verdorbene Pilze, warum so gefährlich/tödlich?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.308 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Käpt'n Chaos.

  • Hallo, mein Pilz-Lehrer hat - wenn ich es richtig zusammenbekomme - sowas gesagt wie "die meisten Unfälle~Tote nach Pilzverzehr passieren nicht durch giftige Pilze sondern verdorbene Pilze". Das ist mir hängengeblieben, weil ich mich gefragt habe: warum sind verdorbene Pilze so gefährlich, wenn ich eine Scheibe verschimmeltes Brot esse, sterbe ich doch auch nicht gleich daran? Gibt es da irgendeinen biologischen Hintergrund?

  • Hallo Rumpel,

    Da Pilze zu grossen Teilen aus Eiweiß bestehen , ist es genauso wie bei vergammeltem Fleisch.

    Es entsteht ein Bakterienbefall welcher im schlimmsten Fall das Botulinus - Toxin entstehen lässt.

    Eines der tödlichsten bekannten Gifte , es entstehen aber auch andere.

    Bei Brot , welches nur einen geringen Eiweißgehalt hat , ist dies nicht der Fall.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo,


    so wie ich es weiß, werden die meisten Pilzvergiftungen (unechte Pilzvergiftung) von vergammelten Pilzen ausgelöst. Ob es dabei auch zu Todesfällen kommen kann, entzieht sich meiner Kenntnis.


    VG Jörg

  • Hallo,

    naja, Tote würde ich nicht gleich sagen, aber wohl sehr viele "unechte" Pilzvergiftungen. Mehr wahrscheinlich, als durch den Verzehr wirklich gifthaltiger Pilze. Da viel Eiweiß in den Fruchtkörpern ist, kann dieses verderben. Und das tut Eiweiß nunmal sehr schnell, also zB beim Sammeln in den beliebten Plastikbeuteln bei warmen Wetter, durch das Quetschen im Sammelbehältnis etc. Außerdem können Pilze mit Bakterien, Fungiziden, Pestiziden, Herbiziden, Schimmel etc "befallen" / kontaminiert sein,zB, wenn du auf einer Wiese, Feld, Straßenrand etc sammelst. Staphylokokken können Brechdurchfälle auslösen und so weiter und so weiter. Es kommt also darauf an WO und WIE du sammelst. Die häufigsten Symptome, die ich kenne, sind wirklich Brechdurchfälle, Bauchschmerzen, Koliken etc. Dazu kommt dann noch die Angst, man könnte wirklich einen toxischen Pilz gegessen haben - und schon landet man im KH. Von Todesfällen ist mir in meinem Umkreis nichts bekannt, aber natürlich könnte es zu solchen kommen (ist sicher auch schon irgendwo), wenn man zB Vorerkrankt ist, durch das Erbrechen zu viel Flüssigkeit/Elektrolyte verliert und dadurch der Kreislauf zusammenbricht....

    Nur mal so als Beispiele, den anderen fällt dazu sicher noch mehr ein.

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

  • Ob es am Eiweiß liegt, kann ich nicht sagen.

    Aber als Hobbybrotbäcker weiß ich, dass Mehl 2 bis 3 mal so viel Eiweiß hat wie Pilze.


    Gruß

    Anton

  • Hallo rumpel,


    da die Anzahl der tödlichen Pilzvergiftungen insgesamt nicht spektakulär ist, halte ich nicht sehr viel von dieser Aussage. Für Sachsen-Anhalt gibt für den Zeitraum von 1971 bis 2012 gerade 118 Todesfälle. Die meisten durch den grünen Knollenblätterpilz.


    Es geht wohl um Pilzvergiftungen allgemein durch Gammelpilze. Da dürfte diese Aussage durchaus stimmen.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo Anton ,

    Aus WIKI :

    Weichweizenmehl besteht aus ca. 59–72 % Kohlenhydraten (Stärke und Schleimstoffe, darunter 2,4–7 % Ballaststoffe), 14–15 % Wasser, 10–12 % Proteinen (davon wiederum 80 % Klebereiweiß Gluten und 20 % lösliche Eiweiße), 0,9–2,3 % Fett und 0,4–1,7 % Mineralsalzen.


    Die Trockenmasse von Pilzen besteht zu 40-45% aus Eiweiß. das ist also 4 mal so viel.

    Gruß

    Norbert

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    bei den giftigen Verbindugnen, die durch Eiweißabbau in den Pilzen entstehen, handelt es sich um biogene Amine. Botulinum-Toxin ist da nicht zu erwarten, da Chlostridien nur im anaeroben Milieu vermehren/leben können.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Wenn du das sagst , wird es wohl stimmen.

    Ich bin (war) ja mehr in der Farbstoff-Chemie unterwegs - und was ich schon alles wieder vergessen habe.

    Auf jeden Fall sind die vergammelnden Eiweiße das Problem.

    Gruß

    Norbert

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  • Aha, das Eisweiss ist es, verstehe. Und so wie ich es verstehe ist auch ein Grund, daß Mikroben aus der Wildnis nochmal was andres sind als Küchenmikroben. OK, in der Küche gibt es auch fiese Pathogene, aber die Wildnis ist da wohl noch mehr "Überraschungstüte".

  • Aha, das Eisweiss ist es, verstehe. Und so wie ich es verstehe ist auch ein Grund, daß Mikroben aus der Wildnis nochmal was andres sind als Küchenmikroben. OK, in der Küche gibt es auch fiese Pathogene, aber die Wildnis ist da wohl noch mehr "Überraschungstüte".

    Da kann ich Dir nicht zustimmen. Es hat nichts damit zu tun, dass "Wildnis-Erreger" gefährlicher sind, als Küchen"erreger". Ein Schimmelpilz ist genauso gefährlich/ krankheitserregend in gekauften Lebensmitteln wie auch in selber gesammelten. Doch tun sich viele Sammler schwerer, die selbst "erlegte" Beute genauso kritisch zu betrachten wie gekaufte aus dem Supermarkt. Ich habe schon öfter Sammler in der Beratung gehabt die auf Teufel komm raus ihre mit Goldschimmel befallenen Pilze noch essen wollten - weil - "die hab ich ja selbst gefunden!" - aber sollten sich solche Exemplare im Supermarktkauf befinden, gleich die ganze Packung wegwerfen würden.

    Warum das so ist, kann ich nicht beantworten. Und, wie ich schon erwähnte, betrifft es nicht nur das verdorbene Eiweiß. Man ist stolz, etwas eigenes gefunden zu haben - "mein Schatz" um frei aus Herr der Ringe zu zitieren... und den gibt man ungern wieder her. Da werden mir die Herren und Frauen PSV hier recht geben können, oft redet man sich da den Mund fusselig, um zu erklären, dass ein verdorbener Pilz genau solche Magen Darm Beschwerden hervorrufen kann.

    Für weiterführende Lektüre empfehle ich Dir hier das Buch : "Giftpilze" von René Flammer. Da stehen auch alle Syndrome, Giftpilze etc weiter aufgeführt drin.

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

    • Offizieller Beitrag

    Aha, das Eisweiss ist es, verstehe. Und so wie ich es verstehe ist auch ein Grund, daß Mikroben aus der Wildnis nochmal was andres sind als Küchenmikroben. OK, in der Küche gibt es auch fiese Pathogene, aber die Wildnis ist da wohl noch mehr "Überraschungstüte".

    Hi,


    so etwas wie "Küchenmikroben" und "Wildmikroben" gibt es nicht. In der Mikrobiologie läuft alles etwas anders. In der "Küche" und im freien kommen tendenziell die gleichen Lebewesen vor. Auch bei den Lebensmittelverderbern/gefährliche Mikroben sind diese schon meist in den Lebensmitteln drin, bzw. werden von einem zum anderen Lebensmittel übertragen. Klassisches Beispiel dazu ist der "Geflügelsaft". Erst auf dem Schneidbrett das Hühnchen (potentielle Salmonellenquelle) zerkleinern und direkt danach auf dem gleichen Brett was anderes (ohne Zwischenreinigung); schon hast du die Kontaminatiton und wenn das 2. Schnittgut nur gering odergar nicht gegart werden soll, wirds richtig gefährlich.


    Ein 2. häufiger Weg für Kontaminationen sind Schmierinfektionen von Kot, das passiert gerne bei Noroviren etc.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • bei den giftigen Verbindugnen, die durch Eiweißabbau in den Pilzen entstehen, handelt es sich um biogene Amine.

    Die allermeisten davon - am bekanntesten sind wohl Putrescin (= 1,4-Diaminobutan) und Cadaverin (=1,5-Diaminopentan) - "stinken zwar übel nach Verwesung*", sind (mit Ausnahme von Neurin) aber eher wenig bis vernachlässigbar giftig und lösen vor allem auch nicht die typischen Symptome (Magen-Darm-Beschwerden) aus. Für letztere sind schon primär diverse bakterielle Toxine zuständig. Da gibts neben den schon erwähnten anaerob bzw. anoxisch aktiven Clostridien noch genug andere Bakterien als Erzeuger.


    Zum ersten Einlesen (ist natürlich nur ein oberflächlicher Abriss) sei auf den Wikipedia-Artikel zu Ptomain/Leichengift verwiesen.

    Leichengift – Wikipedia


    * Jaja, eigentlich andersrum - "Verwesung stinkt nach den Aminen". War Absicht ;).