Kann man Pilze immer wieder klonen?

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.293 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hassi.

  • Hallo,

    Wenn ich einen Pilz geklont habe, kann ich das dann mit den entstandenen Pilzen beliebig oft wiederholen?

    Oder gibt es irgendwelche Beeinträchtigungen wie z.B. bei Hybriden von Tomate, Paprika usw?


    Gruß

    Anton

  • So weit ich von Pilzzüchtern weiß, degeneriert das Myzel und schwächelt. Vorstellbar, dass Mutationen zunehmen. Nicht umsonst hat die Evolution die sexuelle Reproduktion erfunden. Man kann imho davon ausgehen, dass ein Generationenwechsel dann und wann schon sinnvoll ist. Dumm nur, dass das Mycel nach Rekombination genetisch anders ist.


    Wie auch immer: Ich würde das so machen, dass ich die Mutterkultur im Kühlschrank aufbewahre und die nur da raus nehme, um das dann zu vermehren und zu "bulken".


    Ich persönlich klone keine Supermarktpilze, hatte da schlechte Erfahrungen mit Austernpilz gemacht, denn die waren alle mit Hefen verseucht und es hat eine Weile gedauert, bis ich kapiert habe, dass es nicht an meiner Arbeitsweise liegt. Nie wieder! Ich würde da eher Körnerbrut im Pilzhandel bestellen und das dann vermehren. Pilze kaufe ich nicht mehr so gerne im Supermarkt.


    Um Pilzstämme lange aufzubewahren, hat man früher Schrägagarröhrchen gemacht. Keine Ahnung, ob es da inzwischen bessere Methoden gibt, z. B. um Pilzmycel einzufrieren. Vielleicht in Alginat-Kügelchen eingeschlossenes Mycel? Wäre interessant.

  • Ich hab seit über zwei Jahren sog Slants (nach dem Gießen schräggestellte Malzagar-Röhrchen mit einem Stückchen Holzmundspatel) im 0-4°C-Fach des Kühlschranks. Unter dem Parafilm siedelt etwas Imperfektes, aber die Mycelien in den Röhrchen sehen vital aus.

    Viele Grüße

    Ralph

  • Hallo,

    und danke für eure Infos.

    Ich werde es einfach mal versuchen. Habe gerade ein paar schöne Exemplare Kräuterseitlinge gezogen.

    Mein Interesse war, mal zu schauen, ob es von Grund auf mit der Zucht klappt. Fertige Brut kam deshalb bei mir nicht in Frage.

    Hätte ich frische Pilze aus dem Wald gehabt, wäre mir auch lieber gewesen als aus dem Supermarkt.

    Das kommt dann in der Pilzzeit.

    Eigentlich war ich sehr zufrieden.

    Nur sind mir einige Beutel zum Schluss viel zu trocken geworden.

    Aber das habe ich jetzt im Griff.


    Gruß

    Anton

  • Ich würde dann aber nicht klonen, sondern von Sporen ausgehen, dann kann man auch züchten (selektieren). Das Mycel, das aus Sporen keimt, ist ja monokaryotisch, wohingegen ein geklonter Pilz dikaryotisch ist. Wenn man also monokaryotisches Myzel von Sporen ausgehend generiert und dieses Myzel dann gezielt auf das Myzel anderer Sporen loslässt, dann erhältst du dikaryotische Myzelien mit unterschiedlichen Eigenschaften. Da könnte man dann hingehen und sich das Myzel aussuchen, welches Rhizomorphen bildet. So eine Zucht könnte man bis zum Exzess betreiben. Nachteil: Ist viel Arbeit, man braucht viele Platten. Aber: Man hat dann seine eigene Sorte!


    Hat man ein Mal einen tollen Stamm gezüchtet, der durch rhizomorphes Myzel, rapides Wachstum und viele, große Fruchtkörper auffällt, dann sollte man den hüten, wie seinen Augapfel. Bedeutet, man sollte eine Mutterkultur stets im Kühlschrank belassen und nur kurzzeitig zum Überimpfen heraus nehmen.


    Übrigens: Myzel hält sich enorm lange im Kühlschrank! Ich hatte ein uraltes Glas Körnerbrut vom Kräuterseitling. Das stand mindestens zwei Jahre unangetastet im Kühlschrank. Und siehe da: auf einer von zwei Platten wächst Myzel! Trotzdem würde ich empfehlen, wenn möglich regelmäßig auf neues Medium zu überimpfen. Für die Aufbewahrung eignen sich die Schrägagarröhrchen, wie von Ralph oben gezeigt. Die nehmen halt weniger Platz in Anspruch.


    LG Oliver

  • Nein, ich hab die in schräger Position samt Agar und Holzstückchen im Dampfdrucktopf sterilisiert (Deckel locker drauf). Langsames Abkühlen im Topf verhindert Kondenswasserbildung.


    Viele Grüße

    Ralph

  • Und das machen die Röhrchen mit, Ralph? Wie viel Grad hast du? 121°C? Oder wie viel Druck?


    Ich glaube, ich mache das mit getrennt sterilisierten Zahnstochern und (produktsterilen) Falcon tubes. Verteile dann wohl zunächst die sterilisierten Zahnstocher auf die Röhrchen und gieße dann das Medium hinein, stelle sie dann schräg. Nur: weiß man eigentlich aus welchem Holz Mundspatel, Zahnstocher oder ähnliches sind? Sonst überlege ich wood chips zu nehmen, wie sie für das Räuchern verkauft werden. Da kriegt man dann Eiche, Buche usw. Was meinst du?


    Vielleicht hast du noch einen (am besten allgemeingültigen ;) ) Tipp für mich, wie man Sklerotienbildung induziert? Vielleicht durch Zugabe von etwas H2O? Ich kam darauf, weil ich gerade dieses Paper überfliege: Sclerotial metamorphosis in filamentous fungi is induced by oxidative stress | Integrative and Comparative Biology | Oxford Academic


    LG Oliver

  • Ja, die sind dampfsterilisierbar bei 1,5bar...


    Die Dahlhausen-Spatel sind AFAIK aus Birkenholz.


    Von Sklerotien habe ich leider überhaupt keine Ahnung.


    Viele Grüße

    Ralph

  • Ich denke, die 50 oder 10 ml Falcon tubes, die ich nehmen würde, sind aus dem gleichen Material. Zwei sind gerade testweise im Dampfdrucktopf. Die schmelzen nicht gleich zu einem Klumpen zusammen, werden sich aber womöglich etwas verziehen. Wobei: der Hersteller behauptet die seien thermostabil, fragt sich nur wie sehr. Steht bestimmt im Datenblatt, aber in 20 Minuten weiß ich es auch so ;) Meine Röhrchen sind wie diese hier, nur mit Stehrand: laborversand.de - Zentrifugenröhrchen 50 ml Zentrifugenröhrchen 50 ml, Greiner GBO

  • Ich kenne sog. Falcon-Röhrchen für Liquor (inseits steril, glasklarer Kunststoff, blauer Schraubdeckel) . Die wurden steril (bestrahlt?) angeliefert, hielten aber den Dampfsteri nicht aus.

    Wichtig ist dabei auch die Maßhaltigkeit von Deckel und Gefäß. Die Deckel schlossen nach dem Steri nicht mehr dicht...


    Edit: die Greiner-Röhrchen sehen gut aus!