Peltigera ponojensis mit Nectriopsis lecanodes

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.311 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von thorben96.

  • Moin,

    Vor etwa 10 Jahren wurde von hier ein Beleg ans Herbarium in Vilnius (BILAS) gegeben, heraus kam Peltigera ponojensis mit Befall von Karstiomyces peltigerae. P. ponojensis gilt hier nicht als selten, aber wohl auf sandige Standorte beschränkt. Von K. peltigerae habe ich keine Ahnung wie der aussehen soll ...

    Das Biotop ist seither weitgehend unverändert, deswegen gehe ich davon aus, dass das immer noch die gleiche Art ist. Die übrigens sehr vielfältig daherkommt, sowohl im Jahresverlauf als auch nach Alter und abhängig von der Witterung.


    Heute nun mit zahlreichenden Nectriopsis lecanodes. Die Bestimmung (ohne Garantie) des Pilzes anhand des Fotos stammt von Jurga Motiejunaite, die damals auch die Bestimmung vorgenommen hatte. Björn hatte die im Forum auch schon gezeigt. Finde ich sehr plausibel.


    Und das könnte noch was anderes sein


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    schöne Vorstellung (mit vielen Details) einer zumindest in Westeuropa recht seltenen Schildflechte (das cf. kannst Du getrost weglassen). Schwer vorstellen kann ich mir nur, dass die Art an dem von Dir beschriebenen Standort (ehemaliger Acker mit sandigen Böden) die alleinige Schildflechten-Art ist. Bei mir in Deutschland zählen solche noch relativ jungen Standorte zu den typischen Fundorten der häufigen Peltigera rufescens und nur höchst selten gesellt sich P. ponojensis dazu.


    Die beiden Arten sind sehr nah miteinander verwandt und beim Blick von oben nur beim Vorhandensein von Apothecien zu unterscheiden, wobei P. rufescens nahezu immer mit Apothecien anzutreffen ist, während P. ponojensis in Deutschland nur selten Apothecien ausbildet. Anhand der Unterseite (Adernetz und Rhizinen) ist aber immer eine Unterscheidung möglich.


    Wie Du auch schon schreibst, ist Peltigera ponojensis sehr variabel im Erscheinungsbild (in Abhängigkeit vom Standort, vom Alter der Thalli, von der Witterung usw.). Dies gilt aber auch für fast alle anderen Schildflechten-Arten und führt immer wieder zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Bestimmung.


    Zu den variablen Eigenschaften vieler Schildflechten gehört auch die Färbung. Diese wird bei allen Arten in gewissen Grenzen vom Standort und von der Witterung beeinflusst, es gibt aber auch individuelle (evtl. durch Pigmentdefekte bedingte) Unterschiede, die eine größere Abweichung von der üblichen Färbung zur Folge haben.


    So findet man öfters mal grünliche Exemplare bei normalerweise blaugrauen, graubrauen oder schwarzgrünen Arten. Zur Illustration hier Fotos einer grünlichen Form von P. ponojensis:


    Peltigera ponojensis, grünliche Form


    Rhizinen in der Seitenansicht


    Unterseite mit Adernetz


    mit jungen Apothecien


    mit älteren Apothecien


    LG Ingo

  • Hallo Ingo, ich habe gestern noch alle Peltigeras in der Nähe, die auf Sand/Kies wachsen, abgeklappert. Das ist alles ausnahmslos P. ponojensis. Ansonsten habe ich hier nicht viele Arten Peltigera, dazu sind die Wälder zu trocken und zu nadelig.


    Im NSG nebenan wurden nachgewiesen

    Peltigera canina (L.) Willd. on soil.

    Peltigera didactyla (With.) J.R. Laundon on soil.

    Peltigera neckeri Hepp on wood of Acer platanoides and Quercus robur.

    Peltigera praetextata (Flörke ex Sommerf.) Zopf on a trunk of Fraxinus excelsior.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    vielen Dank für die zusätzlichen Informationen. Im Vergleich mit dem nordwestdeutschen Tiefland kann bei Dir eher von vielen Arten Peltigera die Rede sein. Die Natur im Umfeld deines Wohnortes ist auch insgesamt noch sehr reichhaltig, Deine zahlreichen Beiträge hier im Forum geben eine gute Vorstellung davon.


    Ich vermute auch mal, dass sich die Stickstoffeinträge aus der Luft in Litauen noch in Grenzen halten. In Deutschland liegen sie in vielen Regionen bereits deutlich über dem, was viele Ökosysteme verkraften und so geht es hier mit der Biodiversität trotz aller Bemühungen des Naturschutzes immer weiter bergab.


    Zurück zu den Schildflechten: Die vergleichsweise häufige Peltigera rufescens hatte ich (wegen ähnlicher Ansprüche) im Umfeld deines P. ponojensis-Vorkommens vermutet. Das war nicht der Fall, in nicht zu trockenen Sand- oder Kiesgruben mit noch jungen, basenreichen Böden sollte sie aber auch bei Dir zu finden sein.


    LG Ingo

  • kruenta

    Hat den Titel des Themas von „Peltigera cf. ponojensis mit Nectriopsis lecanodes“ zu „Peltigera ponojensis mit Nectriopsis lecanodes“ geändert.
  • Hallo Bernd,

    Heute nun mit zahlreichenden Nectriopsis lecanodes. Die Bestimmung (ohne Garantie) des Pilzes anhand des Fotos stammt von Jurga Motiejunaite, die damals auch die Bestimmung vorgenommen hatte. Björn hatte die im Forum auch schon gezeigt. Finde ich sehr plausibel.

    Diesen Fund habe ich mir auch angeschaut und es ist Nectriopsis lecanodes.

    Leider waren viele Frk. unreif und bei anderen waren die Sporen nicht mehr vital.

    Ein paar vitale Sporen konnte ich messen, die auch zu dieser Art von der Größe her passen.

    Hier sind die Bilder:

    1.


    2.


    3.


    4. Sporen 11,5-12 x 4,5 Mikrometer (Allerdings wurden nur 4 Sporen gemessen)


    Wenn ich mit den Fund von Klaas vergleiche und seinen tollen Skizzen (Siehe hier), dann passt das.


    VG : Thorben