Austernseitlinge oder Lungenseitlinge ?
- Anton
- Erledigt
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Hallo Anton,
ich finde die Unterscheidung schwierig. Die Lamellen scheinen mir, im Vergleich zu Austern, eher dichter zu stehen und dünner zu sein. Auch der Hutrand scheint mir eher gröber gewellt, als ich das von Austernseitlingen kenne. Die Zuchtform des Austernseitlings kann natürlich auch komplett weiß sein, ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist aber wohl der anisartige Geruch junger Fruchtkörper beim P. Pulmonaris. Ausserdem färbt sich dieser mit Sulvovanillin (nicht dass ich wüsste, was das ist) rötlich.
Ich kann also Deine Anfrage hier gut nachvollziehen, fände es aber sehr erstaunlich, wenn ein verkaufter P. Ostreatus sich als P. Pulmonaris herausstellen sollte.
Warten wir mal die Antwort der besser bewanderten Foristen hier ab.
LG Michael
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Sulfovanillin ist eine Makroreagenz zur Pilzbestimmung. Kann man sehr leicht herstellen, wenn man die Zutaten hat. Allerdings ist das Zeug gefährlich, denn es besteht aus konzentrierter (oder mindestens hochprozentiger) Schwefelsäure mit ein paar Kristallen Vanillin. Konzentrierte Schwefelsäure ist extremst hygroskopisch und zieht die die Wasserstoffatome aus Haut und Fleisch, wenn es damit in Berührung kommt. Wenn 70% auch hinreichend ist, würde ich 70% nehmen.
Ich hatte mal vor, mir verschiedene Makroreagenzien in kleine Tropffläschen zu füllen. Leider gibt es nichts, was hundertprozentig dicht ist, wenn Temperaturen schwanken, der Dampfdruck hinzu kommt. IMHO nichts, was man immer bei sich haben sollte. Würde ich eher an einem gut belüfteten Ort aufbewahren, bis es gebraucht wird. Ferner: Mit einer Makroreagenz wird man nicht auskommen, man wird weitere brauchen, wie z. B. Melzers Reagenz.
Bei gesammelten Pilzen macht das Sinn. Pilze aus dem Supermarkt klonen finde ich generell wenig sinnvoll.
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Hallo zusammen,
für Sulfovanillin nimmt man im pilztechnischen Zusammenhang typischerweise 65% Schwefelsäure und eben Vanillinkristalle. Das ganze rührt man jedes Mal frisch an, da SV keine lange Haltbarkeit hat, die Einzelmaterialien aber schon.
Bei der Frage nach P. pulmonarius vs. P. ostreatus ist SV ein gutes Mittel zur Trennung der beiden Arten, wenn der Fruchtkörper nicht gerade vom Regen durchweicht wurde. Im Gröger wird übrigens noch ein weiteres Unterscheidungsmerkmal angegeben: Bei P. ostreatus hat das Kulturmyzel orangegelbe Guttationstropfen, bei P. pulmonarius nicht.
Bei Wildfunden ist das natürlich müßig zu untersuchen, aber wenn man den Pilz eh zu Hause in Kultur nimmt, sollte das ja einfach zu überprüfen sein.
Björn
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Pilze aus dem Supermarkt klonen finde ich generell wenig sinnvoll.
Ich denke, das kommt auf die Absichten an. Als experimentierfreudiger Hobbyzüchter mit viel Geduld finde ich es durchaus sinnvoll, Klone aus Supermarktpilzen herzustellen. Das sind meist recht vitale Stämme und es ist unschlagbar preiswert, so an Myzel zu kommen. Wieso das generell wenig sinnvoll sein soll, erschließt sich mir nicht.
Aber das sollte hier wohl als off topic Thema gar nicht zur Debatte stehen, denke ich.
LG Michael
Edit: sorry vergessen. Danke für die Erklärung des Sulfovanillins.
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Übrigens hat Licht einen großen Einfluss auf die Austernpilze. Drinnen unter Kunstlicht werden die ganz hell. Nur draußen unter Tageslicht färbten die sich bei mir dunkel.
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Hallo,
und danke für die Informationen.
Noch etwas zur Form. Die kleinen Pilze hatten schon die Trichterform.
Ich meine, Austernseitlinge wären flacher.
Gruß
Anton
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Bei schlechter Belüftung: Ein zu hoher CO2-Gehalt hat einen starken Einfluss auf das Aussehen der Fruchtkörper beim Austernpilz.
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Hi,
Austern und Lungenseitlinge sind beide extrem variabel. So rein von der Logik her kann es nicht sein, dass bei einem Klon von einer typischen Auster Lunge bei rauskommt.
Dann noch was zur Schwefelsäure. Hygroskopisch heißt wasseranziehend. Sie zieht Wasser aus den Zellen/Umgebung nicht Wasserstoff. Sie ist übrigens "relativ" harmlos. Ich hatte sie als Chemiker unfallbedingt kleinflächig oft genug auf der Haut. Nach ein paar Sekunden wird es brennend heiß, dass man es kaum noch aushält. Wenn man sie dann schnell mit Wasser abspült passiert nix weiter. Großflächig und ohne Möglichkeit das abzuspülen, ist gefährlich; klar. Aber sich vor der Menge zu fürchten, die aus einem verschlossenen Mikroskopiefläschchen austreten könnte, halte ich für übertrieben.
l.g.
Stefan
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Hi,
Austern und Lungenseitlinge sind beide extrem variabel. So rein von der Logik her kann es nicht sein, dass bei einem Klon von einer typischen Auster Lunge bei rauskommt.
Dann noch was zur Schwefelsäure. Hygroskopisch heißt wasseranziehend. Sie zieht Wasser aus den Zellen/Umgebung nicht Wasserstoff. Sie ist übrigens "relativ" harmlos. Ich hatte sie als Chemiker unfallbedingt kleinflächig oft genug auf der Haut. Nach ein paar Sekunden wird es brennend heiß, dass man es kaum noch aushält. Wenn man sie dann schnell mit Wasser abspült passiert nix weiter. Großflächig und ohne Möglichkeit das abzuspülen, ist gefährlich; klar. Aber sich vor der Menge zu fürchten, die aus einem verschlossenen Mikroskopiefläschchen austreten könnte, halte ich für übertrieben.
l.g.
Stefan
Ich habe zugegebenermaßen nie einen Unfall mit konzentrierter Schwefelsäure erlebt. Ich kenne nur die typischen Versuche und stellte mir vor, dass das bei Kontakt mit meiner Haut vermutlich auch nicht viel anders aussieht. Ferner hörte ich einen Bericht einer ehemaligen Kollegin über eine ehemalige Kollegin vom MPI, die angeblich mal einen Unfall damit hatte und Jahre später noch einen Verband getragen haben soll. Meine Vorsicht mag da übertrieben sein, aber vor H2SO4 habe ich trotzdem ordentlich Respekt. Aber richtig, die Mengen sind minimal, allein das reduziert das Risiko natürlich schon enorm.
Da die Reagenz sowieso nicht haltbar ist, erübrigt sich die Aufbewahrung in Tropffläschchen eigentlich. So oder so verzichte ich in Zukunft lieber darauf Reagenzien im Auto mitzuführen.
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Ergänzung zur konzentrierten Schwefelsäure:
"Konzentrierte Schwefelsäure verursacht schwere Verätzungen, die einer Verbrennung ähneln. Typisch ist eine dunkle Verfärbung der Haut. Die Wunden heilen nur schlecht, es bleiben Narben zurück. Ausgedehnte Verätzungen können wie Verbrennungen durch akute Herz-Kreislauf-Reaktionen lebensbedrohlich werden.Mit zunehmender Verdünnung wirkt Schwefelsäure weniger aggressiv."
Quelle: https://www.bgetem.de/redaktio…ranche-ew/achtung-aetzend
Aber wie boccaccio richtig festgestellt hat, benutzt man ja nur ~65%-ige Schwefelsäure für Sulfovanillin, nicht aber konzentrierte. Wobei ich meine, dass in meinem Kosmos Pilzatlas ... ach, da schaue ich später nach. Die Erinnerung trügt oft.
Zu der von mir behaupteten Hygroskopie, die sogar Wasserstoff von den Kohlenwasserstoffen zieht:
"Die starke Wasseraffinität der Schwefelsäure äußert sich ebenfalls darin, dass sie in der Lage ist, aus organischen Stoffen Hydroxygruppen und Protonen abzuspalten. Durch diesen Entzug bleibt Kohlenstoff zurück, der organische Stoff wird schwarz und verkohlt."
Quelle: Schwefelsäure – Wikipedia
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Zu dem von mir behaupteten Einfluss von CO2 auf die Fruchtkörper vom Austernpilz:
Ein Problem ist das aber eigentlich nur indoor im Winter, wenn die Fenster geschlossen sind. Denn wenn man im Raum durch das Atmen eine hohe CO2-Konzentration hat, dann nutzt das Lüften der Pilzkiste nichts, wenn man nicht auch den Raum lüftet. So eine CO2-Ampel ist nicht völlig nutzlos :c)
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Hallo,
Zitat"
Austern und Lungenseitlinge sind beide extrem variabel. So rein von der Logik her kann es nicht sein, dass bei einem Klon von einer typischen Auster Lunge bei rauskommt."
Das war bei mir auch nicht so.
Das Original war auch weiß. Wurde als Austernseitling verkauft.
Wenn es in unseren Märkten Austernseitlinge gibt, sind die immer weiß.
Ich halte schon immer Ausschau nach grau-blauen Hüten. Finde aber keine.
Hat jemand schon welche im Supermarkt gesehen, die das typische Aussehen wie im Wald haben?
Gruß
Anton
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Das Original war auch weiß. Wurde als Austernseitling verkauft.
Wenn es in unseren Märkten Austernseitlinge gibt, sind die immer weiß.
Wo du schon beim Klonen ist und die Jahreszeit passt: Mach doch draußen im Garten ein Pilzbeet mit einem geklonten Austernpilz aus dem Supermarkt. Die werden sich dann so entwickeln, wie sonst in der Natur auch. Austernpilz wächst sogar komplett im Dunkeln auf nassen Zeitungen ist dann aber wirklich sehr hell. Ich würde immer Licht empfehlen. Licht bei der Pilzkultur ist ein interessantes Hobby-Forschungsgebiet, wie ich finde. Und: man bekommt heute LED-Strips mit allen möglichen LED. Da kann man sich quasi sein eigenes Licht zusammenstellen und mit farbigen bzw UV-LED experimentieren. Dabei sollte man besser mit Schutzbrille arbeiten, zumindest bei Wellenlängen deutlich unter 395 nm.
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Zitat
Die starke Wasseraffinität der Schwefelsäure äußert sich ebenfalls darin, dass sie in der Lage ist, ausorganischen StoffenHydroxygruppen und Protonen abzuspalten. Durch diesen Entzug bleibt Kohlenstoff zurück, der organische Stoff wird schwarz und verkohlt."
Hi,
dass ist so misverständlich geschrieben. Das passiert nur bei organischen Stoffen mit ausreichend Hydroxylgruppen, wie z.B. Zuckern. Bei reinen Kohlenwasserstoffen z.B. passiert gar nix.
l.g.
Stefan
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Hallo,
dass Zuchtformen des Austern-Seitlings in der Kultur sehr hell sind, ist normal und bei den meisten verkauften Austern-Seitlingen der Fall. Dass diese Formen außerdem auch ohne Frostreiz auskommen und ausgewildert das ganze Jahr zu finden sein können, macht es auch so schwierig, solche Sommerformen des Austern-Seitlings vom Lungen-Seitling (den ich zumindest deutlich seltener finde als weißliche Sommerformen des Austern-Seitlings) zu unterscheiden.
Die Reaktion mit Sulfovanillin ist wohl nicht zuverlässig und kann bei beiden Arten vorkommen. Ein einigermaßen sicheres Merkmal soll die Dicke der Hyphenwände sein (mikroskopisch). Ansonsten muss man wieder über die Summe der Merkmale gehen. Siehe dazu auch Pablos Portrait.
Bei den hier gezeigten Zuchtpilzen ist die Art natürlich völlig eindeutig.
Viele Grüße,
Emil
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Kurz noch zu Sulfovanillin. Ich habe bei mir im Kosmos Pilzatlas von 1990 nachgesehen und da ist tatsächlich noch von "konzentrierter Schwefelsäure" die Rede. Aber wenn 65% auch reichen, würde ich die definitiv vorziehen.
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Servus!
Und noch eine kurze lustige Nachricht zu Sulfovanillin: Die Reaktion ist bei Pleurotus pulmonarius, Pleurotus cornucopiae und auch bei Pleurotus ostreatus vorhanden (magenta, bei allen drei Arten, bei allen drei Arten nicht konstant gleich intensiv).
Pleurotus cornucopiae:
Pleurotus ostreatus:
Pleurotus pulmonarius mit Reaaktion:
Pleurotus pulmonarius ohne Reaktion:
LG; Pablo.
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Besten Dank für den informativen Pablo
Gruß
Anton