QGIS für Pilzfreunde Teil 39 - Pilzfunde an Straße und Wegen

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 3.519 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bernd Miggel.

  • Willkommen in Teil 39 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!


    Dieser Beitrag entstand mit QGIS 3.16 unter Windows 10.


    Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe.


    Heutiges Ziel:

    Es sollen die Pilzfunde längs der Straße und der beiden Wege ermittelt werden.



    Verwendete QGIS-Werkzeuge

    • Linienobjekt zeichnen
    • Verkorlayer zusammenführen
    • Puffer um ein Linienobjekt erstellen
    • Messwerkzeug: Länge messen
    • Verschneidungswerkzeug
    • csv-Export
    • Beschriftung


    Die Vorgehensweise im Einzelnen


    A) Zeichnen des noch fehlenden Zugangsweges als Linienlayer

    B) Zusammenführen der drei Komponenten zu einem gemeinsamen Shapefile-Layer

    C) Erstellen eines Puffers um den gemeinsamen Shapefile-Layer

    D) Verschneiden der gesamten Pilzfunde mit dem Puffer

    E) Symbolisierung des Verschneidungs-Ergebnisses

    F) Export der Pilzfunde innerhalb des Puffers als csv-Datei

    G) Nachtrag: Beschriften der Funde im Kartenfenster



    Los geht's:


    A) Zeichnen des noch fehlenden Zugangsweges als Linienlayer


    Bild 1 zeigt die Ausgangssituation, also das Untersuchungsgebiet mit dem KBS ETR89/UTM-Zone 32N = EPSG:258332.

    Der von Süden her, d.h. von der K4325, ins Gebiet hineinreichende Zugangsweg, fehlt noch:


    In Bild 2 ist er bereits als Shapefile-Layer Zugangsweg erstellt:



    B) Zusammenführen der drei Komponenten zu einem gemeinsamen Shapefile-Layer


    In Bild 3 zeigen die Pfeile auf die zusammenzuführenden Layer: Zugangsweg, Strasse, Rundweg.


    So erreicht man den Menüpunkt Vektorlayer zusammenführen:


    Als Nächstes versieht man die entsprechenden drei Zeilen mit einem Haken und akzeptiert mit OK (Bild 5:(

    Notiz: Dass die relevanten Eingabelayer unterschiedliche KBS besitzen, spielt hier keine Rolle!


    Bilder 6 bis 8 zeigen das weitere Vorgehen. Wichtig ist hier, dass ETRS89/UTM als Ziel-KBS angegeben wird.




    Als Ergebnis ist im Layerfenster links der Vektorlayer-Eintrag strasse_wege zu erkennen:


    Als Symbolisierung (Layereigenschaften) wählen wir eine dicke, schwarze Linie.

    Die Bilder 10, 11 zeigen, wie wir die Beschriftung des Layers vornehmen. Dabei wird der Beschriftungstext als Zeichenstring in einfache Anführungszeichen gesetzt:




    C) Erstellen eines Puffers um den gemeinsamen Shapefile-Layer

    Beidseitig soll nun ein 3 m breiter Puffer um den Linienlayer strasse_wege_zusammen gezogen werden. Das Ergebnis ist ein Shapefile-Layer. Wie wir dabei vorgehen, ist anhand der Bilder 12 bis 16 nachvollziehbar:






    Der Puffer wird durch den Bereich innerhalb der doppelten roten Linie repräsentiert:


    Eine Nachkontrolle mit Hilfe des Längen-Messwerkzeugs ergibt die verlangten +- 3 m = Gesamtbreite 6 m:

  • D) Verschneiden der gesamten Pilzfunde mit dem Puffer


    Aufruf des Verschneidungs-Werkzeugs:


    Die Funde stellen den Eingabelayer, der Puffer den zu überlagernden Layer dar:


    Als Ergebnis soll ein Shapefile-Layer mit Namen funde_strasse_wege generiertwerden:


    Mit Los wird das Werkzeug gestartet:


    Im Layerfenster links wird das Ergebnis angezeigt:



    E) Symbolisierung des Verschneidungs-Ergebnisses


    Ein Doppelclick im Layerfenster auf den Ergebnis-Layer öffnet die Layereigenschaften. Hier können wir als Symbolisierung z.B. schwarze Punkte der Größe 2,4 und 100 % Deckkraft generieren:


    F) Export der Pilzfunde innerhalb des Puffers als csv-Datei


    Als Letztes exportieren wir die Funde längs der Wege und der Straße als csv-Datei.






    G) Nachtrag: Beschriftung der Funde im Kartenfenster


    Wenn man möchte, kann man die Funde im Kartenfenster noch beschriften. Hier habe ich die Artnamen der einzelnen Funde als Text vorgesehen.

    Der Text selber bekommt die Größe 8 und die Farbe schwarz und positionsmäßig null Offset zum Fundpunkt:



    Und so sieht das Endergebnis aus:


    Im folgenden Bild sind nur Puffer und zugehörige Funde ausschnittsweise zu sehen. Es ist erkennbar, dass sich die Funde ausschließlich innerhalb des Pufferbereichs befinden:




    Wichtige Notiz

    • An diesem Aufsatz (+- 3 m breiter Puffer um die Wege) erkennt man, wie wichtig es wäre, wenn genauere GPS-Empfänger zur Verfügung stünden.


    Das wär's für heute!


    Viel Erfolg beim Anschauen! :kaffee:

    Bernd




    Meine Ausrüstung vor Ort


    Android-Smartphone Moto G7 Plus mit folgenden, für die Kartierung benutzten Komponenten:

    • MeinePilze - Pilzbestimmungs-App zum Erstellen der Fundlisten etc. Die Funde sind automatisch georeferenziert.
    • Locus Map - GPS-App zur Darstellung des Kartierungsgebietes mit sämtlichen Pflanzengesellschaften, Biotopen, Tracks, Wegpunkten. Außerdem zur Erstellung von Tracks und georeferenzierten Fotos.



    Literatur


    Dierßen, B. & K. Dierßen (1984): Vegetation und Flora der Schwarzwaldmoore.‑ Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.‑Württ., 39: 1‑512

    Dierßen, K. (1990): Einführung in die Pflanzensoziologie (Vegetationskunde)

    Grossmann, A. (1985): Die Höheren Pflanzen und Moose des Bannwaldes Waldmoor-Torfstich, ihre Vergesellschaftung und ihre Standorte. In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., "Reihe Waldschutzgebiete", 3: 29-51

    HAAS, H. & G. KOST (1985): Basidiomycetenflora des Bannwaldes "Waldmoor-Torfstich". In: Der Bannwald "Waldmoor‑Torfstich".‑ Mitt. forstl. Versuchs‑ und Forschungsanstalt Bad.‑Württ., Reihe Waldschutzgebiete, 3: 105-123

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften.

    Oberdorfer, E. (1992): Süddeutsche Pflanzengesellschaften - Teil IV: Wälder und Gebüsche



    Glossar, Abürzungen


    ASCII - American Standard Code for Information Interchange

    Biotop - Charakteristischer Lebensraum in der Natur mit Tieren, Pflanzen und Pilzen

    Bulte - Über dem Wasserspiegel zeitweise überschwemmter Moorbereiche (Hoch- und Übergangsmoore) herausragende Erhebungen. Sie sind mit Moosen

    (Polytrichum, Sphagnum), Wollgräsern (Eriophorum).und/oder Moosbeeren (Oxycoccus) bewachsen.

    BW – Baden-Württemberg

    Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige; Leinwand; Kartenfenster

    CSV - Comma Separated Values; einfach strukturierte Textdatei

    DGFM - Deutsche Ges. für Mykologie

    DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert

    DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite

    DHDN - Deutsches Hauptdreiecks-Netz; Bessel-Ellipsoid mit dem Zentralpunkt Rauenberg; geodätisches Bezugssystetem "Datum" Potsdam

    DOM – Digitales Oberflächenmodell

    EPSG - European Petroleum Survey Group Geodesy

    ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen kleinerer Areale, z.B. Strecken- und Flächenmessungen in Größenordnungen, die durch die topografischen Karten 1:25000, 1:50000, 1:100000 abgedeckt sind

    Fazies - Aspektwechsel innerhalb gleichartiger Bestände (Dierßen 1990)

    Feature-Layer (Eigenschaften-Layer) - Punkt-, Linien- oder Polygon-Layer (Flächen-Layer)

    Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden

    Geodäsie - Wissenschaft von der Vermessung der Erdoberfläche

    Geografische Koordinaten - Sie beschreiben einen geografischen Punkt auf der Erdoberfläche in Grad (z.B. in Grad/Minuten/Sekunden oder Grad mit Nachkommastellen)

    Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen

    GIS – Geoinformationssystem

    GNSS - Global Navigation Satellite System

    Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC

    GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern

    GRASS - Geographic Resources Analysis Support System

    HTML - Hypertext Markup Language

    KBS - Koordinatenbezugssystem

    Koordinatenbezugssysteme - Sie bestehen immer aus der Paarung Geodätischen Bezugssystem ("Datum") und dem Koordinatensystem, getrennt durch Schrägstrich. Gebräuchliche KBS:

    • DHDN / 3GK = Datum Potsdam / 3 Grad Streifensystem Gauss-Krüger
    • WGS84 / Lat-Lon = WGS84-Datum / Breitengrad-Längengrad
    • ETRS89 / UTM = ETRS89-Datum / UTM-Koordinatensystem

    KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)

    KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form

    Layer - Ebene

    Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche

    LiMT – Linke Maustaste

    LUBW - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

    Map Canvas - Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird

    m.ü.NN. - Meter über Normal Null

    Multipolygon - Wenn die Objekte keine gemeinsame Grenze haben, wird ein Multipolygon-/Multipolylinien-/Multipunktobjekt erzeugt.

    NSG, nsg - Naturschutzgebiet

    ONB - Obere Naturschutzbehörde

    Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten

    OSM – OpenStreetMap

    Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten

    PflGes - Pflanzengesellschaft

    Plugins - Programmerweiterungen

    Projektbereich - Gesamtbereich des QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet das gesamte "Ordnergebäude" inklusive der Projektdateien und aller Daten; hier in der Forumsreihe ist es der Ordner \_QGIS für Pilzfreunde\ mit sämtlichen Unterordnern und Dateien. Will man ein QGIS-Projekt auf einem anderen Rechner laufen lassen, so braucht man lediglich den Projektbereich zu kopieren!

    Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten

    Projiziertes KBS - entsteht durch Kartenprojektion in die Ebene. Beispiele UTM, Gauss-Krüger. Zum Messen geeignet.
    QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS

    Pflanzengesellschaft - Spezifische Gruppe von Pflanzen mit gleichen ökolog. Ansprüchen und mit Wechselbeziehungen zueinander

    ReMT – Rechte Maustaste

    Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten.

    Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf.

    Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen).

    Tiles – Karten in Form sogenannter „Kacheln“.

    URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website.

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen).

    UTM - Universal Transverse Mercator-Koordinatensystem, siehe ETRS89.

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Verschneidung - Überlagerung von zwei oder mehr Layern. Das Ergebnis beinhaltet sozusagen die Gemeinsamkeiten der Eingabelayer.

    WFS - Web Feature Service

    WGS84 - World Geodetic System 1984. Meistbenutztes Bezugssystem für geografische Koordinaten.

    WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet

    WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet

    WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten

  • Bernd Miggel

    Hat den Titel des Themas von „QGIS für Pilzfreunde Teil 38 - Pilzfunde an Straße und Wegen“ zu „QGIS für Pilzfreunde Teil 39 - Pilzfunde an Straße und Wegen“ geändert.