Ökologie der Sarcoscypha-Arten

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 10.093 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,

    ich würde doch so gerne auch mal eine Sarcoscypha (Prachtbecherling) finden. Aber wo überhaupt suchen? Kann mir bitte jemand ein paar Informationen zur Ökologie bzw. zu den Habitaten geben, in denen Sarcoscypha-Arten vorkommen? Baumpartner, Bodentyp usw. Im Pilzporträt von Sarcoscypha austriaca steht leider nichts darüber.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    klassische Gebiete, wo man den Österreicher findet, sind Feuchtgebiete, wo Weiden und Erlen wachsen. Hier aber in Sachsen finden sich die Österreicher verstärkt an Robinienholz an stark ruderalisierten Stellen, wie z.B. Wegrändern oder Tagebaufolgelandschaften etc.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Oh, Robinie, der Tipp ist gut. Ich kenne in unserer Gegend ein, zwei Stellen, wo Robinien stehen, in Neckarnähe.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen,


    ich hatte letztes Wochenende einen eher untypischen Standoort unter einer Hochspannungsleitung. Da wurden Weiden gehäckselt und diese mundgerechnet Stücke haben der Sarcoscypha austriaca offenbar auch sehr gemundet. Es waren auf jeden Fall hunderte Fruchtkörper da.


    Björn

  • Hallo,


    ich finde die Art am ehesten am Randbereich von teilweise sumpfigen, oft vertieften Stellen im weiteren Auenbereich von Flüssen. Diese Stellen sind oft mit Weiden und Pappeln und Erlen bestanden. Kann gerne auch etwas nährstoffreicher sein. Einer der größten mir bekannten Vorkommen mit tausenden von Fruchtkörpern sieht aus wie eine Müllkippe und wurde auch mal so genutzt von den umliegenden Anwohnern.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo,

    in den letzten Tagen habe ich den unter Weidengebüsch und im Erlenwald, sowohl Grauerle als auch Schwarzerle gefunden, im Zusammenhang mit der Suche nach Ciboria. Bei mir meist noch sehr junge Exemplare. Ein Mal habe ich den auch schon im Fichtenwald an trockener, aber immerhin schattiger Stelle gefunden, und zwar in dickem Moos auf einem Stein. Allerdings war der dort in den Folgejahren nicht mehr zu beobachten.


    Ein Auwald entlang eines Bachlaufs wäre meine erste Wahl für die Suche.


    LG, Bernd

  • Hallo zusammen,

    ich würde doch so gerne auch mal eine Sarcoscypha (Prachtbecherling) finden. Aber wo überhaupt suchen? Kann mir bitte jemand ein paar Informationen zur Ökologie bzw. zu den Habitaten geben, in denen Sarcoscypha-Arten vorkommen? Baumpartner, Bodentyp usw. Im Pilzporträt von Sarcoscypha austriaca steht leider nichts darüber.

    FG

    Oehrling

    Hallo Oehrling,


    Kalk im Untergrund scheinen die Prachtbecherlinge zu mögen. Und Lindenholz.


    Vom Hohenlohischen bis auf die Schwäbische Alb ist es nicht weit, da hat es diverse Standorte. Meist im Halbschatten und Hanglage im unteren Drittel der Hänge. Gerne zusammen mit Märzenbechern.


    Eselsburger Tal, Lonetal, Großes Lautertal, Blautal............................


    Bilder von gestern:

  • Hallo,


    bei Kalk + Linde kommt oft Sarcoscypha jurana vor, da sollte man auf jeden Fall (frisch) mikroskopieren.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo zusammen,

    ich danke euch allen für die Tipps.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen,


    Sarcoscypha jurana finde ich immer in den Schluchtwäldern am Südrand der Schwäbischen Alb: Wolfstal (dort gibt es einen regelrechten Sarcoscypha- und Märzenbecher-Tourismus), Lautertal (auch die gelbe Form), etc.




    ,


    Sarcoscypha austriaca kenne ich bisher nur vom Iller/Donauauwald bei Ulm. Dort findet man ihn zuverlässig jedes Jahr in einem Bärlauchbestand.





    Viele Grüße

    Ralph

  • Hallo Hassi,


    man sieht schön bei deinen Aufnahmen die unterschiedliche Tröpfchenverteilung: Biguttulat mit zwei großen Tropfen (und wenigen sehr kleinen) bei jurana, mulitguttulat aus vielen nicht sehr unterschiedlich großen Tröpfchen bei austriaca. Dazu die relativ geraden Haare bei jurana gegenüber den verdrehten bei austrica - sehr schöne Gegenüberstellung.


    Im Park der VHS Inzigkofen (Kloster Inzigkofen) gibts jurana übrigens auch südlich der Donau.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Servus Öhrling,


    ich arbeite mit der Pidlich-Aigner Studie, JoanBot_01_0005-0026.pdf Nicht selten nimmt man unreife Fruchtkörper mit, die man mit der darin beschriebenen Methode zur Keimung bringen kann.


    Und damit gelangt man zu einer belastbaren Bestimmung, zB typisches Keimungsverhalten von S. austriaca plus Konidiensporen,




    Mit noch in Asci (!) befindlichen Sporen und wenigen Härchen bestätigt Andreas auf Artniveau. Hab' ich so nicht drauf, ich muss noch züchten & mikroskopieren. Mach' ich gerne, da bisher nur S. austriaca in Kärnten nachgewiesen wurde.


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo Peter,


    Du hast natürlich Recht damit, wenn Du die Beweiskraft ascoloculärer Sporen kritisierst, aber das war mein erster selbstmikroskopierter Ascomycet (2010) und da war mir die Notwendigkeit eines Sporenabwurfs noch nicht bekannt.


    Im Fall des Haares weiß ich aber noch, daß es jeweils ein typisches von sehr vielen gleichartigen war. Ein Kollege von Andreas kam anhand der Bilder übrigens zur gleichen Diagnose.


    btw.: eigentlich müßte man die Kräuselhaare von S. austriaca auch mit einer guten Lupe -spätestens mit einer 20x- sehen können. Hat das schon mal jemand probiert?


    Viele Grüße

    Ralph

  • Hallo Ralph,


    ich hatte dieses Jahr schon S. austriaca und S. coccinea und bilde mir ein,daß man da mit der Lupe tatsächlich einen gewissen Unterschied in der Behaarung erkennen kann. Aber bevor ich mir da sichere Aussagen zutraue, möchte ich gerne noch viele weitere Funde vor der Lupe gehabt haben.


    Björn

  • ich hatte dieses Jahr schon S. austriaca und S. coccinea und bilde mir ein,daß man da mit der Lupe tatsächlich einen gewissen Unterschied in der Behaarung erkennen kann. Aber bevor ich mir da sichere Aussagen zutraue, möchte ich gerne noch viele weitere Funde vor der Lupe gehabt haben.

    Hallo zusammen

    Die optische Unterscheidung von S. austriaca ist nur möglich, wenn die Exemplare in optimalem Zustand sind. Da die Fruchtkörper fast immer im Moos stehen, sind die Haare aber oft so feucht und angapppt, dass es sogar schwierig wird schöne Präparate zu machen. Bei dem nächsten Bild ist es mir mal optimal gelungen aber leider nur mit einer 1,2 megapixel Einsteckkamera in 640 x 480 Pixel.

    Das gelingt übrigens im unteren Teil oft besser als am Hutrand.

    Hier mal Ein Foto mit der gleichen Kamera durch die Stereolupe bei 30-facher Vergrößerung


    Und hier S. coccinea




    Es kann also mal klappen, aber bei Weitem nicht immer.

    LG Karl

  • Servus Karl,


    die Aufnahme der Haare mit mit einer 1,2 megapixel Einsteckkamera in 640 x 480 Pixel ist dir perfekt gelungen, ==Pilz24


    Für die Bestimmung auf S. austriaca nehme ich mittlerweile eine Abkürzung, über die Paraphysen. Klappt auch bei unreifen Fruchtkörper,



    K



    Diese Verdickungen sind ein Alleinstellungsmerkmal, nachzulesen in der Pidlich-Aigner-Studie,


    :gklimper:


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo Peter,


    bei uns Alb-Donau-Kreis gibt es wohl nur S. jurana und S. austriaca, was die Angelegenheit etwas vereinfacht. S. coccinea fanden wir mal auf dem Hohentwiel (Singen) aber leider habe ich die damals nicht selbst mikroskopiert.

    Danke noch für den Link zur Aigner-Studie!


    Liebe Grüße

    Ralph

  • Hallo,


    ich konnte Sarcoscypha coccinea nie finden, kenne nur jurana und austriaca, dazu aus Äthiopien noch Sarcoscypha javanensis (Bild).


    beste Grüße,

    Andreas

  • 'n Abend,


    @ Servas Ralph,


    in Kärnten konnte bis dato nur S. austriaca sicher bestimmt und kartiert werden. Die in der neuen Mykologische Datenbank eingetragenen Funde wurden aus der Datenbank der Pilze Österreichs. Database of Fungi in Austria. übernommen, alle sind mit ss.lato versehen. Leider wird die mykodata seit 2017 nicht weitergeführt, deshalb hat die Uni Wien die neue Datenbank gestartet.


    @Servus Andreas,


    der gezähnelte Rand (sind das haarige Gebilde?) ist mir aufgefallen, den führst du hier an Makronesischer Prachtbecherling - Rund um Pilze - Forum der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V., nicht aber in diesem Forum Sarcoscypha javanensis - identification - Forum ASCOFrance

    Außer dir und Christoph kennen sich hier mit der Sequenzierung kaum Fories aus, aber ohne Beschreibung und Typusbeleg ist auch da das Ende der Fahnenstange erreicht, oder?


    Ticke ich richtig, dass du diese Funde raufundrunter makro/mirkoskopisch untersucht hast? Wenn ja würde vermutlich nicht nur ich mich auf das Ergebnis freuen.


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Halo Peter,

    ich greife deinen Beitrag noch einmal auf, denn ich habe heute eine Sarcoscypha zum Mikroskopieren bekommen. Eigentlich mit dem Hinweis, es sei eine S. austriaca. Nun finde ich aber keine Verdickungen an den Paraphysen. Im Vergleich der Sporen, die im Netz zu finden sind, würde ich schon an S. austriaca glauben, wenn diese verdickten Paraphen nicht wären. Ich bin ein bisschen ratlos. Erkenne ich die nur nicht oder sind keine da?

    Der Fruchtkörper war schon betagt mit etwas Schimmelanflug. Hier die Bilder:














    pilzforum.eu/attachment/371331/

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

    Einmal editiert, zuletzt von Wutzi ()

    • Offizieller Beitrag

    Hi Claudia,


    aus meiner Sicht eine glasklare Austriaca. Manche Merkmale sind halt ausschlaggebender als andere. In dem Fall ist die Sporenform, die Kräuseligkeit der Ausßenhaare und die Art der Konidienbildung wichtiger als irgendwelche Verdickungen in den Paraphysen, die ich bei S. austriaca bisher noch nicht gesehen habe. Ich muss aber zugeben, dass ich darauf nie geachtet habe.


    l.g.

    Stefan

  • Hallo zusammen,


    ich sehe hier auch S. austriaca. Was die Verdickung der Paraphysen betrifft, findet man die nur im unteren Bereich der Paraphysen. Da hat man dann natürlich immer mit dem Problem zu kämpfen, daß sich alles etwas knubbelt und man die Dinge nur schwer freigestellt bekommt.


    Björn