Lamellenpilz im Hochmoor

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.266 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo allerseits, auch dieses Pilzfoto ist schon älter, es wurde ganz in der Nähe und zur selben Zeit gemacht, wie die gestern gezeigten Fotos von Pseudoplectana sphagnophila. Wie meistens habe ich keine Angaben zu Geruch und Geschmack, von mikroskopischen Angaben ganz zu schweigen. Allerdings sollte der Standort im Hochmoor an feuchterer Stelle und der Zeitpunkt Mitte Mai die Auswahl schon erheblich einschränken. Gehe ich richtig in der Annahme, dass man hier aus der Verfärbung der Lamellen auf die Sporenfarbe schließen kann?


    Ich würde auf Entoloma tippen.


    Danke für's Anschauen und VG, Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich könnte mir bei diesen Pilzen auch ein Graublatt vorstellen, so was in Richtung Sphagnurus paluster; ich weiß allerdings nicht, ob die Lamellen da so schwärzen dürfen. Es sieht eigentlich nicht danach aus, als ob das von der Sporenfarbe herrührt.

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo Matthias, den hatte ich mir auch angeschaut, aber da stört eigentlich die Jahreszeit. Je nach Quelle von Frühsommer bis Spätherbst (pilzsuche123) oder auch nur IX-X (checklist für LT-LV-EE). Dass die englische Wikipedia hingegen behauptet, Frühling bis Frühsommer - ohne Quellen - würde ich da eher ignorieren.

    Die Schwärzung könnte eine Alterserscheinung sein. Aber da der Frühling hier sowieso später und im Hochmoor nochmal deutlich später beginnt, weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll.


    LG, Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    Phänologische Daten sind eigentlich nie sinnvolle Bestimmungsmerkmale. Oder mal so ausgedrückt: Wenn ein Pilz Clitocybe nebularis ist, dann ist es auch dann noch Clitocybe nebularis, wenn die Fruchtkörper im April gebildet wurden.
    Gerade bei selteneren Pilzen sind die phänologischen Variationsbreiten zudem noch in der Breite meistens unbekannt, und dadurch noch weniger aussagekräftig.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo, das mag ja richtig sein. Aber wenn das im Kontext steht "IX-X, häufig" (Conspectus florus Agaricalium LT-LV-EE ) dann greift das Argument, es sei ein seltener Pilz mit zu wenig Daten nicht mehr, zumal LV und EE noch mehr Moore haben. Natürlich ist das kein Ausschlusskriterium, aber die Angaben aus einer Region wo der Pilz als häufig bezeichnet sind, sind dann schon vertrauenserweckender als solche aus der Wikipedia. Eine aktuelle(re) lettische Pilzwebseite meint auch IX-X, etliche weitere Quellen aus LV meinen auch häufig.

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich habe gerade noch einmal in der Funga Nordica nachgeschaut; dort wird zur Erscheinungszeit des Pilzes Frühling bis Herbst genannt und er wird als häufig in gemäßigten und hemiborealen Zonen bezeichnet. Tja, deine Quellen beziehen sich natürlich direkt auf die Region des Fundortes....Schwierig, das einzuschätzen...

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Danke Matthias, FN ist natürlich eine solide Quelle aus einer geeigneten Region. Mangels Alternativen scheint dieses Graublatt derzeit ohnehin der einzige halbwegs plausible Arbeitstitel zu sein.

    LG, Bernd

  • Hallo,


    ich dachte auch zunächst an das Sumpf-Graublatt. Aber es kommen auch noch weitere clitocyboiden/collyboiden Pilze in Betracht, z.B. aus der Gattung Gamundia oder Clitocybe. Da müsste man sicherlich mikroskopieren.

    Die schwärzlichen Lamellenschneiden halte ich für einen Trockenschaden. Zum einen weil es sonst ein Rasling sein müsste, also Lyophyllum s.l., und da kenne ich keinen der so aussieht und im Moor wächst, zum anderen weil auch der andere Fruchtkörper einen "angebrannt" wirkenden Hutrand hat, wie halt Pilze mit Trocken-/Kälteschaden oft aussehen.


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Ich meine ja auch nicht, daß man die Erscheinungszeit der Fruchtkörper / Phänologie ignorieren soll.
    Es führt nur oft in die Irre, wenn man Bestimmungen daran ausrichtet, statt nach morphologischen Merkmalen zu gehen. Das betrifft häufige Arten natürlich ebenso wie seltene, warum ich oben den Zusatz zu seltenen Arten schrieb, war einfach nur, weil da die phänologischen Variationsbreiten noch weniger bekannt sind. Die morphologischen natürlich auch. :gzwinkern:
    Um nochmal auf das Nebelkappen - Beispiel oben zurückzukommen: Würde man aus im Frühling erscheinenden Fruchtkörpern eine eigene Art machen wollen, auch wenn morphologisch alles ins Spektrum der beschriebenen Art passt, bräuchte man mindestens mal eine deutlich und konstant abweichende Sequenz. Und dann hätte man immer noch nicht geklärt, ob nur diese neue Art im Frühjahr Fruchtkörper bildet, und nicht etwa die ursprüngliche Art das auch kann. Oder andersrum, also die aus dem Frühjahr mit abweichender Sequenz auch im Herbst Fruchtkörper bilden kann. Also müsste man dann jeden Fruchtkörper im Frühjahr wie auch im Herbst sequenzieren...



    LG; Pablo.

  • Hallo,


    und nur weil die ITS identisch ist heißt das aber auch nicht zwingend dass es dieselbe Art ist .....


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Klar, auch das ist zu berücksichtigen. Und auch wenn sie leicht abweicht, muss das nciht zwingend bedeuten, daß es zwei verschiedene Arten sein müssen.

    Es ist eben komplex, und dann spielt natürlich auch die Phänologie wieder eine Rolle, wenn es ums Gesamtbild geht, weil um eine Art bzw. "Arthypothese" wirklich solide darzustellen so viele Verhaltensweisen wie möglich beobachtet werden sollten. :thumbup:



    LG; Pablo.