NSG Rheinaue Walsum 20.02.2021 Teil 2

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  • Hallo zusammen,


    weiter geht es mit dem zweiten Teil aus der Rheinaue in Walsum.


    1. Sclerencoelia fraxinicola an Fraxinus excelsior


    2. Eine Unbekannte Anamorphe


    3. Lindtneria leucobryophila s.l. Die Sporen messen (6.5-9.0) µm x (4.5-5.0) µm, Q=1.3-2.3 und sind in der Form sehr variabel. Das übliche Dilemma halt...


    4. Die Sporen messen (5.6+-0.3) µm x (2.7+-0.2) µm, Q=2.1+-0.1, bzw. (4.9-6.2) µm x (2.5-3.2) µm, Q=1.8-2.4, Schnallen sind nicht vorhanden, die Zystiden sind dickwandig und mit Kristallschopf (wenn man nicht zu feste quetscht) und messen 65-95 µm. Mit KOH gab es keine makroskopische Farbreaktion. Substrat ist Laubholz. Ich tendiere zu einer Phanerochaete. Vllt. P. sordida?


    5. Und noch ein Kollege aus der Täublingsverwandtschaft mit 60-70 µm langen, SV+-Gloeozystiden und amyloiden Sporen von (4.0-4.6) µm x (2.9-3.4) µm, Q=1.3-1.5. Damit lande ich bei Gloeocystidiellum. Die Sporengröße paßt eher zu G. clavuligerum, die Form der Gloeozystiden potentiell besser zu G. porosum. Was sagen die Experten?


    6. Puccinia coronata ex Phalaris arundinacea


    Björn

  • Servus Björn,


    sehr schöne Dokumentation!


    Die Basidien deines Gloeocystidiellum erinnern mich an die Gattung Boidinia. Da passen aber die Sporenmaße auch nicht wirklich.

    Schnallen hast du gesehen? (Nur um sicher zu gehen)


    Vielleicht sind die meisten Basidien auch nicht so deutlich suburniform - hast du auf die Form geachtet, wie sie im Schnitt aussieht?


    Im Gl. porosum-Komplex sind die Sporenmaße m.E. nicht wirklich geeignet, G. porosum von Gl. clavculigerum zu trennen. Viel besser geht es über die Verteilug der Gloeocystiden im Fruchtkörper. Ich zitiere aus einer Arbeit aus dem Jahr 2001 (Larsson & Hallenberg - Species delimitation in the Gloeocystidiellum porosum-clavuligerum complex inferred from compatibility studies and nuclear rDNA sequence data. Mycologia 93(5), 2001, pp. 907-914.):


    "The easiest way to recognize the two species complexes

    defined here is by observing the size, shape

    and arrangement of the gloeocystidia. Taxa in the G.

    porosum complex have gloeocystidia that are regularly

    arranged, almost like a palisade, flexuous, tubular,

    usually quite long (40-120(-200) X 6-8 µm), often

    possessing an apical schizopapilla, and they develop

    from subiculum hyphae. Taxa in the G. clavuligerum

    complex have gloeocystidia that occur irregularly.

    They are mainly lageniform to ventricose and in general

    distinctly smaller ( 45-60 X 7-12 µm) and they

    originate from any level of the basidiome."


    Dafür lohnt es sich, den fruchtkörper zu schneiden, um dei Verteilung der Gloeocystiden zu prüfen. Die Methode, mit ner Nadel etwas abzukratzen und dann zu quetschen, ist oft schneller, aber es lohnt sich m.E. immer, sich auch mal den genauen Aufbau und die Schichtung anzusehen. ;)


    Sowohl Gl. porosum als auch Gl. clavuligerum, die Larsson & Hallenberg (2001) untersucht haben, bildeten übrigens je zwei Intersterilitätsgruppen. Das heißt, es sind wohl (mindesten) vier Taxa, zwei in jeder der beiden Gruppen. Man sollte sich also immer ein kleines s.l. dazu denken.


    Ich weiß nicht, ob hier weiter geforscht wurde und mittlerweile mehr über den Komplex bekannt ist, glaube aber nicht.


    Auch wenn sich manche vielleicht aufregen (man wirft mir manchmal Panikmache vor). Es gab einen Fall, in dem sich ein britischer Mykologe (bei der Bearbeitung der Cortis in England) an einem Gloeocystidiellum porosum vergiftet hat. Nicht klassisch, aber durch Berührung kam es zu einer Kontaktdermatits. Der Fall wurde auch publiziert. Ich hatte den Fall hier mal vorgestellt: Kontaktdermatitis durch corticioiden Pilz - ein Fall aus England


    Zu deiner Phanerochate:


    Ja, sieht sehr nach Ph. sordida aus, vor allem die dicken, sich verzweigenden Subiculumshyphen. Auch da lohnt es sich, einen sauberen Schnitt zu machen, um die orientierung der Hyphen zu prüfen. Im Band 5 der Nordischen Cort-Flora (der 8-Bänder) ist das schön gezeichnet. Auch daran erkennt man Ph. sordida. Ich sehe es bei dir aber nur gequetscht. Ich weiß, dass das viele bei Cortis generell machen. Man verliert so aber teils gute Merkmale. Auch würde ich die Cystiden immer erst in Wasser anschauen, um die bei Ph. sordida oft feinen Inkrustationen nicht zu übersehen.


    Die Lindtneria ist sehr schick. Ich habe die schon lange nicht mehr in der Hand gehabt, bin aber auch nicht mehr so intensiv bei den Cortis. Seit ich begonnen habe, fast überall reinzuschnuppern, fehlt die Tiefe in einigen Bereichen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    bei der Phanerochaete lief das mit dem Erstellen eines dünnen Schnitts sehr gut und man kann sehr schön die Orientierung der Subiculumshyphen sehen:


    Beim Gloeocystidiellum waren Schnallen vorhanden, die aber immer genau dort saßen, wo man sie nicht gescheit fotografieren konnte. Was die Basidienform angeht, gab es neben diesen suburniformen Basidien aber auch zylindrische Exemplare, so daß ich hier insgesamt schon zu Gloeocystidiellum statt Boidinia tendieren würde (wo ja wegen der Sporen nichts paßt). Das Erstellen eines dünnen Schnitts war hier etwas schwieriger als bei der Phanerochaete und es gab kein Ergebnis, das fotografierenswert gewesen wäre. Aber immerhin konnte ich erkennen, daß die Gloeozystiden aus dem Subikulum kommen und palisadenartig arrangiert waren. Von daher werde ich den Fund mal unter G. porosum (s.l.) ablegen.


    Björn

  • Servus Björn,


    sieht sehr gut aus. Ja, ganz typisch für Phanerochaete sordida - es geht kreuz und quer ohne Vorzugsrichtung. Jetzt sieht man auch gut die teilweise Inkrustation der Cystiden. Typisch sind übrigens auch Doppelschnallen an den Basalhyphen und in den Rhizomorphen. Finde ich ganz witzig, denn Schnallen fehlen ja eigentlich, aber ganz unten am Substrat sind dann ab und zu einzelne zu sehen, dann aber gleich als Doppelschnallen (nur als Zusatzinfo, ist jetzt hier nicht bestimmungsrelevant).


    Was das Gloeocystidiellum angeht, passt dann auch alles. Ich hatte nur auf deinem ersten Mikrofoto eine sehr urnenförmige Basidie gesehen. Wenn das nicht typisch ist, passt ja alles auf Gl. porosum (s.l.).


    Liebe Grüße,

    Christoph