Hallo zusammen,
hier mal wieder ein Flechtenbeitrag von mir. Ich war am letzten Samstag in der Umgebung der Krickenbecker Seen unterwegs und bin dabei an der kleinen Renne im Wald auf einen Haselstrauch gestoßen, an dem eine Krustenflechte saß. Eigentlich ignoriere ich sowas ja komplett, aber aus irgendeinem Grund habe ich hier dann doch noch mal einen Schritt hingetan und genauer hingeschaut. Das hat sich dann auch gelohnt, denn die Flechte zeigt hübsche Schriftzeichen:
Leider kann ich kein Chinesisch und konnte folglich den Flechtennamen nicht einfach direkt ablesen Also mal "Die Flechten Deutschlands" rausgeholt und geschaut, was es da so gibt. Hauptkandidat war natürlich Graphis, aber es gibt auch noch andere Gattungen mit ähnlichen Arten. Davon ist Graphis aber die einzige Gattung, bei der die Sporen in Lugol blau werden - und das war bei meinem Exemplar der Fall. Der Graphis-Schlüssel will dann aber Details zur Struktur des Excipulums wissen. Das ist bei so harten und spröden Flechten aber alles andere als leicht zu betrachten. Zum Glück steht im Einleitungskapitel auch, daß es in Deutschland nur noch zwei Graphis-Arten gibt: Graphis scripta s.l. (sind wohl mittlerweile vier Arten) und Graphis elegans. Die sind aber leicht über die K-Reaktion zu trennen. Da mein Exemplar mit K erst gelb und dann orange-rot färbte, lande ich also bei G. elegans.
EDIT: Das war wohl nur eine vorgetäuschte Reaktion. Mikroskopisch gab es keine nadelartigen Kristalle mit K und die P-Reaktion war negativ. Also wohl doch G. scripta agg.
Hier noch ein paar Mikrobilder. Im ersten Anlauf nicht sonderlich gut geworden:
Heute im zweiten Anlauf dann etwas besser. Da habe ich die Flechte nämlich großzügig gewässert, so daß sich die Apothecien-Schlitze öffnen und ich ganz bequem mit der Nadel das Innenleben extrahieren konnte.
Hier noch der Versuch eines Apothecien-Querschnitts
Björn