Hirsch heiß ich

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 8.047 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    bei der Tour ins Depot am 27.3.2021 habe ich auch eine Portion Dammwildlosung eingepackt und in Kultur genommen. So langsam zeigen sich dort auch die ersten kleinen Pilze.


    1. Pilobolus roridus. Sporen messen (5.9-7.7) µm x (3.5-4.6) µm, Q=1.5-1.7


    2. Ascobolus albidus


    3. Eine Sordaria mit Sporen von (16.0-18.9) µm x (8.6-10.6) µm, Q=1.6-2.0, (17.0+-0.7) µm x (9.6+-0.5) µm, Q=1.8+-0.1, die ich dann gerne S. fimicola taufen würde.


    Björn

  • Sehr schön mal wieder, Björn!:thumbup:

    Natürlich dreimal richtig eingelocht, zumindest meiner Meinung nach!


    Langsam entwickelt sich das.

    Erst kommt der Felli mit vier Sporormiellen an - und alle richtig bestimmt!

    Matthias kann inzwischen Podospora, wie man u.a. hier sehen kann.

    Und der Manfred hat die kleinen Dungtintlinge im Griff.


    Da brauche ich ja nur noch Korrektur zu lesen.;)

    So darf das gern weitergehen.

    Soll nur noch einer sagen, dass die Dungpilze schwierig sind.


    Nobi


    PS. Den Titel des Threads sollte man nicht zu schnell aussprechen.:D

    Kenne ich auch noch aus meiner Kindheit.

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    um Paul Breitner zu paraphrasieren: Das läuft ja im Moment wirklich sehr flüssig mit den Dungpilzen ;) Offenbar haben wir hier mit dir einen wirklich guten Lehrer, der uns Artenkenntnis und Freude an den Dungpilzen exzellent vermitteln kann.


    Björn

  • Hallo zusammen,


    es geht munter weiter auf dem Damwild.


    1. Früh morgens erwischt man immer noch Pilobolus roridus


    2. Saccobolus depauperatus mit Sporenclustern von 37 µm x 12 µm und Sporen von (14-16) µm x 7 µm


    3. Versteckt unter einem Köttel dann eine handvoll relativ großer, leuchtend orange-gelber Fruchtkörper. Sporen messen (11-12) µm x (5-6) µm und sind glatt. Mit dem Doveri-Schlüssel lande ich mit uniseriaten, zylindrischen Asci bei Cheilymenia, aber da paßt dann mit den kleinen Sporen keine Art. Haare sind scheinbar keine vorhanden und es gibt nur rundliche Zellen auf der Außenseite. Eine rechte Idee habe ich im Moment nicht dazu... oder ist das eine Cheilymenia granulata, bei der die Sporen einfach zu klein geraten sind?


    Björn

  • Schöne Bilder wieder, Björn!

    Es freut mich natürlich, dass Du nicht nur "Phytos" sondern inzwischen auch "Dungis" ganz gut kannst!:)

    1. Früh morgens erwischt man immer noch Pilobolus roridus

    Immer diese Frühaufsteher!:rolleyes:

    Kein Wunder, dass ich den so selten zu Gesicht bekomme.

    2. Saccobolus depauperatus mit Sporenclustern von 37 µm x 12 µm und Sporen von (14-16) µm x 7 µm

    In der von Jahr zu Jahr schwieriger werdenden Gattung (wie übersichtlich war es doch, als man nur die Arten der Monografie Van Brummelens kannte!), gehört Saccobolus depauperatus zu denen, die sich recht einfach und sicher ansprechen lassen, wie Du auch hier wieder beweist.

    3. Versteckt unter einem Köttel dann eine handvoll relativ großer, leuchtend orange-gelber Fruchtkörper. Sporen messen (11-12) µm x (5-6) µm und sind glatt...

    Eine rechte Idee habe ich im Moment nicht dazu... oder ist das eine Cheilymenia granulata, bei der die Sporen einfach zu klein geraten sind?

    Die großen globosen Zellen des äußeren Excipulums passen schon mal sehr gut zu Cheilymenia granulata, auch sind die Paraphysen typisch.

    Nach Moravec gibt es eine Ch. granulata var. microspora mit Sporen um 10-13,5 x 4-6 µm!

    Wobei diese sowie die ebenfalls kleinsporige var. striata bisher wohl nicht aus Europa bekannt sind.


    Drei Aber!

    1. Sind die Sporen tatsächlich ausgereift?

    2. Eine Längsstreifung der Sporen muss vorhanden sein (am besten 1000fach in BWB kontrollieren)

    3. Wenigstens einige hyphoide Haare sollten an der Außenseite zu finden sein.


    Vielleicht kannst Du Dir die Apothecien in dieser Hinsicht nochmals anschauen.


    Liebe Grüße, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    im zweiten Anlauf paßt dann alles deutlich besser zu C. granulata. Da war der erste Fruchtkörper wohl einfach noch nicht reif genug. Sporen messen jetzt (14,5-15,7) µm x (7,0-7,8) µm und in BWB ist auch ein zartes, längsgestreiftes Ornament erkennbar.


    2. Hier tendiere ich zu Lasiobolus cuniculi. Sporen messen (17,0-19,4) µm x (11,2-13,2) µm.


    3. Des weiteren gab es eine Gruppe Tintlinge mit Hutdurchmessern um 1 cm. Makrofotos habe ich leider nicht gemacht, die jungen Hüte waren aber sehr "wollig". Das Velum besteht aus länglichen, dünnwandigen Zellen, so daß ich zu den Lanatuli komme. Die Basidien sind 4-sporig und Sporen messen (9.7+-0.6) µm x (5.9+-0.3) µm, Q=1.6+-0.1, (8.7-10.9) µm x (5.2-6.5) µm, Q=1.5-1.8. Da das Velum einheitlich ist und die Zellen <30 µm breit sind, komme ich mit der Nobischen Tintlingstabelle zu C. pseudoradiata. Von den Sporenmaßen her paßt C. villosa allerdings etwas besser.

  • 1. im zweiten Anlauf paßt dann alles deutlich besser zu C. granulata.

    Mit der jetzigen Sporengröße und der feinen Längsstreifung sollte das nun tatsächlich Cheilymenia granulata sein, Björn.

    2. Hier tendiere ich zu Lasiobolus cuniculi.

    Ich sehe da auch nichts anderes. Ganz typisch die biseriaten Asci und die schlanken Haare.

    3. Von den Sporenmaßen her paßt C. villosa allerdings etwas besser.

    Ich denke, die Sporen passen gerade noch zu Coprinopsis pseudoradiata.

    Wichtiger scheint mir hier die Beurteilung des Velums. Dieses besteht bei villosa aus zwei Typen, einmal sind das wurstförmige, aufgeblasene Zellen, die nach Nagy et al 40-88 µm breit werden können, sowie verzweigte, schmale Zellen von 2-5 µm Breite.

    Nachlesen und vergleichen kannst Du mit der Erstbeschreibung in der Mycologia 105/1 (2012).

    Auch Andreas Melzer zeigt schön die zwei Velumtypen und gibt sogar noch größere Sporen an.

    Coprinopsis villosa.pdf


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    ich habe jetzt noch mal einen Blick auf das Velum geworfen und kann dort ganz klar eine zweite Art von Zellen erkennen:


    Dann stellt sich mir aber natürlich die Frage, inwiefern mein Fund nicht auch C. candidolanata sein kann, die in deiner Tabelle erwähnt wird. Wenn ich in den Schlüssel von Andreas Melzer schaue, läuft die Unterscheidung von C. candidolanata und C. villosa dort in erster Linie über die Farbe des Velums bei jungen Fruchtkörpern. Wenn ich mir das bei meinem Fund so anschaue, würde ich hier eher zu weiß als braun tendieren (zumindest, was das reine Velum anbelangt. Die Huthaut darunter schimmert dann bräunlich durch) und somit bei C. candidolanata landen. Andererseits erscheint mir das Velum bei C. villosa in der Dokumentation von Andreas Melzer auch ziemlich weiß zu sein... Was meinst Du?


    Björn

  • Was meinst Du?

    Kniffliges Problem, Björn.

    Ich kenne beide Arten nicht und vermag das trotz Deiner guten Dokumentation aus der Ferne nicht zu beurteilen.

    Die Dokumentation von Andreas hänge ich mal noch an.

    Coprinopsis candidolanata.pdf


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    die schwierigen Probleme machen ja gerade den Reiz der Pilze aus. Egal auf welchem Substrat sie nun wachsen. Dann schauen wir mal, ob der Hirsch auch noch einfachere Kandidaten produziert. Im Moment hat er leider gerade seine anamorphe Phase :D


    Björn