Hallo liebes Forum,
Am Wochenende waren wir auf den Spuren eines bekannten Mykologen aus Sachsen-Anhalt – Karl Kersten. Die wenigsten (oder vielleicht gar keiner) werden ihn wenigstens vom Hörensagen kennen.
Karl Kersten hat war vor und nach dem 2. Weltkrieg im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt als Mykologe tätig, hat dort die Pilzkartierung unter den damaligen Pilzberatern forciert. Deshalb sind vor allem aus den Jahren 1930-1970 viele Daten auf ihn zurückzuführen.
Durch ihn ist die sogenannte „Morchel-Linie“ im südlichen Fläming bekannt geworden, die eigentlich die „Lorchel-Linie“ heißen muss. Denn nicht die Speisemorchel Morchella esculenta war dabei gemeint, sondern die Frühjahrslorchel Gyromitra esculenta. Dort wurden in den 30er Jahren unglaubliche Mengen an Frühjahrslorcheln gefunden. Die Pilzsammler aus den Ortschaften um Grimme nannten die Pilze aber „Morcheln“, deshalb „Morchel-Linie“.
Damals wurde die Frühjahrslorchel oft noch zu Speisezwecken gesammelt.
Deshalb machten wir uns am Wochenende auf, um auf dieser Linie nach den Frühjahrslorcheln zu suchen. Diese Pilze sind für uns aus dem südlichen Sachsen-Anhalt doch etwas Besonderes, da es die entsprechenden Habitate (sandige Kiefernwälder) im Süden von Sachsen-Anhalt nicht gibt.
Im Gebiet um Grimme - Golmenglin sind solche Habitate zu finden.
Dort machten wir Station.
Da wir im letzten Herbst, dort auch eine große Waldbrandstelle aus dem Jahr 2019 aufgesucht haben, versuchten wir es erst dort. Vom Biotop konnte es passen: offene Flächen, Kahlschlag, viel Holz im Boden.
Wir mussen nicht lange suchen, dann entdeckten wir die ersten Fruchtköper.
Und es hörte nicht auf: hunderte, vielleicht tausende Fruchtkörper waren auf der Fläche zu finden, meist noch recht jung, aber einige doch schon größer. Für uns ein unglaublich schöner Fund.
Manchmal waren die Stiele der Lorcheln nicht ganz weiß, sondern bis ins graulila gefärbt (ähnlich der Bischofsmütze Gyromitra infula).
Leider haben wir dazu in der Literatur nichts gefunden. Vielleicht hat jemand so etwas auch schon festgestellt..
Danach haben wir auch angrenzende, noch intakte Kiefernschläge abgesucht und sind auch dort auf sehr viele Lorcheln gestoßen.
Es scheint dieses Jahr ein gutes Lorchel-Jahr zu sein.
Auf jeden Fall für uns!
LG Ulla