Gelöst: Lamprospora tortulae ruralis

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.983 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Hallo zusammen,


    anbei ein Erstfund für mich aus dem eigenen Garten, in Rheinland Pfalz scheinbar auch noch nicht verzeichnet.

    Lamprospora retispora, der "netzsporige Moosling", ein Moosparasit und offensichtlich sehr selten oder übersehen.


    Das Kerlchen hier hatte drei Milimeter Durchmesser, auf Moos im eigenen Garten.

    Hymenium orange und gezahnter mehr gelber "kranzartiger" Rand:



    Mikroskopie

    zeigt inamyloide Asci mit je 8 globosen/sphärischen inamyloiden Sporen.

    Die Sporen wirken sehr markant durch ihr ausgeprägtes Netz (siehe Name = retispora), ihre globose Form und ihre Größe (18µmx18µm).



    Zudem zahlreiche einfache und septierte Paraphysen mit orangenem Granulat.



    Die Zellen des Kranzes sind am ehesten zylindrisch, septiert, abgerundet. Auffällig sind zahlreiche kugelartige grüne Gebilde, die in/zwischen(?) diesen Zellen vorkommen und die ich nicht recht einordnen kann. Sporen sind es jedenfalls nicht (vielleicht Kontamination des Kranzes?).



    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    Toller Fund.

    Die kugeligen Gebilde halte ich mal für Grünalgen.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo Sebastian,


    zweifellos ein großartiger Fund, diese Lamprospora und toll dokumentiert!:thumbup:

    Allerdings glaube ich nicht, dass es sich um L. retispora handelt.

    Diese hat breitelliptische bis subglobose Sporen mit einem engmaschigeren Netz.

    Vergleiche mit dem Portrait von Jan Eckstein.


    Welche Art es genau ist, weiß ich allerdings auch nicht, hierfür muss meiner Meinung nach erst einmal das Moos bestimmt werden.

    Falls Du noch genügend Material zur Verfügung hast, könnte ich Dir die Adresse eines lieben Freundes und Moospilz-Spezialisten vermitteln.


    Liebe Grüße, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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  • Hallo zusammen,


    Algen sind eine gute Idee, dass ist mir so bewusst noch nicht untergekommen. Könnte natürlich sein.


    nobi_†

    hmm, ja eine schwierige Sache, da ich nur ein Übersichtswerk zur Verfügung habe: Fungi of Temperate Europe.

    Dort wird beschrieben; "Almost spherical spores have a 0,5µm high reticulum with 8-12 visible meshes"

    In der Tat kann man also bei "almost" in Grübeln kommen. Die Sporen bei mir sind klar globos. Die Größe passt allerdings. Die Anzahl der Maschen gibt Jan Eckstein ebenfalls mit 8-12meshes/diameter an. Die hier gezeigten Sporen kommen nach meiner Lesart auf "höchstens" acht im Durchmesser.


    Also knifflig. In Fungi of Temperate Europe (S. 1338) werden als Verwechslungspartner weitere 2 Arten angegeben. Lamprospora tortulae-ruralis könnte dabei in der Tat besser passen. Sporen globos und nicht so engmaschig auf den Bildern (obgleich dort auch 8-12meshes/diameter angegeben sind:

    Bryoparasitic Pezizales


    Das könnte doch passen. Super.


    Ein 2mm großes Stück gäbe es noch als Exsikkat, dass man in Papier einschlagen könnte, damit es nicht abhanden kommt. Auch den Objektträger samt untersuchtem Material hätte ich noch. Zudem das Moos (obgleich beide Arten wohl an Syntrichia, auch ruralis vorkommen. Insofern nicht zwingend eine Hilfe). Wenn es also mehr Freude als Umstände bereitet, schicke ich gerne etwas zu.


    Vielen Dank für eure Hinweise und Hilfestellungen.


    Liebe Grüße

    Sebastian

  • Sebastian_RLP

    Hat den Titel des Themas von „Lamprospora retispora, der netzsporige Moosling ... warum in die Ferne schweifen ...“ zu „Gelöst: Lamprospora tortulae ruralis“ geändert.
  • Hallo zusammen,


    die Art Lamprospora tortulae ruralis ist nun sicher durch den Spezialisten bestätigt. Danke dir Nobi für die Vermittlung. Torsten Richter war als Spezialist für Lampro- und Octospora so freundlich meinen Beleg nachzuuntersuchen und bestätigt die Lamprospora tortulae ruralis. Er schreibt dazu:

    Typisch für die Art ist die Größe und der auffällige Randsaum. Asci 225- 245 x 18- 20 µm, 8sporig, uniseriat; Paraphysen blass orange, gerade, Durchmesser apikal 5,5- 6,5 (-7,5) µm; Sporen globos, unregelmäßiges Retikulum, (15-) 16- 17,5µm, mit einem zentralen Tropfen (Durchmesser 10- 12 µm), ma. Durchmesser der Maschen 3,5- 5µm, Leisten 0,5- 1 µm breit und hoch.


    Zur Kartierung ist er gemeldet. Auf Pilze Deutschland finden sich 10 Nachweise und keiner für Rheinland-Pfalz.


    Zusätzlich möchte ich auch noch etwas über den Fundort berichten, für alle Interessierten.

    Gefunden habe ich die Lamprospora auf kleineren Moosstückchen auf meinem Rasen. Diese Moossorte (Syntrichia = Tortula) wuchs aber nicht auf dem Rasen, sondern wächst in Unmengen auf dem Welldach unseres alten Schuppenverhaus (siehe Bilder). Ich vermute, dass die Moosstückchen von dort herabgeweht wurden, eines samt der Lamprospora. Leider konnte ich auch auf dem Dach keinen weiteren Fund nachweisen, obgleich ich von der Leiter aus auch nicht das ganze Dach einsehen kann. Es ist also durchaus möglich, dass sich in den Mengen dort doch noch irgendwo etwas verbirgt. Wäre zu beobachten. Muss mich nochmal damit beschäftigen, was die Haupterscheinungszeit ist. Das Moos macht seinem Namen also alle Ehre: "Dach-Drehzahnmoos".



    LG Sebastian

  • Servus beinand',

    und wenn ihr jetzt alle fleißig auf den Dächern nach dem Becherling sucht, werdet ihr auch vermehrt Arrhenia spathulata finden.

    Die meisten meiner Funde machte ich auf eben diesen Dächern auf diesen Moosen.

    Manchmal, dann eher auf Flachdächern, auch zusammen mit Arrhenia rickenii.

    Ich hab da als Kaminkehrer natürlich einen kleinen professionellen Vorteil.:)

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Falls Du noch genügend Material zur Verfügung hast, könnte ich Dir die Adresse eines lieben Freundes und Moospilz-Spezialisten vermitteln.


    Liebe Grüße, Nobi

    Lieber Nobi,


    auch ich würde ganz gern auf dieses Angebot zurückkommen. Von dieser unbekannten Lamprospora, die ich aufgrund des Schlüssels bei octospora.de als "miniata agg." kartieren würde, habe ich noch mindestens einen jungfräulich-unbeschädigten FK und könnte auch von dem Moos selbst, das ich leider nicht bestimmen kann, etwas dazutun.


    ,

  • Lieber Nobi,

    auch ich würde ganz gern auf dieses Angebot zurückkommen. Von dieser unbekannten Lamprospora, die ich aufgrund des Schlüssels bei octospora.de als "miniata agg." kartieren würde, habe ich noch mindestens einen jungfräulich-unbeschädigten FK und könnte auch von dem Moos selbst, das ich leider nicht bestimmen kann, etwas dazutun.

    Alles klar, Pedro. Ich habe Kontakt mit dem oben genannten Spezialisten aufgenommen.

    Weiteres per PN.


    LG, Nobi

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