Irpiciporus pachyodon (Breitstacheliger Schwammporling)

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.234 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde,


    dieses Exemplar habe ich heute an einem liegenden Buchenast (ca. 10 cm dick) gefunden. Leider im Dämmerlicht und nur mit Handykamera bewaffnet, aber ich werde den Fundort morgen nochmal unter besseren Umständen aufsuchen. Ich dachte zuerst an einen jungen Stachelseitling (Creolophus cirrhatus), allerdings bin ich wegen der doch recht resupinaten Wuchsweise schnell auf Dentipellis fragilis (Zahnhaut) gestoßen. Aber darf der solche Hütchen ausbilden (bis ca. 2 cm abstehend)? Gibt es noch etwas Anderes Weiches und Weißes mit solch langen Stacheln (1—2 cm)?

    Wie kann ich die unterscheiden? Ich habe ein kleines Stück mitgenommen, was hoffentlich aussport. Die Sporengröße müsste sich ja etwas unterscheiden, oder? Sulfovanillin besitze ich leider nicht.

    Beorn Pablo, du kennst die Art doch, oder?


    Danke und viele Grüße, Emil


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    Ich denke, das ist Spongipellis pachyodon.
    Makroskopisch würde das jedenfalls am meisten Sinn machen, wenn du mikroskopisch reinlinsen willst zur Absicherung, müsste das so aussehen:






    LG; Pablo.

  • EmilS

    Hat den Titel des Themas von „Stachelpilz, Dentipellis oder Creolophus?“ zu „Irpiciporus pachyodon (Breitstacheliger Schwammporling)“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Servus, Emil!


    Jou, und mit ein wenig Funderfahrung ist das durchaus eine Art, die man auch im Feld schon makroskopisch sicher ansprechen kann. :thumbup:
    Aber was mich ja jetzt brennend interessiert:
    Irpiciporus? Woher und Warum dieser Gattungsname?
    Gibt's da eine Veröffentlichung, die mir entgangen ist, und wird da eine Ausgliederung aus Spongipellis auch genetisch und morphologisch sinnvoll begründet?



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    wenn ich des wüsste... Ich suche oft nach den entsprechenden Studien. Manchmal finde ich sie, manchmal nicht. Hier sind sich Mycobank und Index Fungorum einig, was natürlich nichts heißt.


    Das Problem ist, dass die Datenbanken immer auf ältere Studien verweisen, wo der Name das erste Mal verwendet wurde, und nicht auf die neuen, die eine Rück-Umkombinierung vornehmen (und wo sie die Rechtmäßigkeit ableiten, wieder einen älteren Namen zu verwenden). Eine Lösung für dieses Problem habe ich noch nicht gefunden.


    Viele Grüße,

    Emil

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    Also IF und MB, soso. :gzwinkern:

    Gut dann warte ich mal, bis ich den Rivoire habe, mal gucken welchen Namen der da vorschlägt, wenn er den denn mit drin hat.
    Bis dahin halte ich mich mal lieber an PD, da ist es auch nach wie vor Spongipellis, und da Frank Dämmrich da bei den Porlingen ein Auge auf die Taxonomie hat, würde ich dem schon recht viel Vertrauen entgegenbringen.



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,


    mein Bemühen, in der Nomenklatur und Taxonomie einigermaßen aktuell zu sein, wird durch die inflationäre Geschwindigkeit der Namensänderungen oft ausgebremst. Neue Namen übernehme ich dann auch oft erst, nach dem sie sich etabliert haben.

    Bei Spongipellis pachyodon (Pers.) Kotl. & Pouzar 1965 ist es allerdings so, dass dieser Name zur Zeit in allen Standardwerken der Literatur verwendet wird. Nur Index fungorum und Mycobank benutzen Irpiciporus pachyodon (Pers.) Kotl. & Pouzar 1957, warum? Es gibt einige ältere Namen als Irpicoporus, sodass diese Grundsatz nicht zur Anwendung kommt. Der "neueste" Name dieser Art ist Sarcodontia pachyodon (Pers.) Spirin 2001, da der Gattungsname Sarcodontia (Schulzer 1866) älter ist als Irpicoporus (Murrill 1905) und älter als Spongipellis (Pat. 1887), müsste Sarcodontia Vorrang haben!? Vielleicht schmeißt die Genetik in Zukunft nochmal was durcheinander.


    Euch allen einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Jahr!

    Frank

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Im Endeffekt ist das ja auch lediglich "Namenskosmetik".

    Das Entscheidende ist eben, daß es Spezialisten gibt, die immerhin nachvollziehen können, ob eine Gattungsdiagnose nun ünberhaupt zu einer Art passst oder die Kombination sinnlos wäre. Oder: Die nachvollziehen können, ob ein Synonym tatsächlich ein Synonym ist, oder die Verbindung nicht hergestellt werden kann, weil zB eine Beschreibung unvollständig und ein Typusbeleg fehlend ist, und darum ein Taxon mit einem anderen nicht synonymisiert werden kann.
    Die Pfleger von so umfangreichen Datenbanken wie MB oder IF können das nicht leisten. Es wäre angesichts der Menge der Taxa und Neukombinationen unrealistisch.

    Darum schaue ich lieber, was Spezialisten in ihren aktuellen Werken an Kombinationen und an Synonymen vorschlagen. Welches Synonym man dann verwendet, ist nicht wichtig - und es muss auch nicht immer die aktuellste Gattungseinordnung sein, wenn andere, ältere Benennungen auch taxonomisch einwandfrei also richtig sind.
    Dafür braucht's halt die Spezialisten, die wenigsten einigermaßen regelmäßig den aktuellen Veröffentlichungen auch inhaltlich folgen können.
    In dem Fall eben Frank und Bernhard Rivoire und Annarosa Bernicchia und weitere wie Leif Ryvarden - der allerdings in seinem letzten Buch ja eher weiter gefasste Gattungsbegriffe verwendet hat, was aber eben morphologisch begründet ist, in einem Werk, wo es darum geht, die einzelnen Arten einigermaßen bestimmbar zu machen.



    LG Pablo.