Spongipellis delectans?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.959 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,


    vor kurzem fanden wir im Wienerwald auf Totholz von Eiche (od. ev. Buche) einen vermeintlichen Saftporling (Oligoporus). Nach näherer Betrachtung dürfte es sich um etwas ganz anderes, vermutlich um Spongipellis (Sarcodontia) delectans handeln.


    Größe der Pilzes: ca.10x5x3cm dick an der Anwachskante


    Geruch und Geschmack des Pilzes sind unauffällig aber angenehm pilzig. Jetzt beim Trocknen beginnt sich der Pilz gelbbraun zu verfärben.


    Sporen subglobos, im Mittel etwa 6,5x5,0ym, hyalin und mit einem großen Öltropfen, Basidien keulig mit kleinen Öltröpchen

    Hymenium labyrinthisch, (1)-2 Poren/mm

    Hyphen im Hymenium im Mittel 4 ym breit mit Schnallen, im Kontext auch dickwandige Hyphen mit bis 6 zu ym Breite


    Ich habe mich bei der Bestimmung an den Bildern und Angaben in Fungi of Temperate Europe und folgendem Schlüssel orientiert: (PDF) Notes on Polish polypores 5. Synopsis of the genus Spongipellis








    Da ich (noch) über keine Spezialliteratur über Porlinge verfüge und auch nicht allzu viele Informationen im Internet zu finden waren, dachte ich mir ich stelle den Pilz mal zur "Begutachtung" durch die Porlingsspezialisten in diesem Forum.


    Schöne Grüße! Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christian!


    Ich denke, ich würde den auch so nennen!
    Es gibt noch Quellen, die sich auf die Länge der Basidien berufen, aber das ist wohl unsicher. Zumindest bei meinen Messungen bei einigen Kollektionen von Spongipellis pachyodon war die Variationsbreite so groß, daß es die beschriebene Variationsbreite von delectans mit einschließen müsste.
    Also muss man wohl eher nach den Sporen gehen (delectans etwas größer und etwas mehr elliptisch), am signifikantesten scheint aebr die Ausprägung des Hymenophors zu sein, und das passt bei deinem Fund wirklich 1:1 zu delectans, aber gar nicht zu pachyodon (wohl auch nicht zu spumeus).
    Mit den MIkromerkmalen zusammen wüsste ich also nicht, was es sonst sein sollte.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    vielen Dank für die rasche und kompetente Rückmeldung. Freut mich, dass ich nicht ganz daneben lag. Ich denke, dass der Pilz so auf die Schnelle im Vorbeigehen schon öfters mit Oligoporus verwechselt worden sein könnte.


    LG Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christian!


    Ich frage mich nur: Mit welchem Oligoporus s.l.?

    Mit so großen, fleischigen Fruchtkörpern und derart groben, labyrinthischen Poren fällt mir da ehrlich gesagt keine Art ein, die annähernd ähnlich aussehen würde.
    Wenn, dann wäre zB Climacocystis borealis (wenn alt und Poren labyrinthisch werdend) eine verwechslungsmöglichkeit, eventuell auch Cartilosoma rene-hentic, die aber viel weicher ist, nicht so fleischige fruchtkörper bildet und die Poren zwar grob sind, aber selten labyrinthisch. Daedalea quercina - sähe auch noch mal anders aus und wäre wiederum deutlich fester und das Hymenophor noch gröber strukturiert.


    Ich denke, diese Art ist einfach nur sehr selten und wird deshalb kaum beobachtet.
    Ein Fund ist mir mal gelungen - glaube ich. Die Fruchtkörper saßen aber größtenteils unerreichbar weit oben an einer Platane, und die erreichbaren fruchtkörper weiter unten waren schon stark verwittert und alt und das Hymenophor schon stark irpicoid aufgerissen - da wird der Unterschied zu Spongipellis pachyodon dann sehr diffus. Könnte also auch die häufigere, irpicoide / odontoide Art gewesen sein.
    Zwei Jahre später war die befallene Platane weg, und damit halt auch der Pilz.



    Lg; Pablo.