Welche Borstentramete?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.088 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von EmilS.

  • Liebe Pilzfreunde,


    mangels Erfahrung mit den Borstentrameten bin ich unschlüssig, wie ich diesen Fund hier einordnen soll. Die Pilze sind mit Wasser vollgesaugt und vielleicht etwas frostgeschädigt, wobei sie eigentlich noch recht gut aussehen.


    Mein Problem ist, dass sowohl Trama als auch Verfärbung mit KOH für mich nicht eindeutig wären, jedenfalls ein Zwischending zwischen denen in den Portraits hier im Forum. Ihr könnt da bestimmt helfen.


    Die Fotos sind mal wieder (vorerst) Handyschnappschüsse und die Schnittbilder bei Kunstlicht, aber mit Erfahrung kann man da bestimmt was erkennen.


    Generell haben die Pilze recht viele Orangetöne, mit der striegeligen Oberfläche und dem trametigen Habitus fällt mir aber nichts Anderes ein.


    Die Trama ist schon recht hell in meinen Augen, ocker holzfarben.


    Mit 20% KOH sofort zu Braun umschlagend, aber schwärzlich...?


    Ich bin mir also jetzt unsicher, ob es Coriolopsis gallica oder Coriolopsis trogii ist.


    Und dazu noch die Frage: Stehen die inzwischen bei Trametes oder bei Coriolopsis?

    Viele Grüße,

    Emil

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    Ja, das wäre hier auch mein erster Gedanke. >Siehe hier<.

    Wenn du die Möglichkeit hast reinzulinsen, dann schau die mal die Hyphen und die Sporen an.

    Ein wenig untypisch in der Wuchsweise und Habitus wäre die Kollektion schon, aber das ist durchaus noch im Rahmen. So auch die Farbverläufe, das kann eben wie von dir schon vermutet an den Witterungseinflüssen liegen.



    LG; Pablo.

  • Hallo,


    Danke für eure Hinweise. Wie erkenne ich denn ein dimitisches Hyphensystem? Ich erkenne hier zum Beispiel nur ein Gewirr ziemlich gleich aussehender Hyphen (du schreibst „deutlich dimitisch“). Geschweige denn, dass ich ein trimitisches Hyphensystem bei Coriolopsis spec. erkennen würde... Und guckt man da in der Trama oder in der Porenschicht oder ist das egal? Und mit Baumwollblau, KOH, Kongorot, Wasser?

    Wenn die Hyphen für mich nicht eindeutig interpretierbar sind, sollte ja auch eigentlich Sporengröße und -form eindeutig sein, wenn ich da was finde.


    Viele Grüße, Emil

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    Du hast schon recht: So einfach ist das nicht. Dimitisch meint, daß es neben den generativen Hyphen (die können dünnwandig aber auch dickwandig sein) auch Skeletthyphen gibt. Trimitisch meint, daß es neben generativen Hyphen und Skeletthyphen auch noch Bindehyphen gibt (von denen es auch noch mal mehrere Typen gibt).

    Echte Skeletthyphen sind durchgehend unseptiert, aber auch dickwandige generative Hyphen können mal recht lange Abschnitte ohne Septen bilden. Das dann zu erkennen, ist schon auch Erfahrungssache, und gerade auf Bildern nicht einfach nachzuvollziehen.

    Skeletthyphen können entweder nur im Kontext (Hutfleisch) oder in der Trama (Röhrenfleisch) zu finden sein, oft aber in beiden Strukturen. Manchmal ist das bestimmungsrelevant: Tyromyces chioneus hat zB nur in der Trama echte Skeletthyphen (Trama dimitisch), der Kontext ist dagegen monomitisch. Was ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zB gegenüber Postia tephroleuca wäre. Cartilosoma - Arten haben normalerweise nur im Kontext Skeletthyphen, die Röhrentrama ist dagegen (weitestgehend) monomitisch.


    Mittel zum Anfärben benutze ich bei Porlingen eher selten, Kongorot ist aber schon hilfreich, gerade wenn ich auch Fotos von den Mikromerkmalen machen will. Medium der Wahl ist aber KOH3%. Baumwollblau kann manchmal hilfreich sein, weil es Arten mit cyanophilen Hyphen (oder Basidien, oder Sporen) gibt. Melzer ist sehr wichtig, weil nicht nur Sporen, sondern auch Skeletthyphen bei manchen Porlingen amyloid (zB Cinereomyces lindbladii, Antrodia xantha) oder dextrinoid (Heterobasidion) sein können.



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,


    ich habe ganz vergessen, mich hier zurückzumelden. Ich habe mir aus Zeitgründen nur die Sporen angeschaut, aber die waren deutlich allantoid und im Schnitt 6,5 x 2,5 µm groß, allerdings mit recht großer Varianz der Länge und Variabilität der Form.

    Die Pilze wachsen immer noch großflächig am Standort. Ich werde den Stamm weiter beobachten. Vielleicht kommen ja noch mal frische nach.
    Danke auch Pablo für die Ausführungen zur Mikroskopie.


    Viele Grüße,

    Emil


    & als „Dankeschön“ hier noch ein Fund von Sarcoscypha jurana von diesem Jahr. An dem Standort habe ich übrigens auch eindeutige Coriolopsis gallica gefunden.