier zeige ich exemplarisch ein paar recht selten gezeigte Arten, die ich dieses Jahr gefunden habe.
Orbilia aurantiorubra, hier an einem dünnen, abgestorbenen, noch am Stamm ansitzenden Ästchen (Weide) mit zahlreichen Flechten und Crepidotus cesatii. Hier in der Dokumentationstafel sieht man, dass der Ast von mehreren Orbilien besiedelt wird, die wesentlich kleinere O. aristata wächst zahlreich neben den vergleichsweise riesigen Apothezien von aurantiorubra.
Das Substrat war hier nach längeren Niederschlägen gut durchfeuchtet. Solche Standorte bieten viele interessante Arten, zählt man Flechten und deren oft noch vorhandene pilzliche Parasiten mit, so kann man an so einem Ästchen durchaus mal 10-15 Arten auf einmal haben, auch wenn es meist freilich nicht so viele sind.
Orbilia euonymi, eine der vier aus Deutschland bekannten vielsporigen Orbilien. Die Art ist sehr klein, oft noch kleiner als die oben zu sehende O. aristata. O. euonymi ist, wie alle vielsporigen Orbilien, ein Bewohner von Trockenstandorten. Wer also welche finden will, der muss an solchem Substrat suchen. O. euonymi hat 32-sporige Asci und ist die mit Abstand häufigste vielsporige Art bei uns, besiedelt alle möglichen Substrate, z.B. Weide wie hier, Ahorn, Holunder oder sogar Nadelhölzer. In ariden Regionen der Welt gibt es eine irre Vielfalt an vielsporigen Arten, wie Zottos Monografie eindrucksvoll präsentiert.
Als Beispiel für eine Art an Krautstängeln habe ich mir Orbilia cardui ausgesucht. Ich habe davon mehrere Kollektionen untersucht, leider konnten die keinen Einzug mehr in die Monografie finden, die nur wenige Funde der Art enthält. Mir wurde die Art erstmals von Torsten Richter zugesandt, an Brennnesselstängeln. Keine zwei Wochen später fand ich sie selbst, an Springkraut. Beide Kollektionen hatten etwas längere Sporen als in Zottos Referenz. Farblich weicht meine von Torstens Fund durch kräftigere Orangetöne ab, aber das ist bei Orbilien häufig sehr variabel. Ich werde versuchen davon noch eine Sequenz zu bekommen.
Damit es nicht zu viel wird, soll es das für heute gewesen sein, es werden weitere Gattungen und Arten solcher Standorte folgen.
Viele Grüße,
Matthias