Kleines LBM Rätsel

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.840 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    versuche mich weiter fleißig an LBMs, viel anderes spannendes gibts ja auch zur Zeit nicht wirklich. An einem kleinen Rätsel beiße ich mir gerade die Zähne aus. Weiß noch nicht mal genau, in welche Gattung der gehören mag. War jetzt schon bei Pholiotina, Coprinus und auch Psathyrella unterwegs, aber irgendetwas will immer nicht passen. Schon gar nicht bei den Arten die meinem Fund makroskopisch nahe kommen.

    Entweder sind die Sporen mit 12µm viel zu groß (Pholiotinas) oder es sollten Pileozystiden vorhanden sein (Coprinus), solche finden sich aber nicht.

    Am ehesten passend finde ich noch Psathyrella, wobei ich da zu keiner passenden Art gelange mittels dem Schlüssel bei Ludwig (oder aus Verzweiflung mit blättern - sind ja Blätterpilze, da kann man das schon mal machen).


    Aber von vorne:

    Fundort Stadtpark auf Wiese bei hoher Feuchtigkeit auf vergrabenem Holzstückchen. Buche, Linde und Kastanie in der Nähe.


    Makroskopie:

    Hut ca. 1,5cm, wie auf Bild zu sehen hellbräunlich im Zentrum, zum Rand blass, bis zur Hälfte deutlich durchscheinend gerieft. Stark hygrophan (ausgrauend).

    Lamellen weiß, Flächen schon leicht dunkelnd (man konnte direkt erkennen, das dies kein Weißsporer ist), leicht ausgerundet angewachsen.

    Stiel hellbräunlich-glasig, zur Spitze leicht heller, wie auf dem Bild zu sehen auf Holz




    Mikroskopie:

    Sporen ca. 12x6,5µm (mehrere am Okular ausgemessen), dunkelbraun ellipsoid, deutlicher Keimporus bis 2µm

    Hohe Anzahl an Cheilozystiden, lageniform, teils deutlich bauchig, nach oben eher leicht zuspitzend (aber nicht spitz, siehe Bilder) oder zylindrisch mit abgerundeter Spitze. Auch zahlreiche Pleurozystiden, in Form Cheilos ähnlich, tw. etwas schlanker wirkend.

    Basidien 4-sporig


    Sporen in 65% Schwefelsäure (nach lila) ausblassend? Sehr schwierig, Basidien und Basidiolen schlagen auf jeden Fall lila um. Sporen zeigen sich zumindest teilweise entfärbt (wobei auch ohne H2SO4 einige Sporen eher hyalin wirken). Einige Sporen bleiben auch in H2SO4 dunkelbraun (siehe Bilder) ... ob das dann die für Psathyrella typische Entfärbereaktion ist?


    HDS mit kugeligen Zellen ohne Pileozystiden


    (Lamellen-)trama deutlich irregulär (da lese ich häufig reguläre Trama bei den Gattungen, das war sie hier definitiv nicht), ohne erkennbare Schnallen


    Stiel ohne Kaulozystiden, Hyphen ohne Schnallen


    Cheilozystiden Fotos



    Pleurozystiden und Basidie



    HDS




    Trama



    Sporen in H2O



    Sporen in H2SO4



    Mikroskopisch besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu P. microrrhiza, den ich letzte Woche vorgestellt hatte und auch an ähnlicher Stelle nicht weit entfernt gefunden hatte. Insbesondere die Sporen als auch zahlreichen engstehenden Cheilos überschneiden sich.

    Aber sonst sieht der Pilz insbesondere makroskopisch schon ganz anders aus, von den Farben, ohne Velum, mit helleren Lamellen. Und "reichlich Schnallen" lassen sich auch nicht finden.


    Von daher: über Anregungen, Vorschläge, Ideen u.ä. eurerseits würde ich mich sehr freuen.


    Herzliche Grüße

    Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    das ist mit großer Sicherheit eine Psathyrella. Conocybe lässt sich zu 100% ausschließen, da ist die Zystidenform und auch die Sporenpulverfarbe ganz anders.

    Jetzt gehen die Probleme aber erst los, denn Psathyrella ist eine der schwierigsten Gattungen. Andreas Melzer ist, soweit ich weiß, Psathyrella-Spezialist und hat auch eine sehr gute Psathyrella-Website, vielleicht kannst du die mal suchen?

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,

    Die Seite existiert nicht mehr.

    Ich glaube , Andreas ist da mit dem Urheberrecht kollidiert.

    War ja vieles auch kopiert.

    Für die kleinen Braunen war es aber die beste Seite.

    Grüße

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo, danke für den Hinweis,


    Das die Seite nicht existiert habe ich auch gerade festgestellt. Schade. Klang sehr gut. Aber ich habe den Psathyrella Schlüssel von ihm gefunden. 2012 aktualisiert. Den schaue ich mir nachher mal genauer an.


    Beste Grüße

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Tatsächlich wurde die Seite von Andreas Melzer ("vielepilze.de") wurde vom Netz genommen, weil Andreas aus gesundheitlichen Gründen aus der Forschung ausgestiegen ist, und die Seite nicht mehr pflegen konnte.
    Hat also nichts mit den Bildern, Tafeln und Texten zu tun, die er verwendet hat, die waren alle "legit", also entweder ohnehin freigegeben (Originaltafeln längst verstorbener Autoren / Pilzforscher), von den Bildautoren direkt gestiftet (zB auch von mir, ging alles mit Anfrage und Erlaubnis) oder eben eigenes Material von Andreas.
    Daß er nicht mehr weiter arbeiten kann, ist natürlich für alle Dunkelsporerfreunde ein großer Verlust, aber zumindest die Schlüssel sind noch verfügbar. Neulich gab's einen >kleinen Wettbewerb, wer den letzten Stand hochläd<.

    Auch erfreulich: Die jahrelange, intensive Arbeit von Andreas hat unter kräftiger Mitarbeit von Dieter Wächter auch noch einen Abschluss gefunden, der vor kurzem erst publiziert wurde. Das kostet ein bisschen, ist aber auch extrem umfangreich, und angesichts desen, was die Autoren investiert haben, auch gerechtfertigt.
    >Link<



    LG; Pablo.

  • So, ich habe mir alles nochmal angeschaut:


    Sporen nochmals genau ausgemessen, dass passt zu dem, was ich am Okular gemessen habe:



    Ansonsten lande ich im Schlüssel nach Andreas Melzer ziemlich sicher im Teilschlüssel C. Dort kommt es an einer bestimmten Stelle darauf an, ob Auflagerungen zu erkennen sind, die in Ammoniak grün färben. Hier bin ich mir unschlüssig. Auflagerung sind mir teils gestern schon aufgefallen. Vgl. auch die Bilder der Cheilozystiden und Pleurozystiden von gestern.


    In Ammoniak zeigen sich am Präparat heute auch zahlreiche Aufflagerungen, teilweise schwimmen die aber auch frei überall herum. Stellt sich mir die Frage, was es genau mit den Auflagerungen auf sich hat, ob die sich mit der Zeit ablösen, so wie man das ja auch von anderen Inkrustinationen kennt.


    Jedenfalls hier nochmals aktuelle Bilder mit grünen Auflagerungen in Ammoniak. Nebenbei fällt in Ammoniak auch die grüne Färbung der Ölkerne der Sporen auf. Leider kein Unterscheidungsmerkmal, das irgendwo beschrieben steht.



    Muss man in voller Auflösung gucken.


    Wenn ich das als in Ammoniak anfärbbare Auflagerung ernst nehme lande ich bei bei Psathyrella supernula oder P.jacobssonii. Letzterer Passt noch besser von den Sporenmaßen. Einen besonderen Geruch hatte ich auch nicht festgestellt, muss aber zugeben, dass ich den nachlässigerweise auch nicht gezielt erhoben habe. Heute riecht da jedenfalls nix.

    Insgesamt passen beide Arten aber makroskopisch nicht so gut, obgleich auch wenig Vergleichsbilder im Netz zu finden sind und diese ebenso erheblich variieren (ob das immer alles richtig bestimmt ist, was da gezeigt wird?).


    Nehme ich diese Auflagerungen als Artefakt lande ich im Teilschlüssel F und dort ab Nummern 24. Da passt dann aber leider auch immer irgendein Detail nicht wirklich. Wenn auch Sporen und Zystiden zu den dortigen Beschreibungen der folgenden Arten passen, ist es insbesondere die rosa Verfärbung nach trocknen, die viele der Arten aufweisen, die ich aber hier definitiv nicht beobachten konnte. Auch rosaliche Unterlegungen der Schneiden konnte ich nicht feststellen. bei denen ohne Färbung passen dann Cheiloformen oder Breite der Sporen nicht.


    Es bleibt also beim Rätsel ...


    Beste Grüße

    Sebastian