Schwarzer Rindenpilz - Bitte um Bestimmungshilfe

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.075 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Erich T.

  • Liebe Forums Kollegen,

    Wieder wende ich mich mit einem Pilz an euch, bei dem ich ziemlich überfordert bin. Diesen Rindenpilz fand ich auf einem kleinen Ahornast (DM ca 6 mm). Der kegelige Fruchtkörper ist schwarz und besitzt eine körnige Oberfläche.


    Bild 1: Ast

    40148837nf.jpg


    Bild 2: ein Querschnitt durch die abgeschälte Rinde des Astes

    40148894se.jpg


    Bild 3:Detail aus Bild 2 mit Kongorot

    40148840rw.jpg


    Bild 4: Detail aus Bild3

    40148847bz.jpg


    Bild 5: Konidien (7,3-7,7x4,4x5,2µm) (44,0-44,9x15-16µm)in Melzer (Lugol steht mir derzeit nicht zur Verfügung)

    40148850rk.jpg


    Bild 6: Konidien in Kongorot

    40148854dw.jpg


    Meine unbeholfenen Versuche führten mich zu Eutypa sp. oder ähnlichem, das ist aber sehr spekulativ.

    Vielleicht kann mir jemand anhand dieser Angaben bei der Bestimmung weiterhelfen.


    Vielen Dank im Voraus und allen ein schönes Weihnachtsfest

    Erich

  • Hallo Erich,


    ich vermute, dass es sich um Stegonsporium pyriforme handelt, die Anamorphe von Prosthecium pyriforme.

    Die Sporen sollten allerdings deutlich größer sein, als von Dir bei Bild 5 angegeben.

    Nach Ellis & Ellis 35-42 x 17-20 µm. Ähnliche Maße nennen auch Voglmayr & Jaklitsch "Prosthecium species with Stegonsporium anamorphs on Acer".

    Wenn man den 10 µm-Maßstab zugrunde legt, könnte das ganz gut passen.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,

    ich glaube meine Angabe sind etwas unkorrekt. Ich habe als Sporen die 8 inneren Partikel bezeichnet (und in Bild 5 falsche Größenangabe). Die von mir als Konidien bezeichneten Teile sind tatsächlich 44,0-44,9x15-16µm . Das könnte also wirklich hinkommen.

    Danke für deine fachkundige Korrektur. Bewundernswert, dass du trotz meiner fehlerhaften Angaben so schnell auf ein Ergebnis kommst.


    Liebe Grüße

    Erich

  • Bewundernswert, dass du trotz meiner fehlerhaften Angaben so schnell auf ein Ergebnis kommst.

    Ob das Ergebnis stimmt, ist natürlich nicht sicher.

    Allerdings kenne ich die Art dank einiger Eigenfunde recht gut, und wusste gleich, wo ich nachschlagen konnte.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Erich,


    zunächst erst Mal Hochachtung vor deinen Präparierkünsten. ==Gnolm8 Den dünnen Querschnitt durch den Acervulus muss man erst Mal so hinbekommen.


    Zu dem Pilz hat ja Nobi schon eine gute Idee gehabt. Wenn du zu dem Formenkreis gute Literaturempfehlungen haben möchtest, dann kann ich dir neben dem Ellis auch noch den "Sutton" (The Coelomycetes) empfehlen. Das ist immer noch das Standardwerk für anamorphe Pilze, die Acervuli und Pycnidien ausbilden. Leider wird das Buch zu astronomischen Preisen gehandelt, die einen regulären Kauf einfach nicht rechtfertigen; nicht zu dem Preis von über 800€. ==Gnolm21


    Ansonsten ist der Begriff "Rindenpilz" an der Stelle etwas unpassend, denn eigentlich werden damit Pilze (Basidiomyceten) genannt, die flächig auf Holz wachsen und eben keine Acervuli oder Pycnidien ausbilden. Das ist aber nur eine kleine Randbemerkung meinerseits.


    liebe Grüße


    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Nobi,

    vielen Dank nochmal für deinen Literaturhinweis. Damit konnte ich eine Eingrenzung auf Stegonsporium galeata und pyriformis erzielen. Aufgrund der Konidiengröße und -form und der Stärke der hyalinen Hülle, halte ich die Art für Stegonsporium pyriformis. Hätte vorher nicht gedacht, dass ich bei der Bestimmung so weit komme.


    Hallo Stefan,

    danke für dein Lob, der Schnitt war aber gar nicht so schwierig. Ich habe einfach die Rinde des sehr kleinen Astes tangential abgeschnitten und dieses Stück dann mit einer Rasierklinge so fein wie möglich per Hand geschnitten.

    Dein Literaturhinweis ist sehr interessant, aber liegt außerhalb meines Budgets für Bücher. Werde aber das Werk im Hinterkopf behalten, vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit ein Schnäppchen zu ergattern.

    Besonders dein Hinweis auf die unrichtige Bezeichnung "Rindenpilz" ist mir sehr wichtig. Gibt es einen deutschen Begriff für diese Gruppe von Pilzen? Einfach Anamorphe scheint mir zu wenig, da dies ja nur eine Bezeichnung einer Entwicklungsform zur asexuellen Fortpflanzung eines Pilzes ist


    Liebe Grüße

    Erich.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    du kannst den Begriff "Coelomyceten" nehmen. Der hat allerdings keine taxonomische Relevanz mehr, da viele Pilze aus unterschiedlichen Familien/Verwandtschaftskreisen Pycnidien und Acervuli bilden, aber als Begriff für die Formgruppe ist der durchaus noch gebräuchlich. Einen richtigen deutschen Namen für solche Pilze kenne ich nicht; ist auch nicht so wichtig, denn Pilzfreunde, die deutsche Namen bevorzugen, steigen erfahrungsgemäß nicht so tief in die Mykologie ein.


    l.g.

    Stefan

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  • Hallo,

    Coelo- leitet sich ab von altgriechisch koilos 'hohl'. In der Botanik hat man das z.B. in der Gattung Coeloglossum 'Hohlzunge', die allerdings mitlerweile in Dactylorhiza 'Fingerwurz' inkorporiert wurde, wenigstens die heimische Art C. viride. Ungeachtet dessen, dass die Verwendung der wissenschaftlichen Begriffe zu bevorzugen ist, halte ich es für sinnvoll, deren Bedeutung zu kennen. Zum Einen, weil man sich die Begriffe dann leichter merken kann und zum Zweiten, da oft genug auch reale Eigenschaften beschrieben sind.

    Dass etwas keine taxonomidsche Relevanz hat, dürfte ja kein Hindernis sein. Begriffe wie "Baum", "Kraut" haben auch keine taxonomische Relevanz.

    Mit etwas winterlichen Grüßen, Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich gebe dir vollkommen recht. Ich finde auch, dass die wissenschaftlichen Bezeichnungen unentbehrlich sind, wenn man sich näher mit einer Organismengruppe beschäftigen will. Auch wenn dies nicht immer einfach und eindeutig ist - siehe Diskussionen über Artabgrenzungen, botanische Hybriden, etc. Ein besseres Instrument wurde bisher einfach nicht gefunden. Und auch der Terminus Coelomyceten ist dafür ein gutes Beispiel.

    Bis vor einigen Jahren war es, zumindest in der Botanik, auch üblich neue Artbeschreibungen in Latein zu verfassen. Die gewählten Namen bezogen sich natürlich meist auf Eigenschaften der Pflanzen, wie von dir beschrieben.

    Mir war die taxonomische Stellung dieses Pilzes einfach nicht klar, deshalb meine etwas laienhafte Frage.


    Mit etwas neidischen, wenig winterlichen Grüßen aus dem Alpenvorland

    Erich