Servus beinand,
beim Gassigehen habe ich am 5. Februar einen frisch gebrochenen Eichenast mitgenommen, weil an ihm ein netter Corti(cioider) saß: Hyphodermella corrugata. Unterm Bino habe ich dann auf dem nackten Holz schwarze Becherchen gefunden. Durchmesser bis maximal 0,5 mm, eher kleiner.
Kurz reinmikroskopiert und siehe da: bitunikate Asci, aber Apothecien - seltsame Kombination, da die meisten bitunikaten (ausgenommen der Lecanorales s.l.) Ascomyzeten ja eher Gehäuse bilden.
Interessant fand ich hier vor allem, dass sich das Excipulum als ein Hypothecium bis fast die Fruchtkörpermitte als Kugelzellschichten fortsetzt.
Apothecium von Rhizodiscina lignyota im Schnitt - ich habe vergessen, das Foto zu drehen
Und hier das Hypothecium vergrößert (das eigentliche Excipulum ist dunkler, fast schwarz - siehe Foto oben).
Die Sporen sind einfach septiert und erinnerten teils an Schuhabdrücke, finde ich - was ich besonders putzig finde. Könnt ihr hier auch einen Schuh von unten erkennen?
Schuförmige Spore...
(Asci mit Sporen, Paraphysen...)
Ich stehe bei Schlauchpilzen ja gerne auf dem Schlauch und hatte erst Probleme bei der Einsortierung. Sah nach Dothideomycetes aus, aber wo genau? Dothidea bildet keine Apothecien, kann's nicht sein. Also schaut man mal in den Ellis & Ellis und schlüsselt bei den plurovoren auf Holz. Da kommt man dann bei der Gattung Poetschia raus.
Und dann wird es klar... eine Patellariaceae, dazu passt der Aufbau des Fruchtkörpers und dort gibt es ja auch Arten, die Apothecien bilden (warum denkt man nicht gleich daran?). Die heimischen Poetschia-Arten haben aber deutlich größere Sporen (ich habe 12,8-15 x 4,1-5 µm gemessen, hatte aber kaum/keine freie Sporen - es ist ja Winter)....
Hier noch ein paar Fotos:
Wurzelnde Aascusbasis - herausgequetscht
nochmal Paraphysen
Und nochmal das Hymenium als Ganzes
Also sucht man einen aktuellen Artikel, der die Familie behandelt - Yacharoen et al. (2015) haben einen Gattungsschlüssel (weltweit).
Also los - und schon kommt man ohne Probleme zur Gattung Rhizodiscina. Es gibt Rhizodiscina proteae, Rh. lignyota und Poetschia andina, die in Frage kommen würden. Poetschia andina ist hier aber nicht heimisch und das Hypothecium ist weniger stark ausgeprägt. Und Rhizodiscina proteae ist nur von Proteaceae bekannt und nicht heimisch.
Bei uns scheint nur Rhizodiscina lignyota vorzukommen. Die Art soll eine Vorliebe für ansitzende, tote, finalfaule Eichenäste haben und geht wohl auch auf Basidiomyzeten (auf sog. Aphyllophorales). Die Mikrodaten passen sehr gut überein.
Die Asci sehen interessant aus. Sie wurzeln auffallend tief und die Wurzel ist gerne etwas knorrig. Daher sieht man das Basalseptum selten oder kaum. Ob Haken vorkommen können, weiß ich nicht. Die Sporen liegen auch g'schlampert im Ascus, was ein Merkmal ist. Dann der Fruchtkörperaufbau, das Habitat, die Sporenform. Das Hymenium ist in Wasser auffallend grüngelblich gefärbt.
Es lohnt sich hier zu schneiden, da man sonst den Fruchtkörperaufbau schlecht nachvollziehen kann ("Wo kommen die ganzen braunen Kugelzellen her?" fragt man sich, wenn man blind quetscht - so gings mir, dann habe ich geschnitten).
Die Art scheint recht häufig zu sein - achtet mal auf sie. Kennt man sie, ist sie leicht kenntlich, finde ich. Nach einem Sturm auf weißfaule, sehr morsche Eichenäste achten und diese unterm Bino oder einer guten Lupe absuchen... Die Art nimmt aber auch andere Substrate und geht auch auf Nadelholz (z. B. Weißtanne).
Liebe Grüße,
Christoph