Phellinus chrysoloma?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.949 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo allerseits, auch diese Bilder sind schon etwas älter. Das Substrat ist Fichte und der Standort ist irgendwo am Moorrand. Ich vermute Phellinus chrysoloma. Einem Buch über die Forstschädlinge "Miško fitopatologija" (2006) entnehme ich die Behauptung, dass "Fomitopsis pinicola im Vergleich zu Ph. chrysoloma ein seltener anzutreffenden Braunfäuleverursacher ist". Was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass es eine extrem häufige Art sein soll, die aber vielleicht nicht häufig fruktifiziert?

    Die Bilde sind von Ende April.


    Danke fürs Anschauen,

    LG, Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    Phellinus crysoloma sollte eigentlich ein im Wuchs etwas unregelmäßigerer Pilz sein mit mehr Resupinatanteilen und normalerweise mehreren, aber kleineren Hütchen. Sollte habituell eher wie Phellinus conchatus (Muschelförmiger Feuerschwamm) aussehen.
    Das hier könnte man mal mit >Phellinus pini< vergleichen.
    Bei mir in der Gegend sind beide Arten extrem selten bzw. fehlen nahezu völlig. FomPini dagegen ist ein Massenpilz an so gut wie jedem Laub- und Nadelholz, sehr oft auch an Pinus.



    Lg; pablo.

  • Hallo Pablo, danke für Deine Sicht! Das hat mich auch sehr verblüfft, als ich das gelesen habe, dass der häufiger sein soll, als FomPin, allerdings weiß man ja oft bei absterbenden Bäumen, die innen faul sind, nicht, welcher Pilz denn da nun gewütet hat. Die Fäule ist da, aber Fruchtkörper sind keine zu sehen, außer dass nach dem Fällen ziemlich schnell alle Stubben mit Bovisten oder Hallimasch voll sind, die aber nicht die Verursacher sind. Da gibt es aus forstwirtschaftlicher Sicht natürlich ein anderes Herangehen, die interessiert nicht der Frk. sondern die Fäule. Das gleiche Buch nennt als Synonym zu Ph. crysoloma auch Ph. pini var. abietis. Die Ähnlichkeit ist schon klar. Unstrittige Ph. pini habe ich übrigens 50 m hin an einer alten Kiefer - hatte ich auch schon Mal gezeigt. Vermutlich läuft es darauf hinaus, dass es auch verschiedene Konzepte von Ph. crysoloma gibt?


    Anbei ein Bild von Ph. pini, sowohl die Form als auch die Poren unterscheiden sich schon, wobei das vermutlich im Rahmen der Variationsbreite wegzudiskutieren wäre.

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd und Pablo,


    der Unterschied zwischen den Porodaedalea-Arten P. pini, P. chrysoloma und P. laricis ist hauptsächlich makroskopisch und ökologisch nachvollziehbar. Mikroskopisch sind alle drei Arten sehr ähnlich. P. pini ist an Kiefer gebunden und hat deutlich pileate, einzelne Fruchtkörper, P. chrysoloma kommt hauptsächlich an Fichte vor und hat semipileate, manchmal auch resupinate Fruchtkörper, die oft mehrhütig sind. P. laricis ist eine boreale und montane (alpine) Art an Lärche, Fichte und seltener an Kiefer (Pinus mugo) mit pileaten Fruchtkörpern.


    @Bernd- Die langen Nadeln (auch die Rinde?) auf deinen Bildern sehen wie von einer Kiefer aus! Der moorige Standort würde auch bestens zu P. pini passen.


    LG

    Frank

  • Hallo Frank, ja, die Nadeln rechts sind Kiefer, die Nadel oberhalb ist Fichte. Es handelt sich bei diesem Waldstück um eine kleine Insel, wo der mineralische Boden so gerade noch über der Wasserlinie liegt (mitten im Moor gibt es einen größeren primären See, also einen, der seit Beginn der Moorbildung besteht und nicht erst sekundär durch Risse im Moorkörper entstanden ist) und zentral noch nicht mit Torf überdeckt ist, da gibt es denn neben Hängebirken auch etliche Fichten, Zitterpappeln, vermischt mit den dann ins Moor übergehenden Moorbirken und Kiefern. Bilder von dem Biotop habe ich sicher auch, müsste ich aber suchen. Latsche und Lärche haben wir hier nicht, jedenfalls nicht einheimisch.

    Kategorisch ausschließen, dass es sich nicht doch um Kiefer handeln kann, will ich aber nicht. Wobei ja auch Fichtenrinde sehr verschieden daherkommen kann, in dendrologischen Werken findet man da schon diverse Formen, die sich allein an der Rinde unterscheiden. Ich belasse es bei dem cf.

    Im Prinzip ist es ja, so, dass man beim Fotografieren eigentlich schon eine Vermutung haben muss, welche das Art das sein kann, welche Merkmale man prüfen muss oder lieber nicht. Viel mehr versuche ich mit der Durchsicht meiner alten Fotos auch nicht zu erreichen, als einen Überblick zu bekommen, welche Arten wo in Frage kommen.

    Also vielen Dank für Deine Erläuterung,

    LG, Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    So wie ich das lese:

    Zitat

    ...dass "Fomitopsis pinicola im Vergleich zu Ph. chrysoloma ein seltener anzutreffenden Braunfäuleverursacher ist"

    würde das doch nur bedeuten, daß Phellinus chrysoloma im vergleich zu Fomitopsis pinicola deutlich seltener beobachtet wird. Ohne eine Aussage dazu, ob das was mit der Fruchtkörperbildungsfrequenz zu tun hat. Tendenziell würde ich (wenn sich die Zahlen der Beobachtungen so krass unterscheiden wie in Deutschland) schon eher dazu tendieren, daß Phellinus chrysoloma schlichtweg sehr viel seltener ist als Fomitopsis pinicola. Phellinus pini übrigens auch.

    Und danke an Frank für's durchgehen der Unterscheidung der Arten, wowie den Hinweisen zu Ökologie.



    LG, Pablo.

  • Hallo Bernd und co,


    Hier meine Bilder von P. chrysoloma:


    Porodaedalea chrysoloma syn. Phellinus chrysoloma | Pilzseite


    LG Rudi

    aktuell vor dem APR21: 8 Punkte... Eintritt: 8-5= 3 Punkte - inzwischen durch Stummmalus 3-5= -2 Punkte

    Platz12 : +4P, Segmentwette: +4P, Pltzierungswette: +10P= 16 Chips

    wp.markones.de

  • @Pablo, der Text ist natürlich litauisch. In der Übersetzung versuche ich halbwegs dem Original zu folgen, aber nein, die Aussage ist ganz eindeutig P. chrysoloma ist (als Braunfäuleauslöser an Fichte) viel häufiger als F. pinicola (in dieser Eigenschaft). Ob diese Aussage im Detail richtig ist, ist natürlich eine andere Frage, aber allgemein habe ich keinen Grund das Buch und die Autoren an sich anzuzweifeln.


    rudi, danke. Ist im Vergleich zumindest kein Ausschließungskriterium. Wie gesagt, ich belasse es bei dem Arbeitstitel cf. chrysoloma und gehe davon aus, den in der nächsten Saison detaillierter unter die Lupe zu bekommen.


    LG, Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Ach du liebe Zeit...

    Ja natürlich steht das so im Text. Da hat mir aber mein Gehirn beim Lesen sehr erfolgreich vorgegaukelt, daß es anders rum wäre. :gplemplem:

    Ok, dann ist das vielleicht bei euch andersrum als in Deutschland, und Phellinus chrysoloma dort eien häufigere Art. Du kannst ja mal selbst drauf achten, auch wenn solche Verbreitungen je nach Gebiet variieren können.



    LG, Pablo.

  • Hallo Bernd und Pablo,


    eurer Diskussion kann ich in soweit nicht folgen, da die Phellinus s.l. - Arten Weißfäuleerzeuger sind.

    In Estland ist nach einer Arbeit von Erast Parmasto von 2004 "Distribution maps of Estonian fungi" Fomitopsis pinicola 644 mal beobachtet worden und Phellinus chrysoloma105 mal. Die Relation der Verbreitung stimmt also auch in den Baltischen Staaten.


    LG

    Frank

  • Hallo Frank, bei Ph. chrysoloma heißt die Fäule in wörtlicher Übersetzung in dem Buch "Bunte Fäule des zentralen Bereichs des Fichtenstamms" (würde ich nicht auf die Idee kommen, dass als "Weißfäule" zu übersetzen), allerdings ohne den wissenschaftlichen Namen der Krankheit anzugeben, wissenschaftliche Namen werden nur bei den Pilzen genannt. Ich kann mir vorstellen, dass auch die von dir zitierte estnische Arbeit primär aus mykologischer Perspektive erfolgte und hauptsächlich auf Fruchtkörper rekursiert. Während die Zählweise in dem forstwirtschaftlichen Buch vielleicht (Angaben zur Methodik habe ich nicht gefunden) sich an der Anzahl der wegen oder mit diesem Pilz gefällten Baumstämme orientiert. Es ist, glaube ich, kein Geheimnis, dass ein Fortswirtschaftler den Wald mit anderen Augen sieht als ein Biologe.


    LG, Bernd

  • Hallo Frank, ja, vermutlich in der Art, denn einen Rundholzbeauftragten interessiert es herzlich wenig, was da an Pilzen an Stubben wächst. Aus dieser Sicht reicht es wohl, wenn ein Pilz aggressiver ist und mehr Schaden an Rundholz verursacht, um ihn als häufiger anzusehen.

    Wobei in dem Buch auch komplexere ökologische Sachverhalte geschildert werden, etwa, dass es bei Erstpflanzung von Kiefern auf vorherigem landwirtschaftlichem Boden in der Regel ab 30...50 Jahren zu gehäufter Wurzelfäule kommt, weil sich die für Wald typische Bodenfauna/funga/flora noch nicht gebildet hat.

    Ich habe direkt am Hof ein Stück Wald, überwiegend Fichte, im offiziellen Waldverzeichnis glaube ich aktuell als Altersgruppe 80 Jahre eingetragen. In diesen 2,5 ha gibt es nicht einen FomPin an Fichte, obwohl aktuell einige am Absterben sind und es ausreichend Totholz verschiedenen Alters gibt.

    Z.B. diesen Stubben vom Januar, finales KO durch Borkenkäfer Ips typographus, wobei klar ist, dass der Baum durch die Fäule geschwächt war (welcher Pilz weiß ich nicht, da kein Frk., vermutlich aber 'ne Wurzelfäule) und ohnehin nicht mehr lange hatte. Und dann könnte man noch überlegen, woher die Fäule, da wäre dann etwa der Bau einer Straße in den 1980 Jahren zu nennen, der durch den Wald einen 10 m tiefen Graben getrieben hat und natürlich die Wasserversorgung beeinträchtigte.

    von heute:

    Spechtbaum, etwa 10 Jahre tot, nur Trichaptum abietinum, sonst sehe ich da nichts


    LG, Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Danke an Ffank für den Hinweis zum Fäuletyp bei Phellinus s.l., das hatte ich tatsächlich gar incht auf dem Schirm. :thumbup:
    Das Problem könnte sein, daß es gar nicht möglich ist, vom Fäuletyp her auf eine bestimmte Pilzart zu schließen. Es gibt ja eine ganze Reihe von Schwächeparasiten, die Braunfäule erzeugen, dann sicherlich ebensoviele unetschiedliche Arten, die Weißfäule erzeugen, und wenn in aller Regel ist mehr als eine einzige Art dafür verantwortlich, einen Baum zum Absterben zu bringen. Dann findet man auch oft eine Mischfäule vor.

    Irgendwo gab's mal eine Studie, wo Scheiben von frisch gefällten Bäumen mit Pilzbefall durchsequenziert wurden. Habe ich nicht abgespeichert, aber das war wohl recht bemerkenswert, wie viele Pilzarten da jeweils in einem absterbenden Baum aktiv waren. Sicherlich bilden die nicht alle Fruchtkörper und auch nicht alle zum gleichen Zeitpunkt, aber nur vom Fäulebild auf eine bestimmte, einzelne Pilzart zu schließen, halte ich für - sagen wir mal - etwas gewagt. :gzwinkern:

    Wobei man bei einigen Arten schon durch das Schadbild in der Gesamterscheinung / Krankheitsanzeichen einzelnder Bäume sich schon Rückschlüsse erlauben kann. Das Mycel vom FomPini bildet zB recht ausgeprägte, weiße Mycelmatten zwischen den einzelnen Braunfäulewürfeln, FomFom dagegen erzeugt bei starkem Befall an Fagus diese typisch längsrunzelige Rinde - wobei das eventuell auch andere Pilze können und sich das eben nur auf Rotbuchen bezieht.
    Allerdings kenne ich ja die erwähnte Arbeit nicht, wäre also mal interessant, wie da die Methodik der Untersuchung aussieht, also wie die Ergebnisse untermauert sind.



    Lg; Pablo.